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Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:43
von Nergal
Kreuzgang des Klosters Yuste

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:44
von Nergal
Aus der Klosterkirche dringt Orgelmusik. Als Besucher muss ich leider draußen bleiben. Außerdem herrscht Fotografierverbot, weshalb meine Bilderausbeute bescheiden bleibt. Für seinen Aufenthalt in Yuste hat sich Kaiser Karl einen Anbau an das Kloster fertigen lassen. Er fällt kaum größer aus als unser Einfamilienhaus. Naja, die Möbel sind älter.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:45
von Nergal
Kaiser Karls Klosteranbau

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:47
von Nergal
Nach der Besichtigung beginnt die tägliche Flucht vor dem Gewitter. Bereits bei meiner Abfahrt vom Campingplatz türmten sich dunkle Wolken auf. Wider Erwarten bleibe ich bei meinem Rückweg von Niederschlägen verschont. Als ich gegen 17 Uhr wieder auf dem Platz ankomme, stelle ich fest, dass es wohl geregnet haben muss. Auch jetzt grummelt es wieder vernehmlich. Gleichzeitig haben wir Temperaturen von 30 Grad Celsius und mehr. Spaß macht das nicht.

Montag, 5. Juni: Montags haben fast alle Kulturstätten geschlossen. Da kommt nur ein Ritt durch die Pampa infrage. Ich entscheide mich für einen Abstecher nach Süden entlang des Embalse de Garcia Sola und des Embalse de la Serena. Beide Stauseen haben starkes Niederwasser. Bei letzterem steht der Wasserspiegel Dutzende Meter niedriger als bei Höchststand.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:47
von Nergal
Stausee bei Valdecaballeros

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:48
von Nergal
Wo es topografisch passt, haben die Spanier Badestrände im pittoresken Ambiente angelegt.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:49
von Nergal
Die Gegend wirkt menschenleer.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:50
von Nergal
Mitunter sieht man verfallene Gehöfte.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:51
von Nergal
Wie Leuchttürme ragen die Castillos in den Himmel. Die Auffahrt zum Castillo von Puebla de Alcocer https://de.wikipedia.org/wiki/Puebla_de_Alcocer spare ich mir, nachdem ich das steil in die Höhe führende Gassengewirr sehe. Schon mein Reiseführer warnte, „die Fahrt durch die engen, teilweise steilen Straßen ist nicht ganz einfach.“ Mein Sturz in Montánchez vor einigen Tagen reicht mir vollauf.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:52
von Nergal
Auch bei meinem nächsten Reiseziel, dem Castillo de Capilla, verzichte ich auf einen Aufstieg mit der Domi. Am Montag hätte er ohnehin keinen Zweck.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:53
von Nergal
Da sich am Nachmittag schon wieder die Gewitterwolken türmen, kehre ich kurzentschlossen um. Unterwegs sehe ich Dutzende Schwarzstörche hinter einem pflügenden Traktor herrennen, doch bis ich gehalten und mit der Kamera angerannt komme, sind alle bereits verschwunden. Saubande! Die Straßenränder sind voller Müll. Die Spanier lieben es, ihren Unrat aus dem Autofenster zu werfen. Zwar dankt ihnen ab und zu ein Schild dafür, dass sie genau dies nicht tun, doch scheint sie dieser erzieherische Hinweis eher anzuspornen, ihr verwerfliches Tun zu intensivieren. Die Archäologen werden später den Verlauf spanischer Straßen selbst dann noch mühelos rekonstruieren können, wenn der Asphalt zu Staub zerfallen ist. Der aufgehäufte Kunststoffmüll an den Straßenrändern dürfte ewig halten.

Bei Valdecaballeros folge ich einem Hinweisschild auf das einzige Atomkraftwerk der Extremadura. Mein 6 km langer Ritt auf einer üblen Rüttelpiste endet vor einem geschlossenen Tor. Ich trete den Rückweg in der Hoffnung an, dass der Zustand des AKW besser sein möge als der seiner Zufahrtsstraße. Mehrfach scheuche ich Hasen auf, die ihr Heil in der Flucht suchen, allerdings nicht im Zick-Zack-Kurs quer über das Gelände, sondern geradlinig entlang der Straße. Und hier ist meine Domi überlegen. Erst spät begreifen sie, dass sie von der Straße wegmüssen, um dem lautstarken Monstrum zu entkommen.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:56
von Nergal
Abends spendet schweres Gewölk willkommenen Schatten für mein überhitztes Zelt. Nach Einbruch der Dunkelheit ist heftiges Wetterleuchten am Horizont zu erkennen. Dank der Witterung bekomme ich abends kein Netz und kann nicht mit Sigrid klönen. Öde!

Dienstag, 6. Juni: Um 7.45 Uhr krieche ich aus dem Schlafsack. Heute ist das spanische Rom mein Ziel: Augusta Emerita, vulgo: Mérida (https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A9rida_(Spanien)) . Die Stadt wurde 1993 von der UNESCO in das Weltkulturerbe aufgenommen.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:56
von Nergal
In der verwinkelten Innenstadt verfranze ich mich heillos. Das Navi hilft mir auch nicht weiter, weil es die Straßen und Plätze nicht kennt, die ich meinem Reiseführer entnehme. Und die Adressen, die das Navi in Mérida kennt, sind nicht auf meinem Stadtplan verzeichnet. Irgendwie finde ich dann doch zur maurischen Alcazaba, die seit 835 den Kopf der römischen Brücke über den Rio Guadiana beherrscht. Sogar einen - leider schattenlosen - Parkplatz für meine Domi finde ich direkt neben der Alcazaba.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:57
von Nergal
Mit einer beeindruckenden Länge von 792 m gilt die zur Alcazaba führende Puente Romana als die längste römische Brücke weltweit.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 14:58
von Nergal
Das Innere der arabischen Festung ist weitläufig und ruinös. Ihre Erbauer griffen bedenkenlos auf vorgefundenes Baumaterial aus der Römerzeit zurück.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:00
von Nergal
Beeindruckt bin ich von der Zisterne, die vom Flusswasser aus dem Rio Guadiana gespeist wird.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:01
von Nergal
Eingang zur Zisterne der Alcazaba von Mérida

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:01
von Nergal
Wasserbehälter der Zisterne

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:03
von Nergal
Auf dem Gelände der Alcazaba kann man die Überreste römischer Bebauung gut erkennen.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:03
von Nergal
Römische Grundmauern in der Alcazaba von Mérida

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:04
von Nergal
Römische Straße in der Alcazaba von Mérida

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:05
von Nergal
Ich stiefele über eine Stunde lang in brütender Hitze mit Lederhose und übergeworfener Jacke in der schattenlosen Alcazaba herum. Als ich fertig bin, meldet sich der Kreislauf. Wie ein 95jähriger Greis schleiche ich in die Innenstadt, um das Gotische Museum zu besichtigen, das gottseidank in einer kühlen ehemaligen Kirche untergebracht ist. Ich verweile deutlich länger als anfangs geplant. Nach einem Telefonat mit Sigrid, die ich am Vortag ja nicht erreichen konnte, schleiche ich zurück zu meiner Domi und fotografiere noch ein hübsches Haus gegenüber von der Alcazaba. Danach tuckere ich zum örtlichen Hipermercado Carrefour. Hier kaufe ich zwei Liter Motoröl, eine dicke Plastikplane, haufenweise Tintenfisch und ein Olivenbrot ein. Erstmals seit Tagen muss ich nicht vor Gewittern flüchten.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:07
von Nergal
Mit Rückenschmerzen schlage ich gegen 17.30 Uhr ziemlich fertig auf dem heimischen Campingplatz auf. Angesichts der großen Entfernungen gerät mein Konzept der Niederlassung auf einem einzigen Platz, von dem aus ich Besichtigungstouren unternehme, an seine Grenzen. Ich brüte über einem Alternativkonzept mit weniger Gepäck und der Mitnahme eines kleineren Zelts. Außer meinem Keron besitze ich ja noch mein Nammatj, das einfacher auf- und abzubauen ist. Abends hocke ich länger mit einem Ehepaar aus Essen zusammen, das sich von einer Erbschaft einen VW-Campingbus gekauft hat. Sie schwärmen von ihrem Gefährt. Aus Faulheit räume ich vor dem Zu-Bett-Gehen meinen Poncho nicht unter die Apsis, was ich am nächsten Morgen bitter bereue.

Mittwoch, 7. Juni: Nachts setzt Dauerregen ein. Der Schirm befindet sich im Koffer des 10 m abseits abgestellten Motos. Kaffeekochen im Zelt fällt aus Sicherheitsgründen aus. Zum Frühstück gibt es Olivenbrot und Calamares. Ich beneide die Dortmunder in ihrem wetterunabhängigen Campingbus. Immerhin kann ich den Luxus einer riesigen Zeltapsis genießen.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:08
von Nergal
Der Platz ist menschenleer; meine Stimmung im Keller. Ich vertreibe mir die Zeit mit der Lektüre eines Spiegelhefts, das ich an der Tanke bei Heilbronn gekauft habe. In den Regenpausen ist Körperpflege angesagt. Nachmittags kommt die Sonne öfter durch. Ich wasche den verdreckten Poncho und hänge ihn am Moto auf. Während er trocknet hole ich den ausgefallenen Morgenkaffee nach. Dazu gibt es die letzten beiden Perunillas aus Trujillo.

Re: Der alte Wolf will es noch einmal wissen – 8.000 km in die Extremadura

Verfasst: Di 11. Jul 2023, 15:10
von Nergal
Es gibt nichts Spannenderes als einem Poncho beim Trocknen zuzusehen!