Die Anmeldung zum Domitreffen 2024 im Allgäu ist ab sofort möglich!

Vino, hachís y mujeres

Treffen, gemeinsame Ausfahrten, Reiseberichte und Veranstaltungen.

Moderator: Domitreffen

Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Kein Baum, kein Strauch! Für die Blitze stehe ich wie auf dem Präsentierteller! Ich muss hier weg! Wie Frankenstein von Blitzen umzuckt, tuckere ich zurück zum letzten Dorf. Die Fahrbahn steht tief unter Wasser. Alle Autos sind rechts rangefahren; nur ich taste mich vorsichtig über den Asphalt. Eine offene Kneipe oder ein Café finde ich nicht, dafür einen Kinderspielplatz, wo die gesamte dörfliche Gesellschaft gerade ein Grillfest feiert. Ungefragt geselle ich mich unter ihr schützendes Dach, wo der große Grill steht – und werde herzlich aufgenommen. Eine große Portion Paella und ein schönes Glas Rotwein, von dem ich freilich nur vorsichtig nippe, werden mir freundlich gereicht.
Dateianhänge
Gekaperte Dorffete
Gekaperte Dorffete
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Nach einer halben Stunde ist das Unwetter vorbei. Ich mache Fotos und gebe das Versprechen ab, meinen Gastgebern die Bilder zuzuschicken. Was für freundliche Menschen, was für ein freundliches Land! Viva Espana! Ob ein wildfremder Spanier in Oberfranken die gleiche Gastfreundschaft erlebt hätte? Unten: Gastgeber und Autor (in gelber Regenjacke)
Dateianhänge
Bild47A.jpg
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Mit nassen Händen und eiskalten Füßen trete ich die Rückfahrt an. Zum Überziehen der Goretex-Radlersocken hatte die Zeit ja nicht mehr gereicht. Auch die Besitzer des schönen Storchennestes in Salduero haben Opfer bringen müssen: Einer der Jungstörche liegt tot auf der Straße.
Dateianhänge
Storchennest in Salduero
Storchennest in Salduero
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Der Abend wird ungemütlich. Der Wolkenbruch hat viel Sand auf das unter der Zeltplane lagernde Gepäck befördert; zudem ist Wasser auf die Plastikplane unter dem Zeltboden gelaufen und drückt nach oben. Gottseidank hatte ich den Schlafsack sorgfältig auf der Isomatte platziert, sonst wäre die Nacht gelaufen gewesen. So beschränken sich die Widrigkeiten vor allem darauf, dass ich einen viel zu kühlen Rotwein trinke und das Abkochen regenbedingt flachfällt. Aber es gab ja heute Nachmittag schon Paella. Während meines Ausritts hat sich der spanische „Honda-Transalp-Club“ auf dem Platz etabliert. Man lädt mich zum gemeinsamen Grillen ein, doch dämmere ich bei dem Regengeprassel in meinem Zelt einfach weg.

29. Mai: Es hat die ganze Nacht geregnet. Meine Stimmung ist gedämpft: Die Apsis ist voller nasser Klamotten, und das Frühstück findet notgedrungen im Zelt statt. Da ich den Kocher vorsichtshalber außer Betrieb lasse, gibt es auch keinen heißen Kaffee.
Dateianhänge
Zelt-Regenchaos
Zelt-Regenchaos
Zuletzt geändert von Nergal am Sa 15. Apr 2017, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Der dräuende Himmel will, dass ich heute auf dem Platz bleibe. Also ist eingehende Körperpflege angesagt. Die Toiletten hier müssen von McKinsey konstruiert worden sein. Eine Zeitschaltuhr begrenzt die Erleuchtung der engen Kabinen auf gerade mal drei Minuten. Wer länger braucht, hat Pech gehabt. Der Lichtschalter ist nämlich außen angebracht. In der jetzt einsetzenden totalen Finsternis findet der Säumige weder Klopapier noch Wasserspülung. Es bleibt dem Verzweifelten nur übrig, in die Dunkelheit hineinzuhorchen, ob die Luft draußen rein ist und mit heruntergelassener Hose das Licht im Gang wieder anzuknipsen. Gut, wenn die weibliche Reinigungskraft grade nicht anwesend ist. Bei künftigen Toilettengängen ziert eine Stirnlampe mein schütteres Haupt!

Den Rest des Tages verbringe ich mit der Trockenlegung meines 20 Jahre alten Nobelzelts. Die nassen Klamotten werden der Wäscheleine überantwortet. Wegen der ständigen Regenschauer hänge ich die Sachen mehrfach auf und ab. Sisyphusarbeit!
Dateianhänge
Trockenversuche im Regen
Trockenversuche im Regen
Zuletzt geändert von Nergal am Sa 15. Apr 2017, 19:43, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Abends gibt es einen akustischen Höhepunkt: Nach Tagen, in denen Gounod oder Meyerbeer das Programm dominierten, bringt Radio Clásica die Leningrad-Sinfonie von Schostakowitsch. Ein wunderbares Werk! Ich muss an die armen Menschen in dieser Stadt denken, denen die Wehrmacht ein entsetzliches Leid zugefügt hat. (Wem solche Gedanken „zu politisch“ erscheinen, dem stelle ich anheim, jetzt den Badenweiler-Marsch zu intonieren.) Nach Schostakowitsch lausche ich einem Interpretationsvergleich von Schuberts Opus 7 Nr. 3 („Der Tod und das Mädchen“), das mir unter die Haut geht. Wenn jetzt noch eine Gesamtaufnahme der „Winterreise“ käme! Kommt aber nicht. Stattdessen bricht eine Nacht an, in der selbst das Tragen von langer Unterwäsche und eines Pullovers im Daunenschlafsack nicht über die Saukälte hinweghilft. Gegen vier Uhr morgens werfe ich mir schließlich auch noch die gefütterte Motorradjacke über meine Schlafpelle. Der Erfolg ist mäßig.

30. Mai: Wie schön! Morgens lässt sich die Sonne gelegentlich zwischen den dichten Wolken sehen. Nach dem Frühstück fahre ich nach Soria und versuche vergeblich eine banale Schraube M 6 x 10 zur Befestigung meines Hitzeschutzblechs zu ergattern. Regelrechte Baumärkte scheinen die Spanier wohl nicht zu kennen, oder ich bin einfach nur zu blöd, einen zu finden. Selbst die Motorradhändler vor Ort sind überfordert. Mehr Glück habe ich mit dem Auffinden der Klosterkirche Santo Domingo de Soria, die ein wahrhaft beeindruckendes Tympanon aufweist. https://es.wikipedia.org/wiki/Iglesia_d ... go_(Soria)
Dateianhänge
Santo Domingo de Soria
Santo Domingo de Soria
Santo Domingo de Soria
Santo Domingo de Soria
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Die Besichtigung des keltischen Oppidums Numantia https://de.wikipedia.org/wiki/Numantia scheitert an der montäglichen Schließung. Auf der Rückfahrt zum Platz entgehe ich nur knapp einer kräftigen Dusche. Ich lasse den Tag mit Rotwein und den Brandenburgischen Konzerten ausklingen.

31. Mai: Das Wetter hat sich endlich beruhigt: Es ist heiter bis wolkig und kühl. Morgens steht der freundliche Spanier auf der Matte und kassiert seinen Tisch wieder ein, da er zum Arbeiten ins Rioja fahren will. Den Stuhl lässt er mir weiter, was eigentlich keinerlei Sinn ergibt. Sei’s drum! Im Ort will ich Briefmarken besorgen, muss aber gleich eine Großpackung nehmen, die bis 2030 reichen dürfte. Dann geht es über kleine Sträßchen zur romanischen Abtei Santo Domingo de Silas, wo ich – wegen der Siesta - leider vor verschlossenen Türen stehe. Ich tuckere weiter zur architektonisch höchst interessanten Kleinstadt Lerma https://de.wikipedia.org/wiki/Lerma_(Burgos) , die ich als fauler Sack vom Sattel aus erkunde. Hier findet das uralte Haupttor der Kollegiatskirche von San Pedro meine besondere Aufmerksamkeit.
Dateianhänge
San Pedro in Lerma
San Pedro in Lerma
Zuletzt geändert von Nergal am Sa 15. Apr 2017, 14:05, insgesamt 2-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Nach einer eher unfreiwilligen Enduroeinlage komme ich am späten Nachmittag wieder bei der Abtei von Santo Domingo de Silas an. https://de.wikipedia.org/wiki/Abtei_San ... o_de_Silos Ungefragt schließe ich mich einer deutschen Besuchergruppe an und entlohne deren Führer später mit einem Extratrinkgeld. Der romanische Kreuzgang ist zweifellos einer der kulturellen Höhepunkte meiner diesjährigen Reise. Die Kapitelle zeugen von einer beeindruckenden mittelalterlichen Handwerkskunst. Die Holzdecken weisen sogar noch Bemalung auf. Leider haben die frommen Banausen die einst dazugehörige romanische Kirche zugunsten eines barocken Neubaus abgerissen. Vom Fremdenführer erfahre ich, dass Santo Domingo seine Heiligsprechung der Tatsache verdankt, dass er Gefangene von den Feinden freikaufte. Bedenkt man, dass auch unsere Bundesregierung derartiges schon geleistet hat, wird man zweifellos zu der Feststellung gelangen müssen, dass ihr eine gebührende Anerkennung bislang versagt geblieben ist.
Dateianhänge
Santo Domingo de Silas
Santo Domingo de Silas
Santo Domingo de Silas
Santo Domingo de Silas
Santo Domingo de Silas
Santo Domingo de Silas
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Über wunderbare Motorradsträßchen zum Platz zurückgekehrt, wird Fischsuppe gekocht. Beim Abendessen auf dem Poncho leistet mir ein krümelsuchender Spatz willkommene Gesellschaft.

1. Juni: Das Frühstück nehme ich heute mit einem unerschrockenen Klaiber ein, der bis auf Armlänge an mich herankommt. Bei wolkenlosem Himmel geht es über Montenegro und den Santa-Ines-Pass durch das Gebirge ins mehrere Stunden entfernte Rioja. Mein Ziel ist das Kloster San Millán de la Cogolla. https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_S ... la_Cogolla Eigentlich sind es zwei Klöster: Die barock umgebaute, für mich weniger interessante Anlage namens „Yuso“ liegt im Tal; das kleine, im mozarabischen Stil erbaute „Suso“ thront dagegen im Gebirge. Ich ignoriere das Fahrverbot zum „Suso“, nur um an dessen Pforten festzustellen, dass es die Tickets unten beim „Yuso“ gibt. Also wieder runter ins Tal, Tickets gekauft und auf den Zubringerbus gewartet. Empört stelle ich fest, dass ich das verlangte Seniorenticket ohne Vorlage eines amtlichen Dokuments erhalte. Man hätte wenigstens so tun können, als halte man mich für jünger! Unten: Yuso
Dateianhänge
San Millán de la Cogolla (Yuso)
San Millán de la Cogolla (Yuso)
Zuletzt geändert von Nergal am Di 18. Apr 2017, 13:15, insgesamt 3-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Zusammen mit rund 20 anderen Touristen besichtige ich die kleine romanische Klosteranlage „Suso“, die ihre Ursprünge im 6. Jahrhundert hat. Mit Freude werde ich später zur Kenntnis nehmen dürfen, dass wackelfreies Fotografieren mit langen Belichtungszeiten auch im fortgeschrittenen Alter noch möglich ist. Die hufeisenförmigen, der muslimischen Formensprache entlehnten Gewölbebögen im „Suso“-Kirchenschiff sind wirklich sehenswert.
Dateianhänge
San Millán de la Cogolla (Suso)
San Millán de la Cogolla (Suso)
San Millán de la Cogolla (Suso)
San Millán de la Cogolla (Suso)
San Millán de la Cogolla (Suso)
San Millán de la Cogolla (Suso)
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Sehenswert sind auch die Beine einer Engländerin, die das Kloster zusammen mit ihrem erwachsenen Sohn besichtigt. Sie bemerkt meinen Blick, empfindet ihn wohl nicht als aufdringlich und beginnt ein charmantes Gespräch mit mir. Ich erfahre, dass sie Witwe ist und aus Sheffield kommt. Dass mir bei dieser Stadt als erstes die von deutschen Bombern 1940 angerichteten Zerstörungen in den Sinn kommen, behalte ich lieber für mich. Nach der Besichtigung lädt mich ein Kraftwerksbau-Ingenieur aus dem Remstal zu einem Kaffee an seinem Campingmobil ein. Auch er ist Motorradfahrer. Seine Geschäfte laufen derzeit schlecht, weshalb er sich für einige Wochen von zu Hause abgesetzt hat. Nach einer Viertelstunde breche ich auf, denn es liegt noch ein langer Weg vor mir. Dabei komme ich auch an einem sehr phantasievoll gestalteten Café vorbei, das ich nun endlich fotografiere.
Dateianhänge
Bild66.jpg
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Abends liege ich bis weit nach Mitternacht auf meinem Poncho, blicke ins Sternenzelt und höre Schubert bzw. später Flamenco. Leider ist der Radioempfang hier alles andere als gut. Eine falsche Körperbewegung und der Sender ist ausgewandert. Ich probiere verschiedene Positionen aus. Den meisten Erfolg verspricht eine Haltung mit stramm ausgestrecktem Arm, die aber leider allzu sehr an den Hitlergruß erinnert, was zu unerwünschten Missverständnissen führen dürfte. Ich finde mich irgendwann mit dem miesen Empfang ab.

2. Juni: Zum Frühstück gibt es Knäckebrot und Pulpo. Der Morgen ist sonnig, aber mit etwa 11 Grad ausgesprochen kühl. Der Einkauf in Soria endet in einer kulinarischen Katastrophe: Es gibt kein Nussbrot bei Lerclerc! Der Nachmittag ist meinem „Schwarzen Luder“ gewidmet. Nach 3.500 km soll sie frisches Öl bekommen. Ich öffne die Ablassschrauben und sehe zu, wie das Altöl im Waldboden versickert. Nein, nicht wirklich! Das war ein Zitat aus Robert M. Pirsigs Buch „Zen oder die Kunst ein Motorrad zu warten“. Bei ihm wars der Wüstenboden, der die schwarze Brühe soff, während sich Pirsig hochphilosophischen Gedanken hingab. Wer weiß, worauf der texanische Ölreichtum wirklich basiert? Ich verzichte aufs Philosophieren und jegliche Umweltsauerei: Eine eigens gekaufte blaue Plastikwanne nimmt brav das Altöl auf.
Dateianhänge
Ölwechsel
Ölwechsel
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Auf 3.500 km hat meine Domi 0,9 Liter Öl konsumiert, was einem moderaten Verbrauch von 0,26 Litern auf 1.000 km entspricht. Mit jetzt knapp 50.000 km auf der Uhr darf sie das. Über mein tägliches Telefonat mit zu Hause erfahre ich von den schweren Unwettern, die Süddeutschland heimgesucht haben. Es könnte dieselbe Front gewesen sein, die mich am 28. Mai kalt erwischt hat. Den 26 Grad warmen Nachmittag verdöse ich auf dem Poncho und sehe den Eichhörnchen beim Klettern in den Baumwipfeln über mir zu.
Dateianhänge
Überm Zelt toben die Eichhörnchen
Überm Zelt toben die Eichhörnchen
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Zur abendlichen Fischsuppe spendiert mir Radio Clásica Musik von Hanns Eisler. Die Spanier scheinen deutsche Komponisten zu lieben. Ein paar Stücke ihrer Landsleute Christóbal de Morales, Francisco Guerrero oder Tomás Luis de Victoria wären mir aber auch ganz lieb gewesen. Ich penne auf dem Poncho ein und wache erst gegen halb vier Uhr in der Nacht auf. Was solls, ich habe ja Urlaub!

3. Juni: Mein Freund, der Klaiber, beehrt mich zum Frühstück und dribbelt auf den Poncho herum. Ich werfe ihm Brotkörnchen zu, die er blitzschnell aufnimmt. Die Temperatur ist deutlich angestiegen. Erstmals trage ich nur ein T-Shirt unter der Jacke. Ich mache einen Abstecher zur nahe gelegenen Laguna Negra de Urbión https://es.wikipedia.org/wiki/Laguna_Ne ... rbi%C3%B3n. Sie ist wunderschön und dürfte im Hochsommer überlaufen sein. Jetzt aber habe ich die Landschaft völlig für mich.
Dateianhänge
Laguna Negra
Laguna Negra
Laguna Negra
Laguna Negra
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Anschließend tuckere ich über kleine, leere Straßen nach Südwesten. Aufpassen sollte man trotzdem: Unvermittelt rast eine Kuh, die den Anschluss an ihre freilaufende Gruppe verduselt hat, mit einem Affenkaracho quer über die Fahrbahn. Wie gut, dass ich es nicht eilig hatte!
Dateianhänge
Bild76A.jpg
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Der Canon de rio lobos http://www.canonderiolobos.com/paginas/canon.htm ist wirklich sehr spektakulär, sowohl vom Hochplateau aus betrachtet, als auch von Grund der Schlucht. Die um diese Jahreszeit hier anwesenden Touristen lassen erahnen, was hier in der Hochsaison los sein muss.
Dateianhänge
Canon de rio lobos
Canon de rio lobos
Canon de rio lobos
Canon de rio lobos
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Eine dreiviertel Stunde später besichtige die die riesige Festung Gormaz, deren Außenmauern schon von weithin sichtbar sind. Es ist schwül. Das Besteigen der Zinnen mit dicken Motorradklamotten fällt nicht gerade leicht. Wenigstens bin ich der einzige hier hoch droben!
Dateianhänge
Festung Gormaz
Festung Gormaz
Festung Gormaz
Festung Gormaz
Festung Gormaz
Festung Gormaz
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Ich nehme die Wolkentürme erst ernst, als Blitze in der Umgebung zucken. Getrieben von einer dunklen Wand rase ich nach Soria, wo ich vor einem prasselnden Guss in Leclercs Hipermercado flüchte. Abkochen kann ich noch, dann geht wieder mal Starkregen nieder. Nach dessen Abklingen treibt es mich aus dem Zelt auf den Poncho. Bei einem guten Rotwein liege ich bis nach Mitternacht wach, muss aber wegen des schlechten Empfangs auf mein Radioprogramm verzichten. Kaum bin ich wieder im Zelt, gießt es wie aus Kübeln.

4. Juni: Mein Aufenthalt neigt sich dem Ende zu. Für 12 Nächte zahle ich nur 156 Euro. Das sind ja regelrechte Friedenspreise! Morgen soll es zurück nach Frankreich gehen; heute aber kaufe ich erst einmal mehrere Gläser getrockneter Pilze für die Küche meiner Holden ein. Danach steht der am 28. Mai buchstäblich ins Wasser gefallene Besuch des romanischen Klosters Las Huelgas nahe Burgos an. https://de.wikipedia.org/wiki/Las_Huelgas Die kastilischen Könige des Mittelalters fanden hier ihre letzte Ruhestätte. Ich komme zu früh an. Bis das Kloster seine Siesta beendet hat, streife ich auf dem Gelände herum und mache Fotos mit meiner 40 Jahre alten, treuen Rollei 35 SE.
Dateianhänge
Kloster Las Huelgas
Kloster Las Huelgas
Kloster Las Huelgas
Kloster Las Huelgas
Kloster Las Huelgas
Kloster Las Huelgas
Kloster Las Huelgas
Kloster Las Huelgas
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 17. Apr 2017, 13:53, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Die Führung durch das Kloster ist zwar sehr interessant, doch habe ich schon stärker beeindruckende Anlagen gesehen. Als spektakulär empfinde ich allerdings die Jahrhunderte alten Holzfußböden. Auf der Rückfahrt erwischt mich wieder mal eine Schlechtwetterfront, die mich in die Regenpelle zwingt. Dass ich den Topcasedeckel offen gelassen habe, bemerke ich erst, als mir der Luftsog das an den Scharnieren ausgehängte Teil bei Tempo 100 in den Rücken treibt. Auf dem Platz ist das am Morgen frisch gereinigte Zelt regenbedingt wieder total verschlammt. Sisyphus lässt grüßen! Ich beschließe den letzten Abend auf diesem herrlichen Platz standesgemäß mit Rotwein und Fischsuppe, die seit einigen Tagen mein Leibgericht darstellt.

5. Juni: Gegen halb neun erhebe ich mich endlich aus den Federn. Ich bähe gemütlich das Brot vom Vortag und schlürfe genüsslich Pulverkaffee. Auf das nachfolgende Packchaos bin ich nicht wirklich scharf; aber da muss ich jetzt durch! Ich schaufele meine Siebensachen aus dem Zelt und breite sie zu einem wüsten Haufen auf dem Poncho aus. Das alles soll in meine Koffer passen? Unmöglich. Tut es nach viel Hin und Her am Ende doch! Unglaublich was die schmalen Alukoffer alles schlucken. Allein schon die vier großen Pilzdosen beanspruchen einen halben Kasten.
Dateianhänge
Das muss alles in die kleinen Koffer!
Das muss alles in die kleinen Koffer!
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Kurz vor Mittag komme ich endlich los. Es ist kühl. Ich nehme die Strecke Tarazona- Zaragoza-Lleida-Balaguer-Puigcerda und bin ziemlich genervt von dem dichten sonntäglichen Verkehr. Bislang war ich es gewohnt, die Straße für mich allein zu haben oder mit sehr wenigen zu teilen. Gegen 19.30 Uhr komme ich endlich auf dem mir von vielen Aufenthalten bekannten Campingplatz in Casteil an. http://www.domainestmartin.com/ Leider erlebe ich eine Enttäuschung. Der Platz ist immer noch toll, aber es gibt einen neuen Besitzer, der in der Nebensaison nur eine eingeschränkte warme Küche bietet. Wenigstens ist die schönste Parzelle ganz oben auf dem Platz für mich frei! Und weit und breit kein Nachbar!
Dateianhänge
Im Krähennest
Im Krähennest
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

6. Juni: Die Sonne weckt mich gegen 10 Uhr. Ich frühstücke im spärlichen Schatten und wehre die Attacken gieriger Fliegen ab. Die Domi und ich sind binnen 2 ½ Wochen rund 4.600 km gefahren. Als Jüngling brauchte ich für so eine Strecke noch vier Wochen. Wenn der Trend anhält, dann schaffe ich als Neunzigjähriger diese Distanz in drei Tagen. Ich dusche und hänge den Mittag auf dem Platz ab, bevor ich mich endlich meiner ehelichen Pflichten entsinne. Es geht nach Perpignan, genauer gesagt: in deren marokkanisches Viertel. In einem speziellen Supermarkt greife ich diverse Großpackungen „Bouillon de Mouton“ und ähnliche Köstlichkeiten für die häusliche Küche ab. Als ich den Laden durch eine unbesetzte Kassenzeile betreten will, ruft mich die Concierge mit offenbar preußischen Wurzeln energisch zur Ordnung. Brav nehme ich den weit entfernt liegenden Eingang. Jawoll! Den früher hier erhältlichen Flan (Puddingkuchen) gibt es leider nicht mehr. Auf der Suche nach Ersatz für meinen Nachmittagskaffee werde ich vom Regen eingenässt und finde erst in einer kleinen Bäckerei im Zentrum von Vernet les Bains einen mickrigen trockenen Kuchen. Der immer wieder einsetzende Regen verzögert nicht nur den Kaffeegenuss am Zelt. Er sorgt auch dafür, dass ich mein Abendessen auf sehr unbequeme Art und Weise zubereiten muss: Während Kocher und Topf draußen im Regen ihrem Geschäft nachgehen, liege ich in meinem Zelt wie der sprichwörtliche Hund in seiner Hütte. Ab und zu strecke ich den rechten Arm aus der Apsis und rühre die Fischsuppe um.

7. Juni: Ich genieße mein Frühstück bei heiterem, warmem Wetter. Der Spiritus, mit dem ich meinen Benzinkocher vorheize, ist ausgegangen. Ich lasse mir von der Platzwirtin etwas „White Spirit“ geben, um dann festzustellen, dass es Terpentin ist. „Alcool à brûler“ hätte ich gebraucht! Na ja, mit meinem Reinigungsbenzin klappt es auch, rußt halt ein bisschen! Heute geht es zum Thyminanpflücken in die rund 80 km entfernten Montagne d’Alaric. Dazu muss ich die Pampa und einige Mittelgebirgsrücken überqueren. Unten: Blick auf Prades und den Mont Canigou
Dateianhänge
Prades und der Canigou
Prades und der Canigou
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Auf der schmalen, kurvigen D 619 kommen mir Dutzende Oldtimerfahrer auf zwei Rädern entgegen, die leider einem Herdentrieb folgen. Sie orientieren sich gnadenlos an ihrem kurvenschneidenden Vordermann und geraten regelmäßig in größere Probleme, wenn sie unerwartet feststellen müssen, dass die Gegenfahrbahn nicht frei ist. Ich könnte sie alle auf den Mond schießen! Ich dagegen mache einen anderen Fehler und entscheide mich hinter St. Paul de Fenouillet für eine Strecke, die über zig Kilometer frisch gesplittet ist. Die Schleichfahrt dauert brutal lange, bring aber schöne Fotomotive, darunter die Kathererfestungen Queribus https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Qu%C3%A9ribus und Peyrepertuse https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Peyrepertuse auf einem Foto. Links Queribus, rechts Peyrepertuse.
Dateianhänge
Queribus und Peyrepertuse
Queribus und Peyrepertuse
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Ich brauche über drei Stunden für eine Strecke von 80 km; zudem wird mir in den Corbieren auch noch das Benzin knapp. Eine Tanke kommt lange nicht in Sicht. Erst im Audetal, bei Trebes, werde ich fündig und fülle 17 Liter in den 21 Liter fassenden Acerbistank. Nach ausgiebiger Thymianernte in den Montagne d’Alaric geht es auf schnelleren Straßen über die dünnbesiedelten Corbieren.
Dateianhänge
Die Corbieren
Die Corbieren
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Abends wird das Moto reisefertig gemacht und zum letzten Male meine geliebte Fischsuppe gekocht. Das Zeitungs-Meteo sagt gottseidank trockenes, heiter bis wolkiges Wetter voraus.

8. Juni: Ich stehe erst um halb neun auf. Wegen der vielen Mitbringsel sind meine Koffer nahezu überfordert. Das Packen dauert deshalb geschlagene drei Stunden. Gegen halb zwölf komme ich endlich los. Meine Route führt über Ille sur Têt und Belesta hoch zum Col de la Bataille. Ich mache noch ein Foto von Ille und den berühmten Orgelpfeifen aus Basalt. Bild unten: links Ille, mittig die Orgelpfeifen, im Hintergrund der Canigou.
Dateianhänge
Abschied aus dem Roussillon
Abschied aus dem Roussillon
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Benutzeravatar

Verfasser
Nergal
Domi-Superprofi
Beiträge: 1574
Registriert: Mo 10. Apr 2017, 13:57
Wohnort: Oberfranken
Motorrad: Zu viele! Hondas: 3 NX 650 RD 02/08
Kontaktdaten:

Re: Vino, hachís y mucheres

Beitrag von Nergal »

Die weitere Strecke kenne ich gut: Über meist leere Landstraßen geht es durch die Corbieren. Meine Wegpunkte heißen: Tuchan, Durban, Lezignan und Beziers/West. Hier nehme ich die Autobahn. Was dann kommt, gehört zu den peinlichsten Momenten meines Lebens: Ich muss eine große Mautstelle passieren. Leider hat die Betreibergesellschaft ihre Kassierer zugunsten von Automaten eingespart. Da mir das nötige Münzgeld fehlt, muss ich mit einer Banknote zahlen. Aber wo hineinstecken? Ich finde den Schlitz nicht! Da wo „Billets“ dransteht, kommt ja sicher die Quittung raus! Mit meinen zahllosen vergeblichen Versuchen, den Geldschein irgendwo reinzustecken, halte ich den ganzen Verkehr auf. Der Busfahrer hinter mir hupt und tobt wie verrückt. Dass es zu einer affektgesteuerten Bluttat kommt, verhindert wohl nur die Tatsache, dass der Fahrer die Bustür wegen der seitlichen Beton-Begrenzung nicht aufkriegt. Nach einer gefühlten Viertelstunde begreife ich endlich, dass „Billet“ auch eine Bezeichnung für Geldschein ist. Wieder was gelernt! An der nächsten Mautstelle bei Loriol bin ich so aufgeregt, dass ich den Eingabeschlitz wieder nicht finde und mir dann noch mein Münzgeld auf den Boden fliegt. Immerhin ein Fortschritt: Ich halte den Verkehr diesmal nur fünf Minuten auf!

Am späten Nachmittag laufe ich beim Moto Camping nahe Crest https://www.lecampingmoto.net/ ein. Dort ist total tote Hose. Es gibt nur drei adipöse niederländische Gäste jenseits der 65. Ihre blankgewienerte Harleys fanden ganz gewiss nicht auf eigener Achse hierher. In deren Gesellschaft wirkt meine verdreckte Enduro so deplatziert wie ein Turnschuh auf einem Staatsempfang. Das neue Betreiberpaar - es ist das dritte, seitdem ich den Platz 2007 entdeckte – ist sehr sympathisch. Sie legen Musik von den Stones, von Eric Burden oder Martha Reeves auf. Das kann einen Grufti wie mich nur begeistern! Völlig ungewohnt ist es allerdings, wieder zivilisiert auf einem Stuhl an einem Tisch sitzen zu müssen. Unten: Die Betreiber des Moto Camping hinter meinem „Luder“
Dateianhänge
Die Betreiber des Motocamping und das &quot;Schwarze Luder&quot;
Die Betreiber des Motocamping und das "Schwarze Luder"
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
Antworten