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Vino, hachís y mujeres

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Vino, hachís y mujeres

Beitrag von Nergal »

Danke für die Funkdisziplin während der Beitragserstellung!
Zuletzt geändert von Nergal am So 16. Apr 2017, 13:16, insgesamt 2-mal geändert.
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Wolf-Ingo

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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Vino, hachís y mujeres
2016 mit der Domi in Spanien
Nach fünfjährigem Freiheitsverlust mit seltenem Freigang ist es soweit: Inspiriert von Jack Kerouac („Engel, Kif und neue Länder“) beschließe ich die Fesseln der bürgerlichen Existenz vorübergehend abzustreifen und mich drei hemmungslose Wochen lang den Lüsten eines orgiastischen Lebens hinzugeben. Meiner Frau mache ich weis, mit dem Motorrad eine Bildungsreise machen zu wollen. Das Reiseziel ist Spanien. Für die Strecke ist meine Gefährtin, eine 28 Jahre alte Urdomi namens „Schwarzes Luder“, bestens gerüstet. Kürzlich bekam sie eine stärkere Ölpumpe und eine nagelneue Nockenwelle. Nicht dass die alte defekt gewesen wäre; der Dekompressionsmechanismus klapperte ein wenig. Das ging mir derart auf den Geist, dass ich ihr neue Teile gönnte. Jetzt klingt sie wieder so, wie sie soll. Eigentlich müsste ich ja sagen: „klänge“, denn eine langanhaltende Schlechtwetterperiode verhindert tagelang, dass es losgehen kann. Und so steht mein aufgepacktes Luder traurig in der warmen Keller-Werkstatt und leidet still vor sich hin. Mir geht es nicht besser!
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Zuletzt geändert von Nergal am Mo 17. Apr 2017, 15:32, insgesamt 2-mal geändert.
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Wolf-Ingo

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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

20. Mai: Endlich zeigt der Wetterbericht wenigstens für einige Tage Positives an. Nach dem Mähen des eigenen Rasens geht es gegen 11.00 Uhr los – von Oberfranken Richtung Baden. Wenn ich mein Alter zu den Jahren der Domi und meiner Rollei 35 SE addiere, dann sind jetzt 132 Jahre auf Achse. Dafür sind wir eigentlich noch ganz flott unterwegs!
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Es geht los!
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Zuletzt geändert von Nergal am Mo 17. Apr 2017, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Das Thermometer schafft es hinauf bis auf 20 Grad, und der Himmel wird immer heiterer. In Würzburg stehe ich im Stop-an-Go-Verkehr vor einer (zumeist) roten Ampel und werde Zeuge eines Auffahrunfalls. Wie schafft man es nur, in einer mit Schritttempo kriechenden Schlange den bremsenden Vordermann zu übersehen? Drei Kilometer weiter rolle ich langsam an das Ende der nächsten Schlange. Die Straße hinter mir ist frei und gut einsehbar. Plötzlich quietschen Reifen hinter mir. Nur knapp entgehe ich selbst einem Kamikaze-Attentat. Was ist heute nur los? Als ich auf der Dosenbahn Richtung Heilbronn brettere, kommt die Auflösung: Ich überhole eine junge Frau, die bei Tempo 110 wie eine Besessene auf ihr Smartphone einhackt und die Fahrbahn keines Blickes würdigt. Aha! Die Generation Facebook ist unterwegs. Das kann ja noch heiter werden auf unseren Straßen. Gegen 17.00 Uhr komme ich am Zeltplatz „Tunisee“ nahe Freiburg vorbei, wo man mich von meinen Freigängen gut kennt.http://www.tunisee.de/Ich beschließe, den Fahrtag hier zu beenden und werde von den Damen an der Rezeption herzlich begrüßt. Der Platzuntergrund ist vom Dauerregen der vergangenen Tage und Wochen völlig aufgeweicht. Abends koche ich - entgegen meiner Gewohnheit - nicht ab, sondern gönne ich mir eine Portion Wildlachs im Platzrestaurant.
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Zeltplatz &quot;Tunisee&quot;
Zeltplatz "Tunisee"
Zuletzt geändert von Nergal am Sa 15. Apr 2017, 15:52, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

21. Mai: Aufstehen bei strahlendem Sonnenschein gegen halb acht. Zum Frühstück gibt es zwei harte Eier, ein Brötchen und Kaffee vom Zeltplatz-Kiosk. Gegen halb elf breche ich auf und nehme die Autobahn über Mulhouse nach Besancon-West und weiter auf der Route National 83 Richtung Lyon. Als ich mich in der Tanke von Lons le Saunier mit „merci“ bedanke, bekomme ich auf Deutsch zu hören: „Gern geschehen“ und dann noch ein freundliches „Tschüs“. Tempora mutantur! Zu meinen Jugendzeiten durfte man noch froh sein, nicht angespuckt zu werden, wenn man als Deutscher erkannt wurde. Was wohl Madame Le Pen dazu meint? Egal, schön isses, das friedliche Miteinander!
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Bei Besancon
Bei Besancon
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Wegen des guten Wetters entscheide ich mich in Lyon, die Route du Soleil durch das Rhonetal zu verschmähen und meinen Weg über das Zentralmassiv zu nehmen. Am nächsten Tag werde ich das bitter bereuen! Gegen 19.00 trudele ich in Le Puy ein, kaufe mir im Supermarkt noch eine Pulle Roten und verziehe mich dann auf den örtlichen Zeltplatz. Eine Instant-Kartoffelsuppe und ein Brötchen aus Freiburg bilden mein frugales Abendmahl. Die junge Frau an der Rezeption ist wirklich reizend; ihre Botschaft ist es leider nicht: Morgen soll es in Strömen regnen. Mist!!!!! Wenigstens schmeckt der Gigondas für schlappe neun fuffzich. Schade nur, dass mir eine ganze Buddel zu viel ist und ein Teil des guten Weins der Baumbewässerung dient.
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Le Puy
Le Puy
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

22. Mai: Ich stehe schon um 7.15 Uhr auf und packe in Windeseile, um meine Siebensachen nicht im Nassen zusammenklauben zu müssen. Gegen 9.00 sitze ich auf dem Töff. Es ist windig und kühl. Ich taste mich durch Le Puy und tuckere über Nebensträßchen Richtung St. Flour. In Roffiac ziehe ich zu Pullover und langer Unterwäsche noch eine Strickjacke unter den gefütterten Kittel und schiebe mir einen Müsliriegel zwischen die Kiemen. Ich ahne, dass dies für lange Zeit der letzte Zwischenstopp im Trockenen gewesen sein könnte.
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In Roffiac
In Roffiac
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Bereits 50 km weiter zwingt mich eine dunkle Regenwand in die Regenkombi. Hätte mich jemand beim Anziehen beobachtet, wäre er aus dem Lachen kaum herausgekommen: Da meine Stiefel nicht mehr wasserdicht sind, muss ich sie ausziehen, um Radlersocken auf die Füße zu bekommen. Ich kann mich aber immer nur eines Stiefels entledigen und muss auf dem beschuhten Bein wie ein Storch balancieren, denn auf den matschigen Boden will ich meine Socken nicht setzen. Die ganze Aktion gleicht einem längeren artistischen Tanz, bei dem ich Stürze nur knapp vermeiden kann. Zu allem Überfluss hat die neue Regenjacke enge Bündchen, in die man die Handschuhstulpen kaum hineinbekommt. Bald schüttet es unaufhörlich wie aus Kübeln. Mit 12 bis 13 Grad ist es auch nicht gerade angenehm temperiert. Ich friere! Da Sonntag ist, finde ich auf den ersten 310 km Strecke keine offene Tanke, nur Spritautomaten, an denen es keinen Kaffee gibt. Vor Cahors bleibt mir nichts anderes übrig, als einem Tankautomaten meine Kreditkarte anzuvertrauen. Natürlich kommt dann nur wenige Kilometer später die erste und einzige offene Tanke, an der ich auch Kaffee gekriegt hätte. Zu spät! Bei miesem Wetter dringe ich über Agen und Lectoure weiter nach Süden vor: In Auch streiche ich gegen 19.00 Uhr die Segel und gönne mir ausnahmsweise ein warmes Zimmer im örtlichen Ibis-Hotel. Die Domi lasse ich vollständig aufgepackt vor dem Hoteleingang stehen. Da ich keine demontierbaren Koffer besitze, darf ich bei strömendem Regen frische Unterwäsche, Jeans und den Kulturbeutel aus dem Gepäck klamüsern. Natürlich sitzt jedes Teil an einer anderen Stelle. Dann kommt endlich der gemütliche Teil des Tages: eine ausgiebige heiße Dusche, ein großer Salat und ein halber Liter Ventoux im Hotelrestaurant. Das Steak hätte mich schon sehr gereizt, aber ich will noch ein paar Kilo abnehmen. Im Hotel nächtigen auch drei Briten mit richtig großen Maschinen. Den untermotorisierten Domitreiber würdigen sie keines Blickes.
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Ibis-Hotel in Auch
Ibis-Hotel in Auch
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 17. Apr 2017, 13:48, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

23. Mai: Ich genieße ein ausgedehntes Frühstück und begebe mich gegen halb zehn auf die Reise. Das Wetter bleibt instabil, hält aber keinen Dauerregen mehr bereit. Meine Dankbarkeit kennt keine Grenzen, denn die neue Regenjacke von Held hält leider nicht ganz dicht. Mein Versuch, in Tarbes eine Regionalkarte in einer Bar-Tabac zu kaufen, schlägt fehl. So etwas gibt es jetzt nur noch im Hypermarché. Leider ein Zug der Zeit: Das Frankreich der Siebziger Jahre, das ich so liebte, das einen florierenden Mittelstand aufwies, mit kleinen Läden und zahllosen Tankstellen an jeder Straßenecke, ist längst passé. Die vom Strukturwandel wirtschaftlich abgehängten Verlierer wählen wahrscheinlich alle den Front National. In Lourdes kriege ich schließlich meine Karte, doch endet deren Blatt leider westlich der Stadt, was sich schon bald als nachteilig erweisen wird. Bei Laruns finde ich mühsam den Einstieg zur D 915. Hier weist mich ein Schild darauf hin, dass der Col d’Aubenasque gesperrt sei. Will ich den passieren? Keine Ahnung, denn meine Karte endet mitten auf der Strecke! Voller Gottvertrauen fahre ich weiter. Dass mir keine Fahrzeuge entgegenkommen, ist kein gutes Zeichen – und tatsächlich stehe ich nach 20 Kilometern an einer geschlossenen Schranke. Aber wozu fahre ich eine Enduro? Kurz entschlossen umkurve ich das Hindernis und begebe mich hoffnungsvoll auf die einsame Piste.
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Col d'Aubensque
Col d'Aubensque
Zuletzt geändert von Nergal am Di 18. Apr 2017, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Ich kann nur hoffen, dass der Hüttenwirt an der Schranke nicht die Gendarmerie informiert. Vor meinem geistigen Auge sehe ich mich bereits bei Wasser und Brot im Knast und meine Domi am Haken eines Transport-Hubschraubers. Die Kosten werden mich an den Bettelstab bringen! Aber nein, ich werde auf andere Weise bestraft: Die zweite Schranke am Ende der Strecke erweist sich als unpassierbar.
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Das Ende!
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Ich darf den ganzen Weg wieder zurücktuckern und muss einen Riesenumweg machen, um endlich über den Col du Portalet in Spanien einzufallen. Die Passstraße ist wunderbar leer; die Domi fliegt nur so dahin. Jenseits der Anden, Verzeihung: Pyrenäen, vollzieht sich wieder einmal das große, schon öfter bejubelte Wunder: Auf französischer Seite des Gebirges ist man noch frierend im Wolkennebel gefangen, in Spanien dagegen begrüßt einen der sonnige Frühling. Kurz vor Jaca lege ich in den Büschen einen veritablen Strip hin. Wahre Textilberge verschwinden in meinen Koffern. Die Domi kriegt einen halben Liter Öl.
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Strip im Busch
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

In Jaca besorge ich mir Proviant und die obligatorische Pulle Rotwein, um dann meinen Weg durch eine herrlich pittoreske Landschaft über kleinste Nebensträßchen nach Ayerbe zu nehmen. Den dortigen Platz http://www.campinglabanera.com/camping_la_banera/D.htm kenne ich schon von früheren Reisen her. Es ist spät geworden, und auch der alte Benzinkocher namens „Enders Baby“ verlangt eine Reparatur, bevor er sich bequemt, seinen Dienst aufzunehmen. Mit Betrübnis muss ich feststellen, dass das Hitzeschutzblech rechts des Zylinders nur noch an einer Schraube hängt. Das also verursachte das Klappern auf den letzten Kilometern! Fortan reist das wertvolle Teil erster Klasse im Gepäck mit. Als ich gegen halb zehn endlich den Rotwein entkorken kann, zieren zahllose feuchte Textilien die Äste des Baums neben meinem Zelt. Die Nacht wird empfindlich kühl.
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La Banera in Ayerbe
La Banera in Ayerbe
Zuletzt geändert von Nergal am Di 18. Apr 2017, 16:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

24. Mai: Heute gehe ich es gemütlich an: Gegen 8.30 Uhr stehe ich auf, frühstücke in aller Ruhe und breche gegen 11.00 Uhr auf. Es bleibt sonnig und kühl. Die ersten 30 km Strecke von Ayerbe nach Erla führen durch eine herrlich unberührte Macchia. Die Ebro-Ebene dahinter ist umso langweiliger: schnurgerade Straßen durchschneiden ein weitgehend reizloses Agrargebiet. Man riecht die Schweinemastställe. Auf den leeren Straßen komme ich gut voran. Bei Borja mache ich Rast am Rande der Schnellstraße. Der Wind ist lästig. Bald steigen wir das westliche Randgebirge der Ebro-Ebene Richtung Tarazona und Soria hoch. Die Streckenführung wird nun etwas interessanter.
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In der Ebro-Ebene vor Tarascona
In der Ebro-Ebene vor Tarascona
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 17. Apr 2017, 18:01, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Am frühen Nachmittag erreiche ich mein Ziel: Vinuesa, https://de.wikipedia.org/wiki/Vinuesa ein Dorf zwischen Burgos und Soria, mitten in einem bewaldeten Naturschutzgebiet, wo die Spanier während der heißen Monate Kühle und Entspannung suchen. An den vielen Restaurants und Bootsverleihen kann man erkennen, dass hier im Sommer die Hölle los sein muss; jetzt aber herrscht tote Hose. Der Zeltplatz El cobijo http://www.campingcobijo.com/ liegt mitten im Wald und ist fast ausgestorben. Nur die leeren Behausungen der Dauercamper stören die Illusion, fernab der Zivilisation zu sein. Mit viel Mühe gelingt es mir, auf dem unebenen, von zahllosen Baumwurzeln durchzogenen Terrain einen geeigneten Untergrund für mein Zelt aufzuspüren. Nachdem ich mich häuslich eingerichtet habe, fahre ich zum Einkauf nach Vinuesa. An einem alten, abgestorbenen Olivenbaum warte ich die Öffnung des örtlichen Supermercados ab. Auf der alten Markthalle thront malerisch ein – freilich unbesetztes – Storchennest. Zum Abendessen mache ich mir eine große Dose spanischer Fertiggericht-Köstlichkeiten auf und pfeife auf den exorbitant hohen Brennwert von 860 kcal. Ein Übriges tut das leider ziemlich fade schmeckende Weißbrot. Meinen Absacker trinke ich wegen der zunehmenden Abendkühle im Zelt. Unten Impressionen aus Vinuesa
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Vinuesa
Vinuesa
Vinuesa
Vinuesa
Zuletzt geändert von Nergal am Di 18. Apr 2017, 13:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

25. Mai: Ich stehe gegen Mittag auf und koche mir ein schwarzes Instant-Gebräu, das Kaffee sein soll. Zu beißen gibt es Weißbrot vom Vortag, das ich auf der Kocherflamme bähe und Pulpo im eigenen Saft. Ich breite den Poncho aus, nutze meine zusammengefalteten Lederhose als Kopfkissen und genieße es, nach sechs Tagen Fahrt auf diesem idyllischen Fleckchen zu liegen, wo Eichhörnchen, Kuckucke und Spechte in den Bäumen über mir herumturnen.
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Zeltplatz El Cobijo in Vinuesa
Zeltplatz El Cobijo in Vinuesa
Zuletzt geändert von Nergal am So 16. Apr 2017, 11:57, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Mühsam raffe ich mich dazu auf, im Sanitärtrakt das schwächelnde Handy zu laden und meinen Luxuskörper zu reinigen. Warum nur haben Zeltplatzduschen so selten Haken und Ablageflächen für Kulturbeutel und Wechselwäsche? Nachmittags fahre ich nach Soria. Trotz Lederhose und gefütterter Jacke fröstele ich, was eigentlich ideal für einen Stadtbummel wäre. Mich aber zieht es zum ruinösen Kloster San Juan de Duero, https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_S ... ro_(Soria) dessen spektakulärer Kreuzgang mir vor 45 Jahren das erste Mal unterkam. Das war in einem Horrorschinken namens „Die Nacht der reitenden Leichen“. Der mäßig inspirierte Film greift eine in Soria spielende Gruselgeschichte („El rayo de luna“) des spanischen Literaten Gustavo Adolfo Bécquer auf. Der Klosterparkplatz bietet freilich eher Amüsantes: Kaum vom Moto abgestiegen stürzen sich todesmutige Meisen zwischen meine Füße, um Brotkrumen aufzuklauben, die ein seltsames junges Paar aus seinem betagten Kleinwagen schmeißt. Er sitzt hinter dem Steuer und interessiert sich anscheinend für gar nichts; sie dagegen - etwa 1,60 m groß, 90 kg schwer, mit einer Mascara-Orgie um die Augen - stahlt mich aus dem Auto an. Ich lächle freundlich zurück. Als das Kloster seine Pforten öffnet, strebt auch sie dem Eingang zu. Ihrem Begleiter scheint Kunst dagegen schnurz zu sein. Im Kloster spricht sie mich an und findet bewundernde Worte für meine Maschine. Ich erfahre von ihr die Geschichte Bécquers en detail und bekomme einen Tipp auf das spektakuläre Tympanon der Kirche Santo Domingo in Soria. Die gute Frau ist von unstillbarem Mitteilungsdrang; nachdem ich bereits ihr halbes Leben kennengelernt habe, gelingt mir schließlich die Flucht.
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San Juan de Duero
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Beitrag von Nergal »

Nach der Klosterbesichtigung steht Einkaufen auf dem Programm. Im Poligono Commercial finde ich Lidl und Lerclerc. Ich entscheide mich für den französischen Hipermercado und treffe damit eine gute Wahl. Nur hier gibt es ein köstliches Nussbrot, das fortan zum festen Bestandteil meiner Speisekarte werden soll. Auf dem Zeltplatz angekommen bemerke ich betrübt, dass meine Kette trockenläuft. Der Spenderschlauch des Scottoilers ist verstopft. Gut, dass ich stets eine kleine Flasche Kettenfett als Notvorrat mit mir führe. Meine Lederhose Größe 52 wird mir auch langsam zu weit. Um sie am Rutschen zu hindern, bedarf es einer zupackenden Hand am Bund. Bei meinen Stadtbummeln ist das auch nicht gerade bequem! Zeit also, das FdH-Programm abzumildern. Abends wird abgekocht, Wein gesüffelt und mit dem famosen, kleinen Sony-Weltempfänger „Radio Clásica – Radio Nacional de Espana“ gehört. Und um mich herum der Wald und die vielen Tiere, ach was ist das Leben schön!
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Beitrag von Nergal »

26. Mai: Gegen halb zehn stehe ich auf, frühstücke und warte die Maschine: Sie kriegt Kettenspray und ein Viertelliterchen Öl. Zu meinem Entzücken kommt ein Rotkehlchen bis auf Armlänge auf meinen Poncho und greift sich die Brotkrümel ab. Gegen 11.30 Uhr tuckere ich vom Platz und mache mich in die gebirgigen, bewaldeten Sierras auf. Hier sagen sich Fuchs und Hase buchstäblich gute Nacht. Auf schmalen Pisten erklimme ich 1.500 m hohe Pässe und tauche in tiefe, dunkle Schluchten ein. Dabei sind gefährliche Abenteuer zu bestehen: So treiben mich drei aggressive Hirtenhunde zu erheblich schnellerer Gangart als eigentlich gewünscht.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Zahllose Wildwechselschilder säumen den Weg. Der darauf abgebildete Hirsch wirkt so stolz und elegant, dass man auf die Idee kommen könnte, die Tiere versammelten sich nächtens im Wald, um heimlich den Pasodoble zu tanzen. Weniger beeindruckend wirkt auf mich ein Straßensperrschild, das plötzlich vor mir auftaucht. Ich ignoriere es. Mitter der Enduro kommt man ja überall durch! Als dann aber 30 km weiter eine betriebsame Baustelle vor mir erscheint, muss ich da mitten durch. Auf ein Donnerwetter deutschen Musters bin ich innerlich gefasst, doch nehmen die Bauarbeiter meinen Frevel gelassen hin und winkten mich freundlich durch. Am Nachmittag erreiche ich endlich mein Ziel: Burgos, Francos Hauptstadt von 1936. Freilich bin ich nicht deswegen hier, sondern wegen der spektakulären Kathedrale, die ein Juwel europäischer Kunst- und Architekturgeschichte darstellt. https://de.wikipedia.org/wiki/Kathedrale_von_Burgos
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Re: Vino, hachís y mucheres

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Schon beim Abstellen des Motorrads erhalte ich eine Kostprobe spanischer Willkommenskultur: Eine etwa 80jährige Spanierin kommt spontan auf mich zu, äußert sich begeistert über meine Domi, und ihr Begleiter, ein gesetzter Herr mittleren Alters, wünschte mir auf Deutsch eine gute Reise. Da die Kathedrale noch geschlossen ist, mache ich einen Bummel durch die Stadt und höre im Bogen des prachtvollen Stadttors einem Akkordeonspieler zu, der auf freigiebige Touristen spekuliert. Ich lasse etwas springen und werde mit schöner Musik belohnt. Fotografiert werden will der Mann bei seiner – wie er selbst sagt: illegalen – Tätigkeit aber nicht. Schade!
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Stadttor von Burgos
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Wolf-Ingo

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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Nach Besichtigung der beeindruckenden Kathedrale kommt der Einkauf an die Reihe. Dabei erlebe ich eine große Enttäuschung: Der örtliche Hipermercado führt kein Nussbrot! Notgedrungen bunkere ich geschmacksfreies Weißbrot. Erst spät komme ich auf meinen Zeltplatz zurück und fange eilig das Kochen an. Fast reagiere ich unwirsch, als mich jemand von hinten sanft mit „olá“ anspricht. Als ich mich umdrehe, trifft mich fast der Schlag: Es ist einer von den wenigen Spaniern, die wochentags den Platz bevölkern. In der Hand hat er einen Tisch und einen Stuhl für mich. Ich bedanke mich herzlich. Das Abendessen genieße ich jetzt mit königlichem Sitzkomfort!
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

27. Mai: Auf dem Programm stehen eine Beschaffungsaktion zur Bekämpfung der akuten Nussbrot-Krise und ein Ausflug nach El Burgo des Osma. Erst aber frühstücke ich und warte die Domi. Der Kettenöler funktioniert noch im Sparbetrieb, weshalb ich die Spraydose vorerst im Gepäck lassen kann. Die Fahrt nach El Burgo macht echt Spaß. Ich liebe die spanische Provinz wegen ihrer leeren Straßen und des Mangels an Radarfallen. Wo dann doch welche stehen, werden sie vorher angezeigt. Wer jetzt immer noch wie ein Irrer brettert, ist selber schuld an seinem Unglück. Allerdings empfiehlt es sich gelegentlich einen Blick in den Rückspiegel zu werfen. Gerade noch rechtzeitig bemerke ich den Wagen der Guardia Civil hinter mir auf der gut ausgebauten N 122. Nach 10 km Strecke geben sie auf und überholen mich in einem Höllentempo auf der Suche nach einem dankbareren Opfer. Auch ich kann wieder Gas geben und mich dem landesüblich überhöhten Tempo anpassen.

Pünktlich zur mittäglichen Schließung der Kathedrale komme ich in El Burgo de Osma an, https://de.wikipedia.org/wiki/El_Burgo_ ... ad_de_Osma einem Bischofssitz mir gerade einmal 5.000 Einwohnern. Ich bewundere die mittelalterliche Stadtmauer und das barocke Stadtbild. Die Sonne brennt heiß und ich schwitze erbärmlich.
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El Burgo de Osma
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Zuletzt geändert von Nergal am Sa 15. Apr 2017, 17:40, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Die Zeit bis zur Wiedereröffnung der Kathedrale vertreibe ich mir mit einem Ausflug nach Berlanga de Duero, https://de.wikipedia.org/wiki/Berlanga_de_Duero einem sehenswerten 1.000 Seelen-Ort, der 1981 zum nationalen Kulturgut erklärt wurde. Mich interessiert vor allem die mittelalterliche Burg, die damals den Grenzverlauf zwischen Muslimen und christlichen Rittern sicherte. Die massive Grenzanlage zieht auch eine Gruppe ostdeutscher Mitbürger in ihren Bann. Misstrauisch beäugen sie mich. Am Ende beschließen wir in herzlichem Einvernehmen, uns gegenseitig zu ignorieren. Unten: Burg und Ort Berlanga de Duero.
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Berlanga de Duero
Berlanga de Duero
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Berlanga de Duero
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Zuletzt geändert von Nergal am Fr 14. Apr 2017, 20:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Auf der Rückfahrt sehe ich mir die Kathedrale von El Burgo des Osma an und stelle erfreut fest, dass der Gründerbischof - wie ich - ein großer Hasenfreund war. Der Raum, in dem sein Sarkophag steht, ist u.a. mit großen Hasenohren ausgemalt. Well done! Ich kehre erst spät zu meinem Zelt zurück und muss mich sputen, das versiegende Tageslicht zum Kochen zu nutzen. Mittlerweile ist auch die am Wochenende übliche Hektik auf dem Platz ausgebrochen. Zudem ist eine spanische Motorradgruppe eingefallen. Sie fahren keine Mühlen von Sanglas oder Montesa, sondern fast ausnahmslos BMW R 1200 GS. Die Wirtschaftskrise scheint sie nicht tangiert zu haben. Jetzt fällt mir auf, wie stark sich Spanien in den letzten Jahrzehnten verändert hat: Anfang der sechziger Jahre habe ich erlebt, wie sich Kinder um eine von Touristen verschmähte Fischdose balgten; in den 1970er Jahren fuhren die Spanier dann winzige Seat-Kisten, und wir waren mit unserer 50 PS starken Gummikuh der King auf ihren Straßen; jetzt hängen mich ihre Turbo-Diesel locker ab. Es sei ihnen von Herzen gegönnt!

28. Mai: Beim Aufstehen bemerke ich, dass es bedeckt und kühl geworden ist. Auch das Frühstück bereitet mir eine herbe Enttäuschung: Das am Vortag erworbene Nussbrot ist schon ziemlich hart. Deswegen wohl die „offre special“ zu reduziertem Preis! Wenigstens erfreut mich ein kleiner Vogel, kaum größer als ein Schmetterling, exklusiv mit seinem Tanz. Ich beschließe, die drohenden Wolken zu ignorieren und mich übers Gebirg nach Burgos, genauer gesagt: zum Huelgas-Kloster, zu begeben. Ich passiere die Pässe Santa Inés (1.752 m) und Hormaza. Plötzlich verstellt eine Kuhherde mit jungen Kälbern die Straße. Mein Respekt ist gewaltig. Was, wenn sie sich angegriffen fühlen? Nach einigen Minuten des Wartens ist schließlich nur noch eine Kuh auf der Straße. Sie brunzt grade genüsslich. Ich setze jetzt kühn darauf, dass sie keine Lust hat, ihre Erleichterung zu unterbrechen, nur um mich zu jagen – und wage die gefährliche Passage. Eigentlich hätte ich jetzt den „Pour le Merite“ verdient!
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Wilde Bestien versperren den Weg!
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Zuletzt geändert von Nergal am Mo 17. Apr 2017, 18:03, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Bei Monterrubio ist klar, dass ich mein Ziel heute nicht mehr erreichen werde. Der Himmel ist rabenschwarz, und von links nähert sich eine Gewitterzelle in rasendem Tempo. Ich schaffe es gerade noch, meine Regenpelle überzustreifen; für die Regenhandschuhe reicht es leider nicht mehr. Mit brutaler Wucht setzt eine Blitz- und Hagelorgie ein, die wahrhaft Ihresgleichen sucht. Bald geht der Hagel in einen veritablen Wolkenbruch über. Ist das der orgiastische Teil meiner Reise?
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Die Front kommt!
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Zuletzt geändert von Nergal am Sa 15. Apr 2017, 14:00, insgesamt 1-mal geändert.
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