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Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

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Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

Hallo Leute,

ich stelle mal wieder einen Reisebericht ein. Angesichts meines Alters hoffe ich, dass dieser nicht bereits früher hier von mir eingestellt wurde und ich das ganz einfach verdüdelt habe. Wenn doch, verzeiht einem Greis! Ansonsten bin ich hier im Forum wenig unterwegs, weil mich die Toten rufen und ihnen derzeit meine ganze Aufmerksamkeit gilt. Motorräder und Kommunikation mit den Lebenden müssen da jetzt eine Weile zurückstehen. Aber genug der Vorrede jetzt! Lest halt das Nachfolgende, sofern ihr wollt. Und danke für die eingehaltene Funkdisziplin!
Zuletzt geändert von Nergal am So 3. Apr 2022, 13:52, insgesamt 3-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

Deutschland im Mai: Seit Tagen ist es saukalt und regnet Bindfäden. Na klar, wir wollen eine Motorradreise antreten. Wir, das sind mein Freund Hans und ich – und natürlich Lenin. Lenin ist eine 25 Jahre alte MZ ETZ 250 mit einem – ganz legal – auf 300 ccm aufgebohrten Motor. Lenin heißt Lenin, weil eine angeklebte Sowjetmünze seinen linken Lenkergriff verschließt.
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Wolf-Ingo und Lenin
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Wolf-Ingo

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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

1. Tag: Es hat tatsächlich aufgehört zu regnen. Schwer beladen mit Krauser-Koffern, selbst gebautem Topcase, Tankrucksack, Zelt und Schlafsack düse die 350 km von Coburg zu Hans ins schwäbische Balingen. An die 50 kg Gepäck muss ich mich erst noch gewöhnen. Nahe Weikersheim saut ein Regenschauer die bislang sauber glänzende MZ gründlich ein. Ich verbringe Abend und Nacht als Gast in Hans und Margits Haus und werde köstlich bewirtet.
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Start bei und mit Hans
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

2. Tag: Gegen 10 Uhr geht es dick vermummelt auf unseren 300ern los. Es soll trocken bleiben, aber das Thermometer zeigt nur 10 Grad an. Über Freiburg fallen wir in die Oberrheinische Tiefebene ein und passieren um die Mittagszeit Mulhouse. Dann geht es entlang der klassischen Strecke Besancon, Bourg und Lyon ins Rhonetal.
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Rast zwischen Milhouse und Besancon
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

Beim Tanken entdecken wir, dass Hans ETZ ein veröltes Vorderrad aufweist. Der linke Gabelsimmering hat sich selbständig gemacht. Hans drückt ihn vorsichtig in seine Aufnahme zurück. Gegen 20 Uhr tuckern wir auf den Bikercampingplatz von Crest, einem Örtchen im Rhonetal zwischen Valence und Montelimar. Wir verzichten auf den Zeltaufbau und nehmen stattdessen eine Hütte zum Übernachten. Ein köstliches Mahl und diverse Gläser Wein runden den Abend ab.
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Der Dichtring wird zurück ins Lager befördert,
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

3. Tag: Da mich Hans nur wenige Tage begleiten kann, nehmen wir die Autobahn und fahren bei extrem böigem Wind nach Rustiques (nahe Carcassonne). Unterwegs frisst der Gasschieber von Hans betagter MZ. Das kann schon mal passieren: Sie hat immerhin weit mehr als 80.000 km auf dem Buckel. Hans löst das Problem gekonnt mit Schmirgelpapier.
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Aufbruch in Crest
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

Am Nachmittag bauen wir unsere Zelte auf und legen davor einen Bundeswehrponcho als Teppich aus. Wir gehen Einkaufen, kochen ab und klönen anschließend bis weit nach Mitternacht. Der Rotwein beflügelt unsere Zungen. Ach, was ist das Leben herrlich!
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Camping im Audetal
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

4. Tag: Die Sonne begrüßt uns am Morgen. Leider auch der böige Wind. Bei mäßigen 15 Grad tuckern wir ins nahe gelegene Carcassonne. Die mittelalterliche Stadt ist Weltkulturerbe und besitzt Ausmaße, in die Rothenburg ob der Tauber gleich mehrfach hineinpassen würde. Wir umrunden die fast 2 km lange doppelte Stadtmauer zu Fuß und besichtigen die Innenstadt samt Burg. Den Tag beenden wir zünftig mit gemeinsamem Kochen und viel Rotwein.
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Carcassonne
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

5. Tag: Die Sonne lacht, es hat 28 Grad und kaum noch Wind. Heute nehmen wir eine der schönsten Strecken Südwestfrankreichs unter die Räder. Sie führt uns aus dem Aude-Tal heraus in die Montagne d’Alaric und weiter in die Corbieres. Kleine, einsame Nebenstrecken winden sich durch unberührte Natur und malerische Schluchten. Sie sind die Domäne unserer durchzugskräftigen Zweitakter. Einer der Höhepunkte des Tages stellt die Durchquerung der Gorges de Galamus dar, einer mehrere hundert Meter tiefen Felsschlucht nahe des kleinen Ortes St. Paul de Fenouillet, der etwa 25 km westlich von Perpignan liegt.
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Gorges de Galamus - hier aber mit meiner Domi bereist!
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

Beeindruckend ist auch die nahe gelegene Festung Queribus, in der sich im 13. Jahrhundert die Katharer vor ihren katholischen Verfolgern verschanzten. Wir besichtigen sie ausgiebig. Am Abend stehen rund 300 km mehr auf den Tachos. Da wir keine Lust zum Kochen haben, gibt es Pizza. Zum Schlafen kommen wir in dieser Nacht leider kaum. Wüster Techno-Beat, der von einer Open-Air-Veranstaltung kommt, erfüllt die Ebene bis in den Morgen. Ich hege Mordgedanken.
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Queribus
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

6. Tag: Beim Aufstehen fühle ich mich wie gerädert. Das herrliche Wetter bringt mich schließlich auf positive Gedanken. Heute ist unser letzter gemeinsamer Tag. Wir fahren nach Fontfroide, einem einsam gelegenen Zisterzienserkloster südlich von Narbonne. Nach dessen Besichtigung spricht uns ein französischer Familienvater auf dem Parkplatz an. Er zückt spontan ein elektronisches Gerät und zeigt uns stolz sein MZ-Gespann, mit dem er im letzten Winter ein Treffen des französischen MZ-Clubs in den Cevennen besucht hat. MZ-Fahren verbindet.
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Fontfroide
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

7. Tag: Hans und ich trennen uns heute. Während er zurück nach Deutschland fährt, treibt es mich weiter nach Zentralspanien. Der Abschied fällt schwer. Es waren sehr schöne gemeinsame Tage, und wir haben uns prächtig verstanden. Doch das Abenteuer ruft! Von Carcassonne aus falle ich auf Nebenstrecken über Quillan, Axat und Puigcerda in die Pyrenäen ein. Dass massives Gewölk auf ihnen lastet, lässt nichts Gutes erahnen. Tatsächlich zwingen mich Gewitter und deftige Regenschauer erstmals in die Regenkombi. Meist gilt dann: Hat man die Regenpelle erst einmal angezogen, dann hört der Niederschlag sofort auf. So ist es auch diesmal. Parallel zum Pyrenäenhauptkamm düse ich auf gewundenen Gebirgsstraßen über Seu, Coll de Nargo und Tremp nach Benabarre, wo ich mein Zelt aufschlagen möchte. Da der Platz fast vollständig von Landfahrern belegt ist, ziehe ich es vor, über Barbastro und Huesca weiter nach Westen zu reisen und gegen einen eisernen Glaubengrundsatz zu verstoßen: Angesichts der fortgeschrittenen Zeit mampfe ich einen BigMäc bei McDonalds und steuere im Dämmerlicht den mir bereits vertrauten Zeltplatz von Ayerbe an. Als ich den Motor abstelle, vernehme ich aus dem Dunkel den sachkundigen Kommentar eines älteren Herrn: „Die klingt ja wie ne MZ!“ Logisch, ist ja auch eine.
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Letzte Fahrt mit Hans in den Corbieren
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

8. Tag: Ich komme um acht aus den Federn und freue mich über einen sonnigen Morgen. Bei angenehmen Temperaturen fahre ich zunächst zum nahe gelegenen Castillo de Loarre, das als bedeutendster romanischer Profanbau Nordspaniens gilt. Anschließend heißt es die Ebro-Ebene in westlicher Richtung zu durchqueren. Ich wähle eine Route, die mich durch Ejea, Tauste und Tarazona nach Soria führt. Nahe Ejea freue ich mich kindisch darüber, mit der voll beladenen Fuhre eine Zusammenrottung amerikanischen Alteisens zu versägen. Wenn ich keine Harley-Treiber demütige, dann lasse ich es auf kleinen und kurvigen Nebenstrecken allerdings deutlich gemächlicher angehen. Ich genieße ein grünes und blühendes Spanien am Wegesrand. Wie anders sieht es hier im Hochsommer aus!

Hinter Tarazona gilt es, auf gut ausgebauten Nationalstraßen extrem lange Steigungen zu bewältigen. Da ich gleichzeitig mit Gegenwind zu kämpfen habe, kommt die von mir um fünf Prozent länger übersetzte und mit 50 kg Gepäck satt beladene MZ an ihre Grenzen. Nicht selten muss ich mich mit dem vierten Gang begnügen, der bei 5.000 Umdrehungen 97 kmh liefert. Zwar hält die Fuhre auch im Fünften diese Geschwindigkeit, die Nadel des Drehzahlmessers verharrt dann aber stur bei 3.900 Umdrehungen. Beschleunigen geht nicht! Der Sprung zwischen dem vierten und dem fünften Gang ist unter den ungünstigen Bedingungen einfach zu groß. Geld koste das auch: 7,5 l säuft Lenin an jenem Tag auf 100 Kilometern. Wie gut, dass ich ihm einen großen, 23 Liter fassenden Tank spendiert habe.
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Castillo de Loarre
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

Vor Soria zwingen mich prasselnde Regenschauer wieder einmal in die ungeliebte Regenkombi. Im Ort selbst scheitert die Besichtigung eines Klostern, in dem vor 40 Jahren der Film „Die Nacht der reitenden Leichen“ gedreht wurde. Es ist Montag, und damit Ruhetag für die meisten Museen und Kulturdenkmäler in Spanien. Leicht frustriert fahre ich weiter über El Burgo de Osma und Aranda de Duero nach Penafiel, einer kleinen Stadt, die ca. 50 km östlich von Valladolid und 100 km nördlich von Madrid liegt. Hier will ich für die nächsten Tage Anker werfen und mehrere spanische Castillos und Städte aufsuchen. Am frühen Nachmittag trudele ich auf dem örtlichen Zeltplatz ein und werde, noch bevor ich das Zelt aufbauen kann, spontan von einem älteren Ehepaar aus Stuttgart zu Kaffee und Kuchen eingeladen.

Nach dem Abkochen genehmige ich mir den obligatorischen Absacker und stelle meinen kleinen Sony-Weltempfänger an. Da die Glassicherung der Bordsteckdose ihren Geist aufgegeben hat, muss ich auf Batterien zurückgreifen. Auch mein Lieblingssender Radio Classica bereitet mir eine herbe Enttäuschung. Christobal Halffter zählt nicht gerade zu meinen Lieblingskomponisten.
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Festung Penafiel
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Penafiel von Innen
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

9. Tag: Nach anhaltendem nächtlichen Regen scheint der Tag trocken bleiben zu wollen. Ich habe bis jetzt 2.800 km zurückgelegt und beginne nach dem Frühstück das Motorrad zu warten. Während ich die Kette schmiere und spanne, dringen seltsam modulierte Töne an mein Ohr. Sie klingen merkwürdig elektrisch - wie beispielsweise das Raumschiff Enterprise im Zeitsturm. Höre ich Stimmen, ist es ein Hörsturz? Woher kommen sie? Eindeutig vom Motorrad. Aber woher? Ich klemme die Batterie ab. Das Singen geht weiter. Es dauert eine Weile, bis ich herausfinde, dass es die Tankdeckelentlüftung ist.
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Auf der Suche nach dem singenden Geräusch
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Beitrag von Nergal »

Mittags besichtige ich die örtliche Festung und bin schwer beeindruckt von diesem Bau, der die ganze Ebene beherrscht. Anschließend geht es auf Erkundungstour. Die Gegend ist Bauernland: Schweinezucht, Getreideanbau, etwas Wein. Die Ebene ist so flach, dass man die Erdkrümmung bemerkt. Entsprechend gerade und kurvenlos sind die Straßen. Es herrscht ein stetiger Wind, der Lenin mal beschleunigt, meist aber unangenehm abbremst und viel Sprit kostet. Ich fahre nach Cuellar, einem mittelalterlichen Städtchen, dessen Kirchen im Mudejarstil mir leider wegen ungünstiger Öffnungszeiten verschlossen bleiben. Ebenso ergeht es mir beim Castillo von Iscar.
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Iscar
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Beitrag von Nergal »

10. Tag: Der Tag ist trocken, aber sehr kühl. 13 Grad Höchsttemperatur zwingen mich in Pullover und Strickjacke. Wenn ich nicht zu faul wäre, würde ich sogar das Jackenfutter wieder einknüpfen. Auf schnurgeraden Straßen tuckere ich morgens nach Coca, einer der malerischsten Festungen in ganz Nordspanien. Dagegen wirken manche unserer viel gepriesenen Ritterburgen geradezu ärmlich. Es macht eben einen Unterschied, ob sich ein kleiner Feudalherr irgendwo eine Burg baut, oder ob ein Zentralstaat, wie Kastilien es seinerzeit war, systematisch die Befestigung strategisch wichtiger Plätze vornimmt.
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Coca
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

Da der Tag noch jung ist, beschließe ich Segovia aufzusuchen, die alte kastilische Königsstadt. Sie thront malerisch auf einem lang gestreckten Bergrücken. Die gewaltige spätgotische Kathedrale, der riesige römische Aquädukt, neben dem die mittelalterlichen Fachwerkhäuser wie Zwerge wirken, und der Alcazar (Königspalast) ziehen mich in ihren Bann. Letzteren besichtige ich ausgiebig, bevor ich müde, aber zufrieden nach Penafiel zurückkehre. Ein deftiges Schweinekotelett ziert am Abend meine Pfanne und lässt einen wunderschönen Tag ausklingen.
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Alcazar Segovia
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Kathedrale Segovia
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Aquaedukt Segovia
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Beitrag von Nergal »

11. Tag: Morgens faulenze ich hemmungslos. Obwohl drohende Gewitterwolken am Himmel stehen, werfe ich gegen 12 Uhr Lenin an, um die Wehrkirche von Turegano zu inspizieren. Sie hat gewaltige Befestigungen und bietet im Inneren ein verschachteltes und unüberschaubares Labyrinth von Räumen und Schießscharten.
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Turegano
Turegano
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Beitrag von Nergal »

Auf dem Kirchendach angekommen, stehe ich unvermittelt einem halben Dutzend kinderreicher Familien gegenüber. Es sind Störche, die auf den nur wenige Meter von mir entfernten Türmchen der Zitadelle ihr Nest eingerichtet haben. Entschuldigungen murmelnd ziehe ich mich diskret zurück. Beim Versuch, die Kirche von außen zu fotografieren, zerfällt meine uralte Rollei 35 SE in mehrere Teile. Ich kann zwar auch künftig noch Fotos schießen, aber die Entfernung nicht mehr einstellen.
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Wohnsiedlung der Störche
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Beitrag von Nergal »

Segovia besitzt eine wunderschöne Altstadt und eine spätgotische Kathedrale von überwältigenden Ausmaßen. Ich bin so vertieft in meinem Entdeckerdrang, dass ich die hoch aufgetürmten Gewitterwolken viel zu spät realisiere.
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Panorama Segovia
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Beitrag von Nergal »

Als ich die Stadt verlasse, kann ich massive Regengüsse überall am Horizont sichten. Und mein Weg führt – wie sollte es anders sein - direkt in die dunkelste Wetterküche. 40 km vor meinem Zielort wird es richtig ungemütlich: Blitze zucken, Donner kracht und es regnet unablässig. Ich halte an und warte das Schlimmste ab. Als ich dann am späten Abend endlich auf dem Zeltplatz von Penafiel ankomme, darf ich feststellen, dass der Ort von jeglichem Niederschlag verschont geblieben ist.
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Gewitterwolken über Turegano
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12. Tag: Nachts hat Regen eingesetzt, der auch fast den ganzen Tag über anhält. In den Regenpausen frühstücke ich vor dem Zelt, gehe Einkaufen oder erledige anstehende Wartungsarbeiten. Ansonsten stehen Duschen und SPIEGEL-Lesen auf dem Programm. Die MZ hat Pause. Abends bemerke ich bekümmert, dass meine angejahrte Isomatte undicht geworden ist. Ich darf jetzt jeden Tag ein Blaskonzert geben. Außerdem ist meine MZ-Schirmmütze weg. Es scheint ein Urlaub der Verluste und Ausfälle zu werden. Nur Lenin bleibt standhaft.
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Regentag
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

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13. Tag: Morgens scheint die Sonne, aber mit 8 Grad Außentemperatur ist es reichlich kühl. Um die Mittagszeit besteige ich die ETZ und versuche mein Glück nochmals in Cuellar, wo ich die Kirchenführung nur um Sekunden verpasse. Die Eingangstür schlägt mir praktisch vor der Nase zu. Wenigstens das Castillo von Iscar ist heute zu besichtigen. Während ich auf steilen Treppen und hohen Mauern herumkraxele, tun mir die Angreifer von damals leid. Schwindelnde Höhen und allgegenwärtige Schießscharten hätten die Erstürmung der Burg zum Selbstmordkommando werden lassen. Der Besichtigung folgt ein ca. 200 km langer Rundkurs zum Nationalpark Hoces del Rio und nach Sepulveda. Ich genieße es sehr, endlich wieder Kurven fahren zu können. Lenin ist in seinem Element. Die Straßen sind leider so holprig, dass ich das Vorhängeschloss meines Topcases verliere.

Auf den Zeltplatz zurückgekehrt muss ich bekümmert feststellen, dass Samstag ist. So leer die spanischen Plätze an Wochentagen auch sein mögen, am Wochenende boxt dort der Papst. Großfamilien beziehen ihre Zelte und Wohnwagen, riesige Fernseher werden ins Freie geschleppt und Empfangsantennen unter Lebensgefahr in die Kronen der höchsten Bäume verschleppt. Ich höre den European Song Contest brüllend laut, und als wäre das noch nicht genug, kapert eine Armada von 10 bis 12jährigen Wandervöglern den Platz. Sie machen einen höllischen Radau. Selbst um ein Uhr nachts toben die entfesselten Infanten noch ungehindert in der Gegend herum. Ich beginne Herodes in einem milderen Licht zu sehen. Linderung verschaffen Ohrhörer und Radio Classica, obwohl Schönberg sonst gar nicht mein Fall ist.
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Cuellar
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zum Nationalpark
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im Nationalpark
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Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
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Nergal
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Re: Mit Lenin nach Kastilien - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (5)

Beitrag von Nergal »

14. Tag: Die Vögel werden jeden Morgen zutraulicher. Ich vermute einen Zusammenhang zwischen ihrem Verhalten und der wachsenden Zahl von Federn auf meiner Kleidung. Der Daunenschlafsack lässt grüßen. Heute heißt es Abschied nehmen. Da die Gemahlin schlechtes Wetter für Frankreich verkündet, denke ich darüber nach, meinen Standort ins südliche Spanien zu verlegen. Ein Blick auf den bereits 3.600 km gelaufenen Hinterradreifen lässt mich davon Abstand nehmen. Das Profil des 4.10ers reicht dazu wohl nicht mehr aus. Ich entscheide mich, der Wetterprognose zum Trotz, nach Frankreich zu fahren.

Bei herrlichem Wetter geht es um 11 Uhr los. Ich genieße die leeren und gut ausgebauten Straßen im spanischen Binnenland. Die Route führt mich von Penafiel über Aranda, Burgo, Berlanga, Almazan und Monteaguado in die Ebro-Ebene. Da Lenin stetigen Rückenwind verspürt, legt er los wie ein Weltmeister. Vollbepackt und hochbeladen düst er selbst lange Steigungen mit 125 kmh hoch und beschleunigt sogar noch spürbar, wenn ich mich klein mache und den Gasgriff voll aufdrehe. Wie gut, dass spanische Radarfallen Seltenheitswert genießen. Teuer wird es trotzdem, denn Lenin verlangt wieder einmal mehr als 7 Liter Superbenzin – plus Zweitaktöl, versteht sich.

In der Ebro-Ebene ist es heiß und stickig, der Wind kommt jetzt häufig von der Seite. Die Gegend bietet nichts Reizvolles. Um sie rasch zu verlassen, benutze ich bis Zaragoza ein etwa 75 km langes Autobahnstück, um dann auf der Nationalstraße bis Lleida weiterzufahren. Von dort aus führt mich der Weg über Balaguer, Artesa, Seu und Puigcerda wieder in die Pyrenäen. Als ich das Zelt schließlich in Casteil aufschlage, einem Gebirgsort etwa 50 km westlich von Perpignan, liegt eine Tagesetappe von 750 km hinter mir, davon 90 Prozent auf Landstraßen. Lenin hat sie in 9 Stunden bewältigt – eine Mittagspause und drei Tankstopps mit eingerechnet. Nicht schlecht für eine MZ.
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on the road again
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Beste Grüße

Wolf-Ingo

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