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Ultima in der Mancha

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Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Vorbildlich eingehaltene Funkdisziplin! Als Dank gibt es nachstehenden Reisebericht!
Zuletzt geändert von Nergal am Do 9. Nov 2017, 21:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Wolf-Ingo

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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Ich denke an Hans. Tausende Kilometer waren wir mit unseren Zweitakt-Emmen in Europa auf Tour. Jahrelang! Wir haben klasse zusammengepasst, obwohl – oder gerade weil – wir unterschiedlich waren. Du, der zurückhaltende, abwägende, in sich ruhende, sehr begeisterungsfähige Archivar, der das beschauliche Touren genoss und dabei die Stunden pflückte, wie sie gerade kamen und ich, ein elender Perfektionist in der Tourenplanung, der gern Kilometer macht. Unsere letzte gemeinsame Fahrt führte uns nach Südfrankreich. Dorthin und weiter will ich jetzt auch wieder, aber ich muss es allein tun. Aus unserem Plan, es nach der Pensionierung so richtig krachen zu lassen, wird nichts mehr werden. Aber ich kann an dich denken, lieber Freund, und mich in der einen oder anderen Situation fragen, wie es wohl wäre, wenn wir jetzt noch gemeinsam unterwegs sein könnten.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

21. Mai: Sigrid sacht immer: „In unserem Alter müsste man was für den Rücken tun!“ Ich sach dann immer: „Ja, ja!“ Aber passieren tut nix. Wäre aber doch besser gewesen! Jetzt isses nämlich passiert: Ultima, meine RD 08, steht abreisefertig in der Werkstatt. Während sie ungeduldig mit den Hufen scharrt, ist mein Rücken steif wie ein Holzbrett.
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Zuletzt geändert von Nergal am Fr 10. Nov 2017, 15:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Schon seit Wochen habe ich Sonderangebote gebunkert: Eine Tütensuppe zu 50 % hier, Kekse zu 70 % dort. Nicht dass ich das müsste; aber womit soll sich ein gelangweilter Mann die Zeit vertreiben, während die Gemahlin den örtlichen Supermarkt für die leere Speisekammer plündert. Nur eines konnte ich nicht auftreiben: einen heilen Rücken. Und mit meinem lädierten Stück soll ich jetzt eine Enduro entern? Und Zelten ohne Tisch und Stuhl? Ich hätte doch besser ein Seniorenticket bei der Bahn gebucht! Aber da muss ich jetzt wohl durch. Müde bin ich obendrein: Gestern habe ich bis in die Puppen gepackt. Der Zettel mit der Kreditkarten-PIN blieb aber verschwunden. Mein Gedächtnis war auch schon mal besser! Das fängt ja nun alles ganz toll an! Bei kühlen 11 Grad Außentemperatur komme ich gegen halb neun zu Hause los.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Bis Schweinfurt geht es auf der B 303; anschließend nehme ich die Autobahn bis Heilbronn. Dort ziehe ich mir an einer Tanke einen Kaffee rein und rücke für zwei polnische LKW-Fahrer an der Theke etwas zur Seite. Das sollte sich auszahlen! Meine schwer bepackte „Ultima“ steht nämlich draußen auf einer schiefen Ebene. Nur so hat das tief eingesackte Mopped einen sicheren Stand. Nach dem Kaffee besteige ich meine Ultima, klappe mit dem linken Fuß den Seitenständer zurück - und trete in eine schmierige Lache. Während mein Fuß langsam nach außen rutscht und sich das Moto gefährlich dem Boden zuneigt, schreie ich lauthals um Hilfe. Ein Bild für Götter! Da kommen die polnischen „Kleiderschränke“ aus der Tanke und richten mich mitsamt meiner Mühle wieder auf. Danke Jungs!

Mit schmerzendem, weil überlastetem Knie setze ich meine Fahrt zur französischen Grenze fort, verlasse bei Besançon-Planoise die A 36 und fahre mit gemäßigtem Eiltempo über die N 83. Die Strecke ist mittlerweile mit Radarfallen nur so gespickt; eine löse ich mit etwa 100 Knoten aus. Jetzt hat die Rennleitung ein schönes Bild von mir, allerdings nur von vorn! Nach rund 700 km Fahrt steuere ich gegen 17.00 Uhr den Camping municipal von Lons le Saunier an. Die freundliche Wirtin findet meinen alten Datensatz sofort und knöpft mir bescheidene 13,65 Euro ab. Fertig, wie ich bin, gönne ich mir ein Pression in der Bar, baue mein Zelt auf und verzehre mein frugales „Abendmahl“: Zwei hartgekochte Eier und ein Vollkornbrötchen vom Vortag.

Um acht liege ich auf dem Poncho vorm Zelt und pichle Rotwein, der mir, seit längerem nichts mehr gewöhnt, schnell in den Kopf steigt. Ich sinniere, woher das Lenkerflattern rührt und bin anfangs zu faul, das Radio anzustellen, was ich rasch bereuen soll. Ich habe ich nämlich die Ouvertüre von Händels Oper „Alcina“ verpasst. Es folgt die Übertragung des gesamten Werks. Ich glühe vor Begeisterung, ignoriere die einsetzende Nachtkühle, trommele und wippe im Takt. Der Wein spornt mich an. Oh Frankreich, welch ein göttlicher Empfang! Wer an meinem Zelt vorbeikommt, wird glauben, dass Heavy Metal in meinen Ohrhörern ertönt. Nix da! Auf Reisen habe ich meist eine milde Verstopfung – aber heute nicht! Um keine Note zu verpassen, ignoriere ich meinen Verdauungstrakt, bis es fast zu spät ist. Schließlich renne ich zum weit entfernten Klo und schaffe es nicht einmal mehr, die Brille nach unten zu klappen. Das war knapp! Gegen Mitternacht geht ein wunderbarer Abend zu Ende, von dem ich meiner Holden wegen fehlenden Handy-Empfangs leider nicht berichten kann.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

22. Mai: Um acht treibt mich die Sonne aus dem überhitzten Zelt. Die Nacht war recht kühl. Beim Aufpacken geht mir der unterdimensionierte Reißverschluss zur Bodenplatte des Tankrucksacks kaputt. Ich verklebe die Zähne notdürftig mit Vulkanisierflüssigkeit und nehme die ehemalige N 83 nach Lyon. Es geht unglaublich zäh voran. Früher konnte man auf dieser Strecke richtig heizen. Wie sehr hat sich Frankreich in den letzten Jahren doch verändert! In den 1970er Jahren gab man die Straßenbaumittel noch dafür aus, den Verkehr auf der mickrigen Infrastruktur zu verflüssigen. Längst passé! Heute werden Kreisel und andere Schikanen eingebaut, um das Gegenteil zu erreichen. Wo das nicht geht, gibt es Radaranlagen en masse. Auch den einst verwegenen Fahrstil der Franzosen vermag ich heute kaum wiederzuerkennen. Sie schleichen, als ob es einen Preis dafür gäbe! Bei Bourg en Bresse gebe ich auf und biege auf die Autobahn ein. Dort ist es zwar genauso langweilig zu fahren, aber man kommt wenigstens voran! Der böige Seitenwind geht mir genauso auf die Nerven wie der Windsog vorbeibretternder LKWs an jener wüsten Mautstelle, die ich zum Verzehren eines Müsliriegels angesteuert habe. Logisch, dass die WC-Anlage zu hat. Das nächste Mal nehme ich die Bahn, ehrlich!
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Zuletzt geändert von Nergal am Fr 10. Nov 2017, 15:11, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Die Autobahn führt mich in weitem Bogen um Lyon herum. Über den Boulevard Périphérique hätte ich nur die halbe Zeit gebraucht, aber den darf ich mit meinem fossilen Untersatz in der Umweltzone ja nicht mehr benutzen. Ob’s wirklich gut für die Umwelt ist, dass ich jetzt die doppelte Strecke zurücklege? Südlich von Lyon verlasse ich das breite, behäbige Rhônetal und wende mich dem Massif Central zu. Ab St. Etienne geht es über die N 88 nach Le Puy. Die Strecke ist gut ausgebaut, aber auch langweilig geworden. Es fehlen Kurven, Ortsdurchfahrten und die kleinen, schmalen Brücken, die das Motorradfahren so interessant machen. Dafür komme ich sehr zügig voran. Hinter Le Puy schieben sich plötzlich Regenwolken vor die Sonne, und es wird kalt. Auf einem Pass ziehe ich die Strickjacke über den Pullover. Dann geht es runter ins Tal, wo 26 Grad und Sonnenschein herrschen. Da ich zu faul zum Anhalten bin, schwitze ich den Rest des Tages. Das Schicksal fauler Motorradfahrer! Die Streckenführung wird jetzt endlich interessanter. Über Pradelles und Mende steuere ich die A 75 an, um das französische Weltwunder, den berühmten Viaduc de Millau, zu überqueren. Der Spaß kostet 10 Euro, ist es aber durchaus wert. Der An- und Ausblick ist schon phänomenal. Ein Foto kann ich auf der Dosenbahn leider nicht machen. Vor St. Affrique, meinem heutigen Etappenziel, lege ich mich nach sechs Stunden kaum unterbrochener Fahrt eine Viertelstunde ins Gras und hänge ab. Ich werde alt. Früher wäre ich unbeeindruckt durchgebrettert. Im Ort wartet eine Enttäuschung auf mich. Der Camping municipal hat leider noch geschlossen. Im Supermarkt kaufe ich mir Wein, Baguette und Super glue für den widerspenstigen Reißverschluss des Tankrucksacks. Vorsichtshalber rüste ich mich für eine Nachtfahrt übers Gebirge und bunkere Sprit, was sich als unnötig erweist. 25 km hinter St. Affrique finde ich in Belmont sur Rance den Campingplatz „Le Val Fleuri“.
http://campinglevalfleuri.info/

Betrieben wird der Platz von einer jungen Niederländerin mit zwei kleinen Kindern, deren Gemahl zwei Jahre zuvor überraschend verstarb. Traurig! Ich packe gegen 19 Uhr ab, baue das Zelt auf und koche mir einen Tomatensuppe aus der Tüte für 30 Cent (70 % Rabatt). Geiz ist geil! Die Baguette schmeckt köstlich. Nach dem Diner entkorke ich den Wein im Zwielicht. Vorsichtig strecke ich mich auf dem Poncho aus, den ich vor das Zelt gelegt habe. Bei jedem Lagewechsel tut mir jetzt ein anderer Muskel weh.
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Zuletzt geändert von Nergal am Fr 10. Nov 2017, 16:51, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

23. Mai: Die dunklen Wolken animieren nicht wirklich zum Aufstehen. Gegen halb neun krieche ich endlich aus den Federn und schleiche zum Waschraum. Vorher habe ich das Kaffeewasser aufgesetzt, was sich als Leichtsinn erweist. Bei meiner Rückkehr tritt Benzin aus dem Vorratsbehälter aus; das Rückschlagsventil der Luftpumpe ist hinüber. Gottseidank hat es die mickrige Kocherflamme nicht bis zum inkontinenten Behälter geschafft. Ich mache den Kocher aus und begnüge mich mit lauwarmem Kaffee. Schweren Herzens verzichte ich darauf, das über Nacht gummiartig gewordene Weißbrot zu rösten. Der Funktionsverlust meines 40 Jahre alten Enders Baby trifft mich hart, denn aus mir unverständlichen Gründen hat der Produzent die Ersatzteilversorgung eingestellt. Zu Hause wartet zwar ein neuer Ersatzkocher (100 % Rabatt, weil dem Händler abgetrotzte Dreingabe zum seinerzeit gekauften Zelt), aber mit dem hier verbinden mich 400.000 gemeinsam zurückgelegte Kilometer. Später werde ich zu Hause eine vorsorglich beschaffte Ersatzpumpe in meinem Krempel finden.

Beim Abwasch bahnt sich der nächste Schlag an. Nur mühsam kann ich verhindern, dass der vom dürren Finger gerutschte Ehering auf Nimmerwiedersehen im Abfluss verschwindet. Auch der Ritt über die Montagne Noir vollzieht sich nicht wie zu Hause erträumt. Statt zügig um die Kurven zu fetzen, schleiche ich mit 25 km/h durch die Gegend. Es herrscht dichter Nebel, der mein Visier von innen und außen beschlägt. Ich sehe praktisch nichts und darf alle 10 km mein Visier trocknen. Toll! Erst bei St. Pons reißt der Himmel auf. Es ist sonnig, kühl und windig. Hui, wie die beladene, aber immer noch handliche und durchzugskräftige RD 08 die Kehren hochsaust. Ich muss mich zügeln! Die Anschlusslücke zwischen 4. und 5. Gang ist bei meiner Endübersetzung allerdings spürbar. Ich finde, dass es doch recht erstaunlich ist, was eine Verlängerung des letzten Ganges um grade mal 2,5 % ausmacht. Andererseits: Handelte es sich um den Blutalkoholwert, dann wäre man jetzt tot. Forget it! Ich quere das breite Tal der Aude und wendele mich durch die malerischen, gebirgigen Corbiéren. Der Einzylinder ist hier ganz in seinem Element: Die gewundenen Sträßchen sind menschenleer; ich kann der Domi jetzt mal die Sporen geben - endlich! Hier gibt es wirklich noch das Frankreich, das ich kenne und liebe.
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Zuletzt geändert von Nergal am Mi 15. Nov 2017, 11:08, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Der starke Wind hat auch seine Vorteile. Der sonst übliche Insekten-Friedhof vor der Nase bleibt aus. Gegen 14 Uhr brettere ich die nahezu leere Passstraße von Villefranche sur Conflent nach Mont-Louis hoch. Was für ein Fahrspaß! Wenn dann doch mal eine Kolonne vor mir auftaucht, hält sie bald eine der Baustellenampeln auf, in deren Schutz ich bequem überholen kann. Um meinen „Lauf“ nicht zu gefährden, ignoriere ich meinen Hunger und lege erst ganz oben, im 1.600 m hoch gelegenen Mont-Louis, eine kurze Pause ein. Vaubans Festungsanlage ist wirklich beeindruckend! Ab Puigcerda kurve ich den Nordhang der Pyrenäen hinab. Je tiefer ich in das katalanische Flachland vordringe, umso heißer wird es. Und dann und wann, nein: kein weißer Elefant, sondern ein stiller olfaktorischer Gruß von den hiesigen Schweinemastanstalten. Kurz vor Lleida reiße ich mir bei einem Tankstopp fast alle Klamotten vom Leib. Weiter geht es nach Fraga, einer Kleinstadt westlich von Lleida. Beim Einkauf spricht mich dort eine junge Frau begeistert auf meine Domi an. Freundliches Katalonien!

Hinter Fraga verpasse ich die Abfahrt zur nach Süden abzweigenden N 211 und darf deshalb eine 20 km lange Ehrenrunde inmitten eines LKW-Pulks auf der N II drehen. Um 19 Uhr biege ich dann auf den Zeltplatz von Mesquinenza ein, dessen Hauptvorteil in einer vorbildlichen Toilettenausstattung besteht. Das Örtchen selbst beeindruckt mit einem großem Stausee und einer ansehnlichen Festung, die man leider nicht besichtigen kann. Zu den Mankos gehört dagegen der betonharte Untergrund des Campingplatzes. Gegen 20 Uhr pumpe ich den Benzinbehälter meines waidwunden Kochers ganz sanft auf und erwärme eine Instant-„Hochzeitssuppe“ (- 50 %) von Knorr. Dazu gibt es sauteures, weil handgemachtes Olivenbrot (- 30%). Nach dem opulenten Supé liege ich bis Mitternacht bei über 20 Grad auf dem Poncho. Wie gern hätte ich jetzt in den Sternenhimmel geblickt, doch wird das leider durch die flutlichtartige Knastbeleuchtung verhindert. Mein Rücken tut wieder mal weh, ebenso die von den Hart-Protektoren der Harro-Hose malträtierten, rot angelaufenen Knie.

24. Mai: Panik nach dem Frühstück: Mein Ehering ist weg! Ich suche vergeblich den Sanitärtrakt und meinen Schlafsack ab und mache mir Vorwürfe, dass ich ihn nicht schon gestern abgenommen habe. Nach gefühlten drei Stunden finde ich ihn endlich im Koffer wieder. Fortan reist das edle Stück erster Klasse im Gepäck mit. Mein unberingter Finger ist sicherlich keine Gefahr für die eheliche Moral. An meinem welken Fleisch hätte wohl nur ein Wolfsrudel Interesse. Ich lege das Gelübde ab, den Ring nach meiner Heimkehr sofort enger machen zu lassen. Hinter Mesquinenza, entlang der Strecke Caspe-Alcaniz-Calanda-Cantavieja-Teruel beginnt nun der schönste Abschnitt meiner Anreise. Ich bin sehr beeindruckt von der Landschaft: die karge, menschenleere Macchia und der weite, unverstellte Blick. Außer der kaum befahrenen Straße und einigen Stauseen weist wenig auf die Anwesenheit des Menschen hin. Einige weiße Dörfer liegen still und schweigend da. Ich fotografiere Staumauern und Stauseen…
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Beitrag von Nergal »

…tiefe Schluchten…
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

…und hochaufragende Riesen, deren Existenz die Gegend verschandelt. Aus seltenen Greifvögeln machen sie unbarmherzig Hackfleisch. Vor ihnen hat mein Bruder im Geiste schon vor Jahrhunderten gewarnt. Geschehen ist nichts; man hat Don Quixote verlacht! Jetzt ist es zu spät. Die Bestien sind stark gewachsen. Ihre schiere Größe entzieht sie der Lanze des tapferen Ritters.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Bei Teruel wird meine Spanien-Euphorie jäh gebremst. Vier humorlos dreinblickende Burschen haben mich und mein Moto umzingelt. Einer hält die Hand nahe am Holster. Jetzt ein unbedachtes „Allahu akbar!“ und der Tag wäre gelaufen. Die Guardia Civil hat mich am Wickel. Sie werfen mir keine Raserei vor, sondern das Gegenteil. Ich hatte Halt gemacht auf einem mindestens 2 Meter breiten Randstreifen einer Nationalstraße und – im Sattel sitzend – die Karte kurz zu Rate gezogen. An dieser Stelle verläuft die Straße kerzengerade und ist sehr gut einsehbar; Verkehr findet kaum statt. Aber es reicht ja der eine Wagen von der Rennleitung zur falschen Zeit. Die uniformierten Brüder stellen mir ebenso umständlich wie unbarmherzig ein Ticket aus und belehren mich über die Gefahren meines Tuns. Mit strenger Miene wird mir alsdann feierlich die allererste „Jefature de Trafico“ überreicht, die ich nach 40 Jahren im Land der Bourbonen erhalte. Als Schnäppchenjäger entzücken mich die 50 % Barzahlerrabatt. Ich buche die 50 Euro als „nicht absetzbare Mobilitätskosten“ ab und rekapituliere im Geiste den Tag. Gemessen an meinem flotten Fahrstil wurde mir heute eigentlich ein regelrechter Sozialtarif gewährt. Ich bin versöhnt. Viva España!

Über die malerische Sierra de Albarracin und das Naturschutzgebiet der Serrania de Cuenca setze ich meine Fahrt fort.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Nachmittags erreiche ich mein Ziel: den im idyllischen Tal des Rio Escabas gelegenen Zeltplatz mit dem schönen Namen „Serrania“. Das mir auf einer früheren Reise aufgefallene Domizil ist immer noch so schön wie damals, weist aber einen entscheidenden Nachteil auf. Es ist noch geschlossen.

http://www.campingserrania.es/
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

20 Kilometer von Poyatos entfernt finde ich in Cañames einen Ersatz. „La Dehesa“ kann zwar nicht mit einer derart tollen Lage aufwarten, bietet aber Schatten, einen vorzüglichen Sanitärtrakt und eine freundliche Betreiberin mit einem entzückenden Hündchen. Um 19 Uhr lade ich meine Domi ab und richte mich auf einen längeren Aufenthalt ein. Zum Abendessen gibt es „Bulgur mediterané" von Alnatura, der wirklich scheußlich schmeckt. Ich liege einigermaßen erschöpft bis gegen Mitternacht vor dem Zelt und genehmige mir einen Absacker. In vier Tagen habe ich jetzt 2.150 km zurückgelegt. Mein Navi war ein 25 x 15 cm großer Pappendeckel. Ernsthaft verfahren habe ich mich nie; zweimal gab‘s einen kurzen Umweg. Das Ticket bei Teruel hätte mir ein Navi aber wohl erspart.
Mein Domizil: http://campingladehesa.es/
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Zuletzt geändert von Nergal am So 12. Nov 2017, 09:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

25. Mai: Heute lasse ich es piano angehen. Es ist sonnig und warm. Einem ausgiebigen Frühstück folgt ein Einkauf im Supermercado von Cañamares. Leider gibt es keine Fischsuppe und wenig Obst, dafür aber massenhaft Süßkram. Der halbe Laden ist voll davon. Der junge Mann an der Kasse hat eine Figur, die vermuten lässt, dass er selbst sein bester Kunde sein könnte. Für die Zelt-Illumination brauche ich dringend Teelichte, finde sie aber nirgends. Wie sie auf Spanisch heißen, weiß ich leider auch nicht. Das Personal ist freundlich und versucht es vergeblich mit einer Übersetzungsapp. Meine Zeichenkünste bringen schließlich den gewünschten Erfolg.

Nachmittags geht es ins 50 km entfernte Cuenca, um einzukaufen, was es in Cañamares nicht gibt. Ich fahre durch eine hügelige Landschaft, in denen große, ebene Ackerflächen liegen. Hie und da zieht ein Traktor eine riesige Staubfahne hinter sich her. Ich drossele das Gas, um den Luftfilter zu schonen. Anschließend kurve ich in brütender Hitze durch Cuenca, das grade seiner Siesta frönt. Am anderen Ende der Stadt erscheint eine riesige Mall, in der ich „Carrefour“ vorfinde, aber auch viele Leerstände. Warum nur baut man so einen Klotz an der Peripherie, wo doch die quirlige Innenstadt alles bieten kann? Ich kaufe “Caldo des Marisco“ in der stillen Hoffnung, dass es sich um Fischsuppe handelt. Bald werde ich feststellen müssen, dass ich mir eine dünne Soße zugelegt habe. Motoröl gibt es in allen Sorten, aber nicht für Motorräder.

Bei der Rückfahrt tut mir der Rücken weh. Wenigstens habe ich mir die Lederhose heute gespart; meine Knie sind noch ganz rot von den drückenden Hartprotektoren. Gegen 20 Uhr werfe ich die Küche an. Die Fischsoße kriege ich noch heiß, doch muss ich beim Rösten des Weißbrots den Kocher abwürgen, weil der Benzinbehälter plötzlich in Flammen steht. Das inkontinente Rückschlagsventil der Luftpumpe…Gegen 10 Uhr liege ich auf der Isomatte vor dem Zelt, süffle Wein und höre Musik. „Radio Clásica, Radio National de España“ bringt Kurt Weill und Friedrich Holländer. Zwischendurch der Schrei des Waldkauzes. Ab 11 Uhr kommt Gregorianik. Ich lausche ergriffen den Werken Perotins und starre in den Sternenhimmel. Irgendwie widersinnig: Ein gläubiger Atheist genießt Kirchenmusik
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Re: Ultima in der Mancha

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26. Mai: Der Kocher schafft die Erhitzung des Kaffeewassers erfreulicherweise ohne Störfall. Das Brot vom Vortag schmeckt furchtbar. Ich wage es nicht, die gummiartige Masse zu rösten. Eine weitere Enttäuschung gibt’s obendrauf: Die gestern gekauften Rollen enthalten Klo- und kein Küchenpapier. Ich deponiere sie als Spende im Sanitärtrakt. Positiv ist zu vermerken: Während der Woche habe ich den Platz für mich allein und kann Ernst Buschs Lieder vom Spanischen Bürgerkrieg trällern: „Vor Madrid auf Barrikaden, in der Stunde der Gefahr, mit den Inter-Kampfbrigaden, stand Hans, der Kommissar!“ Zu Francos Zeit habe ich die Songs stets nur ganz leise als Zeichen meines heroischen Widerstands gesummt. Ich fühlte mich dann irgendwie auf der „richtigen Seite“, obwohl ich dem Kommunismus nun wirklich nichts abgewinnen kann. Seitdem mir allerdings kürzlich zur Kenntnis gelangte, welche Massaker die orthodoxen Kommunisten 1937 unter den Anarchisten Barcelonas verübt haben, kommen mir die Töne nur noch zögernd über die Lippen. Hoffentlich war Ernst Busch bei den Untaten nicht dabei!

Nachmittags beginne ich mit meinem Kulturprogramm: dem Besuch spanischer Castillos, die Reinhart Wolf mit seiner Balkenkamera vor 50 Jahren derart eindrucksvoll zu fotografieren verstand, dass ich hartnäckig auf seinen Spuren wandle. Durch eine fast menschenleere Macchia tuckere ich zunächst nach Molina de Aragon. https://de.wikipedia.org/wiki/Molina_de_Arag%C3%B3n Die alte Maurenfestung bietet schon von weitem einen eindrucksvollen Anblick.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Touristen sind keine zu sehen. Warum das so ist, wird mir klar, nachdem ich das Töff unterhalb der Stadtmauern geparkt habe und zum Tor hochgelaufen bin. Das Castillo öffnet erst um 16.30 Uhr seine Pforten. Angesichts drohender Gewitterwolken will ich nicht so lange warten.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Ich schwinge mich wieder auf meine Ultima, umkreise Molina noch einmal…
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

…und streiche nach Nordosten, Richtung Daroca ab. Nach 26 km kommt Embid in Sicht, eine der von Wolf so trefflich fotografierten Burgen. Für ein Foto steige ich ab; kurz darauf zuckt ein Blitz am Firmament. Ich schieße eilig ein Bild…
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Zuletzt geändert von Nergal am Fr 10. Nov 2017, 20:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

…und sehe mir dann die mittelalterliche Burg aus der Nähe an. Beton hat bei ihrer Restaurierung leider eine tragende Rolle gespielt. Wolf konnte das Castillo noch im Originalzustand fotografieren.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Auf dem Rückweg sehe ich mir Molina nicht von unten, sondern von der Spitze des Hügels an, auf dem die alte Maurenfestung liegt…
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

…und trete dann den Rückweg an. Über kleinste, kaum befahrene Sträßchen führt die Strecke durch eine pittoreske Landschaft, in der man ständig absteigen könnte, um zu fotografieren. Ich tue es nur einmal nahe Peralejos de las Truchas. https://es.wikipedia.org/wiki/Peralejos_de_las_Truchas Am Ende werden es 250 km sein, die ich heute mit moderatem Tempo zurückgelegt habe. Wegen der Hitze bin ich in Jeans gefahren. Rund 5,5 l Sprit hat die 08er Domi verbraucht, rund einen Liter mehr als meine beiden RD 02. Warum?
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

Zurück auf dem Platz tauscht mir die freundliche „Dame mit dem Hündchen“ das versehentlich gekaufte Klopapier in Küchenrollen um. Da ich bereits für Ersatz gesorgt hatte, horte ich nun einen gewaltigen Berg. Am Himmel drohen finstere Gewitterwolken. Ein reinigender Regenguss wäre jetzt sehr willkommen, da Zelt und Poncho dick mit gelbem Pinienstaubkrusten überzogen sind. Es tröpfelt und wetterleuchtet, doch bleibt das Donnerwetter am Ende aus. Stattdessen setzt anderer Krach ein: Es ist Freitag, und da flüchten alle Dauercamper aus ihren überhitzten Stadtbehausungen. Ich bin einem ohrenbetäubender Lärm aus Kofferradios und Fernsehern ausgesetzt. Ein jeder versucht, den anderen zu übertrumpfen. Jubel, Trubel, Fluchtreflex! Vorbei ist es mit der schönen Ruhe!

Für eine Nacht hat sich ein Brite mit einer Kawa niedergelassen, die wie eine Indian aussieht. Ich spreche ihn auf seinen Dialekt an und äußere die Vermutung, dass er Schotte sei. Nein, antwortet der verblüffte Mann, er komme aus Newcastle, das nahe der schottischen Grenze liege. Wir klönen ein bisschen. Zum Abendessen gibt es bei mir Nürnberger Rostbratwürste (Null Euro, weil kostenlose Zugabe beim Kauf eines Kastens Mineralwasser) und Kartoffelbrei aus der Tüte. Der Kocher macht auch keine Probleme mehr, sofern man den Benzinbehälter mit der Luftpumpe nicht allzu stark unter Druck setzt. Danke, „Enders Baby“! Das Radioprogramm bringt Opernmusik von Verdi, Massenet und Tschaikowski (Eugen Onegin). Nicht unbedingt mein Fall! Ich denke an Hans. Wie schön wäre es, wenn wir die Erlebnisse des vergangenen Tages jetzt gemeinsam Revue passieren lassen könnten.
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Re: Ultima in der Mancha

Beitrag von Nergal »

27. Mai: Mein Frühstück sieht nicht nur nach Rosinenbrot aus - es ist auch welches! Insgeheim hatte ich auf Oliven gehofft. Aber wenn man das Wörterbuch vergisst! Schmeckt eigentlich gut, passt aber nicht zu Calamares. Die Rettung naht in Gestalt des britischen Nachbarn. Ganz so, als sei er über meinen Schnäppchen-Spleen informiert, überreicht er mir eine Riesenpackung spanisches Wabbel-Brot. Danke! Mittags boxt auf dem gut gefüllten Zeltplatz der Papst. Selbst unter der Dusche oder auf dem Klo beschallen sich die Spanier mit brüllend lauter Musik. Beim Kacken setzt einer auf Pink Floyd: „Money!“ ertönt es fordernd aus der Kabine. Ob‘s klappt? Wenn ja, dann könnte der Mann seine Knöllchen direkt auf der Motorhaube von Streifenwagen abzahlen.

Der Himmel ist heiter, die Luft angenehm warm. Heute geht es über Sacedon und Sigüenze nach Atienza, einem von Wolfs Castillos. Die Strecke ist, gemessen am Vortag, nicht so spektakulär schön. In Jeans unterwegs, lasse ich es piano angehen. Mich dauern die vielen überfahrenen Schlangen, die hier eine Rolle einnehmen, die in Deutschland den Igeln bestimmt ist. Bei Almadrones darf ich meine Bekanntschaft mit der Rennleitung erneuern. An vollkommen unübersichtlicher Stelle hält plötzlich ein quergestellter Streifenwagen den Verkehr auf. Wie war das noch mit den Gefahren des Haltens im Straßenverkehr? Der Gesetzeshüter wirft einen kurzen Blick auf mein Nummernschild oder mein Reifenprofil und grunzt etwas, das ich als Aufforderung verstehe, mich aus dem Staub zu machen.

Über Sigüenza thront ein gewaltiges Castillo, das als nobler Parador für vermögende Touristen dient. Ich verzichte auf den Versuch einer Besichtigung. Einen, der Fliegen auf dem Kittel und zwischen den Zähnen hat, wird man kaum als Gaffer herzlich willkommen heißen. Mangels geeigneter Haltebucht gelingt mir nicht einmal ein Foto von der Stadt. https://de.wikipedia.org/wiki/Sig%C3%BCenza

Mittlerweile hat ein böiger Starkwind eingesetzt. Mit einiger Schräglage kämpfe ich mich zum Castillo von Atienza durch, das die Ebene um das gleichnamige Dorf beherrscht. https://de.wikipedia.org/wiki/Castillo_de_Atienza
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Zuletzt geändert von Nergal am Fr 10. Nov 2017, 20:26, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Ultima in der Mancha

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Die Burg liegt auf einem steilen Felsen, in den die Verteidigungsmauern geschickt integriert sind.
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