Anlasser repariert, und, hoffentlich verbessert
Verfasst: Di 26. Okt 2021, 22:42
So, bin nun endlich mal dazugekommen, meinen Anlasser zu reparieren, der am 27.07.2021 seinen Dienst quittiert hatte. Von einem Moment auf den anderen war der Anlasser fest, starr. Zum Glück ist das vor der Haustür passiert, also bin ich mit einem anderen Motorrad zur Arbeit gefahren, wozu sonst hat man mehrere angemeldet? Eins geht immer.
Da ich noch einen anderen Anlasser liegen hatte, der elektrisch nicht ging, sich aber noch drehte, hatte ich gleich ein Teil zum probieren, wie sich ein noch beweglicher Anlasser zerlegen läßt, wie der drinnen aussehen muß/soll.
Mahlende Geräusche hörte ich schon länger beim Anlassen aus dem Motor, diese kamen jedoch vom defekten Anlasserstützlager aus dem Anlassergetriebe. Anlasser getauscht, Lager erneuert, Geräuschkulisse wieder im Soll.
Beim Probeanlasser sah alles gut drinnen aus, es fanden sich jedoch auch einige komische Plastikteile, die dort nicht hineingehörten. Keine Ahnung, wie die dort reingekommen sind. Alles saubergeblasen, zusammengebaut, und siehe da, Anlasser funktioniert. Soweit erstmal gut, jedoch war der Simmering außer Funktion, und das Nadellager hat sich auch nicht mehr gedreht, war zum Gleitlager mit angeschliffenen Nadeln mutiert.
Der starre Anlasser sah nicht mehr so gut aus. 28 Jahre in Gebrauch, noch nie ausgebaut, rund 76 000 km runter, davon ca. 62 000 km in 6 Fahrjahren unter meiner Regie. Der wollte nicht auseinander. War ja auch starr. Nachdem das Hinterteil mit den Kohlebürsten und das Mittelteil ab waren, habe ich zwei Holzleisten quer über den offenen Schraubstock gelegt, Anker nach unten, Alukappe auf die Holzleisten und mit dem Kupferhammer Überzeugungsarbeit geleistet. Erst ganz zart, dann energisch, am Ende mit Erfolg.
Dort, wo mal der Lagersitz auf der Welle war, war alles dick rostig, Durchmesser so 14,5 mm. Was Kondenswasser mit der Zeit so anrichtet. Den Simmering mit einem Schraubenzieher herausgehebelt. Das Nadellager selbst habe ich ausgepresst, dazu den Kopf einer Inbußschraube M 10 auf 15,4 mm abgedreht, weil die Wellenduchführung in der Alukappe 15,5 mm groß ist. Der erste Gedanke war, hier ist leider nichts mehr zu retten.
Im Nadellager fehlten 5 Nadeln, gefunden wurde keine. Bis heute nicht. Den Anker habe ich in die Drehmaschine gespannt und den Rost auf der Welle mit Schmirgelleinwand entfernt, wurde irgendwann wieder blank. Welle gemessen, 13,4 mm, oh weh, da fehlt ja ein halber Millimeter. Den anderen Anlasser wieder zerlegt und nachgemessen, 13,45 mm. Aha, das muß also so sein. Na dann, Lagerbezeichnung unter dem Mikroskop entziffert und aufgeschrieben. KOYO 14BTM1912A. Simmeringsitz gemessen, 24 mm. Den anderen Anlasser komplett zerlegt, Simmering raus, Lager raus, vergleichgemessen, alles das selbe. Also Ersatzteile besorgen.
Dieses komische Lager ist in Deutschland eigentlich nicht zu bekommen, nur ein Händler in Wismar hat das auf Anfrage. Wenigstens stand auf dessen Internetseite noch eine Alternativbezeichnung eines anderen Herstellers: INA F218335.
Also im INA-Onlineshop mit der Bezeichnung gesucht, und: Nichts gefunden. Gibts dort nicht. Dafür habe ich dann bei Alipay oder so ähnlich zwei solche Nadellager bestellen können, die beiden letzten, sind dann nach drei Wochen auch gekommen. Eingeprägte Bezeichnung: INA F218335, knapp 16 € mit Versand. Simmeringe habe ich in der Größe 13x24x7 in der Bucht gekauft. Alles da, was man braucht. Alles? Da geht doch noch was!
Die Anlasserwelle hat nach dem Lagersitz bis zum Beginn der Verzahnung etwa 4,5 mm zylindrische Welle, die Alukappe hat noch Fleisch. Folglich nach passenden Simmeringen gesucht und fündig geworden: Es gibt Simmeringe in der Größe 13x19x3, sogar auch 13x18x3 oder 13x19x2,5, die könnten alle das Nadellager künftig vor Kondenswasser schützen. So der Plan bzw. die Idee.
Das Nadellager ist 12 mm lang, der Lagersitz ist 13 mm, also habe ich die Alukappe in die Drehmaschine genommen und den Lagersitz um 2,2 mm verlängert, so daß dort ein Simmering 13x19x3 und das Nadellager Platz finden. Heute dann die Montage: Alle Teile bereitgelegt, dazu ein Montagedorn aus einer Inbußschraube M 16 gefertigt. Kopf auf 18,9 mm abgedreht, Schaft auf 13,4 mm. Zuerst das Gleitlager gefettet und den Anker in die Kohlebürsten eingesetzt. Die Kohlen haben noch rund 50%, habe ich nichts erneuert. Dann das Mittelteil mit dem Dichtring draufgesetzt. Dabei auf die Markierung achten, die man vor der Demontage anbringen sollte. Anschließend den zusätzlichen Simmering 13x19x3 mit dem Montagedorn in die Alukappe eingedrückt, das Nadellager hinterher. Jetzt das Nadellager ordentlich mit Fett gefüllt und den Simmering 13x24x7 ebenfalls mit dem Montagedorn in den sitz gedrückt. Zu guter Letzt die fertig zusammengebaute Alukappe mit Dichtring über die Welle geschoben, auf die Markierung achten und Schrauben rein. Alles dreht sich, nur eben nicht mehr so leicht, weil die Simmeringe noch ordentlich drücken. Der Anlasser hat axial etwa einen halben Millimeter Spiel, lasse ich so. Ausprobiert, mit Strom, dreht sich ganz ordentlich, das Fett in der Verzahnung ist gleich abgeflogen. Jetzt kann ich den anderen Anlasser auch entsprechend bearbeiten und dann den Austauschanlasser wieder gegen das verbesserte Originalteil ersetzen.
Weil der Austauschanlasser ganz sicher nicht besser ist als die beiden jetzigen Reparaturkandidaten, habe ich bereits bei Alibaba weitere Nadellager geordert, die hoffentlich bald eintreffen, Bezeichnung diesmal HK 13,5x19x12.
Ich hoffe, mit dem zweiten, zusätzlichen Simmering das Rostproblem für die nächsten 20 Jahre beseitigt zu haben. Mal schauen, immer wenn die Krümmer ab sind, bietet sich die schnelle Gelegenheit, auch den Anlasser auszubauen und zu checken.
Da ich noch einen anderen Anlasser liegen hatte, der elektrisch nicht ging, sich aber noch drehte, hatte ich gleich ein Teil zum probieren, wie sich ein noch beweglicher Anlasser zerlegen läßt, wie der drinnen aussehen muß/soll.
Mahlende Geräusche hörte ich schon länger beim Anlassen aus dem Motor, diese kamen jedoch vom defekten Anlasserstützlager aus dem Anlassergetriebe. Anlasser getauscht, Lager erneuert, Geräuschkulisse wieder im Soll.
Beim Probeanlasser sah alles gut drinnen aus, es fanden sich jedoch auch einige komische Plastikteile, die dort nicht hineingehörten. Keine Ahnung, wie die dort reingekommen sind. Alles saubergeblasen, zusammengebaut, und siehe da, Anlasser funktioniert. Soweit erstmal gut, jedoch war der Simmering außer Funktion, und das Nadellager hat sich auch nicht mehr gedreht, war zum Gleitlager mit angeschliffenen Nadeln mutiert.
Der starre Anlasser sah nicht mehr so gut aus. 28 Jahre in Gebrauch, noch nie ausgebaut, rund 76 000 km runter, davon ca. 62 000 km in 6 Fahrjahren unter meiner Regie. Der wollte nicht auseinander. War ja auch starr. Nachdem das Hinterteil mit den Kohlebürsten und das Mittelteil ab waren, habe ich zwei Holzleisten quer über den offenen Schraubstock gelegt, Anker nach unten, Alukappe auf die Holzleisten und mit dem Kupferhammer Überzeugungsarbeit geleistet. Erst ganz zart, dann energisch, am Ende mit Erfolg.
Dort, wo mal der Lagersitz auf der Welle war, war alles dick rostig, Durchmesser so 14,5 mm. Was Kondenswasser mit der Zeit so anrichtet. Den Simmering mit einem Schraubenzieher herausgehebelt. Das Nadellager selbst habe ich ausgepresst, dazu den Kopf einer Inbußschraube M 10 auf 15,4 mm abgedreht, weil die Wellenduchführung in der Alukappe 15,5 mm groß ist. Der erste Gedanke war, hier ist leider nichts mehr zu retten.
Im Nadellager fehlten 5 Nadeln, gefunden wurde keine. Bis heute nicht. Den Anker habe ich in die Drehmaschine gespannt und den Rost auf der Welle mit Schmirgelleinwand entfernt, wurde irgendwann wieder blank. Welle gemessen, 13,4 mm, oh weh, da fehlt ja ein halber Millimeter. Den anderen Anlasser wieder zerlegt und nachgemessen, 13,45 mm. Aha, das muß also so sein. Na dann, Lagerbezeichnung unter dem Mikroskop entziffert und aufgeschrieben. KOYO 14BTM1912A. Simmeringsitz gemessen, 24 mm. Den anderen Anlasser komplett zerlegt, Simmering raus, Lager raus, vergleichgemessen, alles das selbe. Also Ersatzteile besorgen.
Dieses komische Lager ist in Deutschland eigentlich nicht zu bekommen, nur ein Händler in Wismar hat das auf Anfrage. Wenigstens stand auf dessen Internetseite noch eine Alternativbezeichnung eines anderen Herstellers: INA F218335.
Also im INA-Onlineshop mit der Bezeichnung gesucht, und: Nichts gefunden. Gibts dort nicht. Dafür habe ich dann bei Alipay oder so ähnlich zwei solche Nadellager bestellen können, die beiden letzten, sind dann nach drei Wochen auch gekommen. Eingeprägte Bezeichnung: INA F218335, knapp 16 € mit Versand. Simmeringe habe ich in der Größe 13x24x7 in der Bucht gekauft. Alles da, was man braucht. Alles? Da geht doch noch was!
Die Anlasserwelle hat nach dem Lagersitz bis zum Beginn der Verzahnung etwa 4,5 mm zylindrische Welle, die Alukappe hat noch Fleisch. Folglich nach passenden Simmeringen gesucht und fündig geworden: Es gibt Simmeringe in der Größe 13x19x3, sogar auch 13x18x3 oder 13x19x2,5, die könnten alle das Nadellager künftig vor Kondenswasser schützen. So der Plan bzw. die Idee.
Das Nadellager ist 12 mm lang, der Lagersitz ist 13 mm, also habe ich die Alukappe in die Drehmaschine genommen und den Lagersitz um 2,2 mm verlängert, so daß dort ein Simmering 13x19x3 und das Nadellager Platz finden. Heute dann die Montage: Alle Teile bereitgelegt, dazu ein Montagedorn aus einer Inbußschraube M 16 gefertigt. Kopf auf 18,9 mm abgedreht, Schaft auf 13,4 mm. Zuerst das Gleitlager gefettet und den Anker in die Kohlebürsten eingesetzt. Die Kohlen haben noch rund 50%, habe ich nichts erneuert. Dann das Mittelteil mit dem Dichtring draufgesetzt. Dabei auf die Markierung achten, die man vor der Demontage anbringen sollte. Anschließend den zusätzlichen Simmering 13x19x3 mit dem Montagedorn in die Alukappe eingedrückt, das Nadellager hinterher. Jetzt das Nadellager ordentlich mit Fett gefüllt und den Simmering 13x24x7 ebenfalls mit dem Montagedorn in den sitz gedrückt. Zu guter Letzt die fertig zusammengebaute Alukappe mit Dichtring über die Welle geschoben, auf die Markierung achten und Schrauben rein. Alles dreht sich, nur eben nicht mehr so leicht, weil die Simmeringe noch ordentlich drücken. Der Anlasser hat axial etwa einen halben Millimeter Spiel, lasse ich so. Ausprobiert, mit Strom, dreht sich ganz ordentlich, das Fett in der Verzahnung ist gleich abgeflogen. Jetzt kann ich den anderen Anlasser auch entsprechend bearbeiten und dann den Austauschanlasser wieder gegen das verbesserte Originalteil ersetzen.
Weil der Austauschanlasser ganz sicher nicht besser ist als die beiden jetzigen Reparaturkandidaten, habe ich bereits bei Alibaba weitere Nadellager geordert, die hoffentlich bald eintreffen, Bezeichnung diesmal HK 13,5x19x12.
Ich hoffe, mit dem zweiten, zusätzlichen Simmering das Rostproblem für die nächsten 20 Jahre beseitigt zu haben. Mal schauen, immer wenn die Krümmer ab sind, bietet sich die schnelle Gelegenheit, auch den Anlasser auszubauen und zu checken.