AndalusischeTagebücher

[hanspumpel]

Ich weiss es Wolf-Ingo.
Als du diesen super tollen Bericht hier (alo im Forum) publiziert hast, war ich noch hier(also in El Centenillo).
Ich bin in der Sierra Morena, westlich von der A4. Alleine schon weil meine jüngste Tochter und mein Enkel in der Nähe von Almuñecar an der Küste wohnen ,werde ich wohl nicht umhin kommen die Strecke Sierra segura, sierra cazorla, sierra nevada zu fahren. Mir graut jetzt schon.
Fürchterlich hier. Die sind einfach nicht in der Lage gerade Straßen zu bauen. Mehr als 500 m geradeaus habe ich bis jetzt noch nicht gefunden.
Ah ja, der Micha K hat auch ein Haus in Motril und da steht eine Varandero. Da muss ich also bei Zeiten auch hin.
Und ja, Ubeda und Jaen sind, wie alle alten (Arabischen oder noch älteren) Städte, so was von schön und interessant, das es einem die Tränen in die Augen treibt.
Wer sich für Geschichte interessiert hat für der Rest des Lebens genug. Alles was historisch Rang und Namen hat, hat hier rum gelungert. Cadiz ist Phönizisch, Carthagena spricht für sich. Dann Römer, Gothen, Araber, Berber, Juden, Franzosen. Und alle haben ihren Müll hier zurück gelassen.
Du müsstes noch mal kommen. Ich fände es toll ein paar von den Orten gemeinsam zu besuchen und die Geschichte gegen den Strich zu bürsten, wie Walter Benjamin meinte.
Aber genug davon. Es wird doch langsam etwas frisch hier aufvder Terasse mit kurzen Ärmeln und es ist Zeit für die Heia.

[hanspumpel]

Es gibt mal wieder was.
Meine erste Arbeitswoche habe ich hinter mir.
Das war alles ziemlich Stressig mit einer Einarbeitungszeit von 4 Stunden und bei 7 verschiedenen Klassen
Dazu die ersten drei Tage Darmprobleme
Am Donnerstag ist mir in Linares, wo ich arbeite, die TDM verreckt.
Francisco war so lieb mich um 22:00 noch holen zu kommen. Nächste Woche kaufe ich einen Schutzbrief. Nicht noch mal.
Ich strapziere hier die Freundlichkeit der Menschen.
Gestern dann mit Francisco nach Linares.
Francisco fuhr zum Sport. Also ich Werkzeug und so eingepackt und mitgefahren.
Da dann den Bock so weit zerlegt und durch gemessen. So auf der Straße und ohne Schaltplan zur Hand kam ich leider nicht weiter.Also zusammen gebaut und darauf gewartet, dass Francisco vom Sport zurück kam.
Wie jetzt die TDM zurück?
Francisco meinte Andres habe einen Anhänger. Ah super. Als wir wieder im Dorf waren traf ich zum Glück auf der Straße Yvette, Andres Frau.
Sie würde ihn fragen aber habe viel mit der Renovierung zu tun. Heute dann der Bericht von Yvette das Andres kein Zeit habe.
Also habe Ich mich auf die Suche nach einem Autoverleih gemacht. 60 Euro für Kastenwagen mit Lift für einen Tag. Prima. Allerdings erst am Montag. Jeder erzählt mir das der Bock in einer unfeinen Gegend steht. Scheixx
Da meinte Francisco das Seba auch einen Anhänger habe. Wir also zu Seba, der uns Mitteilte, das der Anhänger von Angel sei. Angel war leider nicht zu Hause und sein Auto auch weg. Also ist er nicht im Dorf. Auf dem Rückweg kam Seba aus seiner Bar uns sah uns. Dann hat er Angel angerufen und gefragt ob sein Sohn damit mein Moped holen kann. "Ah für den Holländer? Kein Problem."
Also fahre ich jetzt gleich mit Seba Junior nach Linares um mein Moped zu holen.
Ich hoffe sie ist noch da.
So geht das hier, im Dorf der 100 Nachbarn.
All die Namen und Zusammenhänge werde ich mit der Zeit näher Beschreiben.
Zum Glück ist Feiertag mit Brücke. Ich brauche erst Mittwoch wieder zur Arbeit
Bis bald.

[dodderer]

Wunderbar, so muss oder sollte das eigentlich sein.
Kenne ich so auch noch aus meiner Jugendzeit auf dem Dorf, auch mit seinen unschönen Seiten, die ja einfach dazu gehören.
Da ich mitlerweile auch die andere Variante, Individualismus und Egoismus bis zum Erbrechen, kennengelernt habe, würde ich mich in Summe ebenso entscheiden wie Du, für das "oldschool" Model.
Vorallem da man als Zugereister nie ganz so weit in den Dorfquerelen drin steckt wie eine Eingeborener

[Nickless]

Solche Nachbarn sind Gold wert! Zum Glück habe ich auch den einen und anderen Nachbar, der gerne mal unter die Arme greift, wenn Not am Mann.

[hanspumpel]

Batterie
An anderer Stelle habe ich davon berichtet das meine Batterie spontan gestorben ist und das meine vielen Nachbarn mir so lieb geholfen haben.
Manolo von Gegenüber (F800 GS) meinte ich solle es bei Juan Hidalgos versuchen. Der repariere alles und könnte mir bestimmt eine Batterie besorgen.
Ich also zu Juan (der Sebastian heißt)und tatsächlich standen drinnen ein paar Fahrräder, ein Behindertenmobiel, eine 50. Enduro und ein Elektrotrittroller.
Ich ihm meine Batterie gezeigt und er meinte, er hätte keine und ging direkt telefonieren. "Heute Nachmittag so gegen 7 ist die Batterie hier." "Ah, OK. Ich muss heute Nachmittag arbeiten, dann komme ich morgen früh."
Gestern morgen also direkt um 10 zu Sebastian, da meinte er händeringend," Entschuldigung, Entschuldigung. Gestern habe ich gar keine Lieferung bekommen. Heute ganz bestimmt."
"Hmm, heute muss ich aber auch wieder arbeiten und dann muss ich morgen früh extra nach La Carolina kommen, da ich bis 20:30 arbeite und es dann nicht mehr schaffe bis hier."
Nein, nein. Das sei keine Problem, er würde auf mich warten.
Und tatsächlich war Sebastian um 21:15 noch auf und die Batterie stand bereit. Piaggo OEM, frisch befüllt und geladen für 48 Euro.
Jetzt läuft die dicke wieder.
Vieles hier erscheint uns chaotisch und seltsam aber die Menschen sind sehr hilfsbereit und kreativ beim finden von Lösungen.

[hanspumpel]

Tapas
Wir kennen alle Tapas Bars, wo man kleine Gerichte kaufen und essen kann.
Tapas Bars gibt es in Andalusien nicht. Tapas sind hier ein integraler Teil eines jeden Bieres, Weines oder auch von Limonade und so.
Zu jedem Getränk gibt es eine Tapa. Das mindeste, wenn die Küche zu ist, sind etwas Käse, ein paar Chips und Oliven. Normalerweise sind es allerdings kleine Gerichte.
Ein bisschen Tortilla, gegrillte Artischocken, Schweinefilet auf Brot, Kartoffelsalat, ein paar Gambas oder so etwas halt.
Tapa bedeutet Deckel und das war es ursprünglich auch, ein Deckelchen für dass Weinglas, um Staub und Fliegen aus dem Wein zu halten.
Irgendwann ist jemand auf die Idee gekommen auf den Deckel ein bisschen was zu Essen zu legen und die Tapa wie wir sie kennen war geboren.
Die Tapas Provinzen sind vor allem Granada, Almeria, Jaen und Cordoba. Hier sind die Tapas so groß und so abwechslungsreich, dass ich mit drei Alkoholfreien Bieren für um die 5 € mein Mittagessen habe.
Gestern Abend war ich mit meinen Kollegen in Linares noch einen Trinken. In der Bar gab es eine Tapaskarte mit 25 bis 30 verschiedenen Tapas. Wir waren zu sechst, also haben wir erst mal 3 verschiedene Tapas bestellt.
Dann kommen halt drei doppelte Portionen mit 6 Gabeln. So ging das dann den Rest des Abends weiter.
Fragt mich nicht, wie das wirtschaftlich Funktioniert, da dass Essen eigentlich teurer sein muss als die Getränke.
Ist mir eigentlich auch egal. Ich finde es eine Prima Tradition und und die Bars wetteifern darum, wer die besten, größten und abwechslungsreichsten Tapas hat.
Letztens war ich in einer Bar, wo es keine Karte gibt und die Tapas eine Überraschung sind. Ich hatte vergessen zu sagen das ich Vegetarier bin und bekam ein Stückchen gegrillte Schweinshaxe. Als ich dankend ablehnte, fing der Ober an mir zu beschreiben was er mir denn so alles ohne Fleisch und Fisch machen könne. Keine Tapa geht hier nicht.
Tapas sind hier so selbstverständlich, dass die Leute sich tatsächlich beschweren, wenn die Tapa zu klein oder nicht lecker ist oder wenn es zweimal die Gleiche Tapa am Abend gibt.
Und nochmals, ein Bier kostest irgendwas zwischen 1,50 und 2,- €, Wein zwei 2,- und 2,50 €
Hier im Dorf gibt es die besten Tapas gegenüber bei Pipi.
Ich habe ein wenig Hunger. Ich glaube, ich gehe noch mal auf ein Bier.
Bis dann mal wieder

[Hogi]

Mach mar ruhig so weiter...Dann hast du bald einen neuen Nachbarn.

[hanspumpel]

Mach mar ruhig so weiter...Dann hast du bald einen neuen Nachbarn.

Kein Problem. hier im Dorf stehen im Moment einige Häuser zum Verkauf und das für Preise, für die andere Leute eine Auto kaufen.

[Hogi]

In der C. Cuesta gibt es Häuser mit Pool.

[dodderer]

Kleine Entscheidungshilfe für unentschlossene
https://www.ardmediathek.de/video/arte/ ... C0wMDEtQQ/

[hanspumpel]

https://www.idealista.com/de/inmueble/81745322/

[hanspumpel]

Und wem diese schöne Doku noch nicht reicht, der sehe sich das hier an.

[Nergal]

Ich glaub, ich komm dich mal besuchen, Gunnar, um festzustellen, ob du nicht doch flunkerst!

[hanspumpel]

Ich glaub, ich komm dich mal besuchen, Gunnar, um festzustellen, ob du nicht doch flunkerst!

Mach das. Die Geiltalerin kennt den Weg ja schon.
Ich würde gerne mal auf der Landstraße weiter fahren die hier hoch führt aber dafür muss ich auf die Domi warten, da hinter dem Dorf 20 oder 30 Km nicht asphaltiert ist.

[hanspumpel]

Ein kurzer Eindruck vom Dorf.

[hanspumpel]

El Centenillo
El Centenillo ist ein typisches Spanisches Bergdorf.
Nee, noch mal.
El Centenillo ist ein absolut untypisches, Spanisches Bergdorf.

Das Dorf war eine Bergwerkerdsiedlung, die die Briten hier im 19. Jahrhundert gebaut haben, Die Ganze Region hier war reich an Metallen und Spanien im 18. und 19. Jahrhundert arm wie eine Kirchenmaus. Das ganze, gestohlene, Gold und Silber ging entweder für Kriege oder die Kirche drauf.
Also kamen Deutsche, Franzosen und Italiener hierher um Die Erze aus der Erde zu holen.
Als den Briten im 19. Jahrhundert Blei und Zinn ausgingen haben sie sich auch umgesehen. Um 1850 stießen ein paar Geologen in den bergen auf die Überreste einer Römischen Bleimiene.

Die El Centenillo Blei und Silber Gesellschaft hat dann angefangen Schächte in den Grund zu treiben und ein Dorf zu bauen.
Anders als die anderen Spieler auf dem Markt haben die Viktorianer auch eine Schule, ein Krankenhaus und eine Zeitung eingerichtet und haben hier auch ihre Fachleute ausgebildet.
Das Dorf wurde zu einer Oase der Moderne in einer Region die noch mittelalterlich und feudal war.
In der Hochzeit haben hier mehr als 10 Fördertürme gestanden.

Das ging so weiter bis in die frühen 80. Jahre als die Mienen zu gingen.
Durch die ganze Franco Diktatur gab es hier eine freie Schule und eine freie Presse. Das haben sich die Engländer nie nehmen lassen
Durch diese Umstände zogen gut ausgebildete Menschen von hier in die großen Städte und bekamen die guten Stellen, behielten aber ihre Häuser hier.
Darum wohnen hier in der Woche 100 Menschen und in de Ferien über 1000. Das sind keine Touristen, da sie von hier sind oder immer schon hier hinn kommen und die Kinder und Enkel auch wieder. Es bleibt immer eine Dorfgemeinschaft. Nur halt manchmal etwas größer und manchmal etwas kleiner.

El Centenillo ist eine sehr grünes Dorf auf ca. 800 m höhe.
Flora und Fauna habt ihr ja schon in der Arte Doku gesehen.
Hier wachsen überwiegend (Kork)Eichen, Kiefern, und Oliven. Direkt ums Dorf rum gibt es auch wilde Feigen, bittere Mandel, Mimosen, Akazien und das Unkraut Andalusiens, Eukalyptus. Den haben die Engländer hier eingeschleppt und das Zeug wächst wie wild. Mich stört es nicht und als Brennholz ist es super.

Wie schon mal erwähnt, gibt es um das Dorf herum nicht viel. Wald und Berge halt

Dass Dorf selbst ist sehr pittoresk, mit kleinen Gässchen und durchblicken.

Was mich sehr fasziniert sind die Ruinen der Viktorianischen Industriearchitektur.

So, das war es mal wieder für heute.
Ich hoffe euch nicht zu sehr gelangweilt zu haben.

[Nickless]

Doch, total langweilig!
Nee, Späßle! Immer wieder toll mitzufiebern.
Danke dafür Gunnar

[dodderer]

Toller Beitrag

[Gurke650]

Danke schön,
es ist schön, etwas über dein neues Daheim kennenzulernen.
Weiter so!

[Nergal]

Danke, Gunnar, für die schönen Bilder und den informativen Text. Spanien ist einfach ein geiles Land!!!!

[hanspumpel]

Danke, Gunnar, für die schönen Bilder und den informativen Text. Spanien ist einfach ein geiles Land!!!!

Yep.
Und Andalusien noch wieder etwas geiler.
Dieser einzigartige Kulturmix aus Afrika, Palästina und Europa hat eine derart faszinierende Geschichte, Architektur, Kunst und Musik hervorgebracht, die es nirgends anders gibt.
Dazu die besonderen Menschen und die fantastische Natur und Landschaft, machen dass ich Zeit meines Lebens aus dem Staunen nicht rauskommen werde.

[hanspumpel]

Ich stehe mir bzgl. der Jahreslaufleistung seit 5 Jahren selber im Weg.
Waren es von 2010 bis 2016 noch im Schnitt 15.000 km p.a., schaffe ich seit 2016 maximal 8.000 km.
Mir fehlen einfach die großen 10-Tages Reisen mit bis zu 600 km und manchmal auch darüber pro Tag.

Du weißt ja wo du hin fahren kannst um an deine Km zu kommen .

[dodderer]

Denke Hogi wird nicht kommen.
Angeblich gibt es da Bären

[Hogi]

Denke Hogi wird nicht kommen.
Angeblich gibt es da Bären

ja...ganz Entspannte...

@ Gunnar
JA! DEIN Spanien ist eine (Moped-)Reise wert.

[hanspumpel]

Die einzigen Beere, die ich bis jetzt gesehen habe waren Erdbeere, die sogar noch reif werden, wenn dass Wetter sich noch hält.
Ah ja, von wegen Wetter. Habe ich schon erwähnt dass ich bis jetzt noch jeden Tag mit der Mash Jacke und Jeans zur Arbeit fahre.
So wie es aussieht die nächsten zwei Wochen auch noch.
Da es Abends dann doch ein wenig ab kühlt ziehe ich wegen dem Stück Autobahn eine Regenjacke gegen den Wind drüber und gut ist.