20 Jahre Dominator - meine persönliche Domi-Story
Verfasst: So 4. Jun 2017, 23:56
Übertragen aus dem alten Domi-Forum. Geschrieben am 20. Dezember 2014.
Im Leben ist es oft so: Erstes kommt es anders, und zweitens als man denkt. Wenn mir jemand im Dezember 1994 gesagt hätte, dass ich meine Honda, genau genommen meine schwarze NX 650 Dominator, die ich mir am 20.12.1994 gekauft habe, 20 Jahre später noch fahren würde, den hätte ich für vollkommen verrückt erklärt. Dabei sah es zwischenzeitlich auch tatsächlich nicht danach aus, als ob es so weit kommen würde. Daher habe ich mir erlaubt, dieses "Jubiläum" für einen ganz persönlichen Rückblick zum Anlass zu nehmen, den ich mit Euch teilen möchte.
Teil 1: Die Jahre 1994 bis 1998
1994:
Ich war 19 und gondelte bis dato mit einer 84er XL 250R herum, als mein Geldbeutel nach harter Ferienjobarbeit endlich die nötige Basis aufzeigte, um mir meinen Traum zu erfüllen: Eine Honda Dominator. Ich fand schon damals dieses Modell endgeil. Insbesondere fand ich die aktuelle Version mit dem größeren Tank und den in die Verkleidung integrierten Blinkern total schön. Aber für ein quasi Neumodell reichte, auch nach dem Verkauf der XL, das Kleingeld dann doch nicht. Also hielt ich Ausschau nach einem frühen Modell. Auch diese waren auf dem Gebrauchtmarkt eher dünn gesäht. Ich hatte aber Glück. In Karlsruhe verkaufte einer eine schwarze mit etwa 24.500 km drauf. Laut Zulassung war sie knapp fünf Jahre alt. Die passte gerade noch so in mein Budget. Hingefahren, angeschaut, Probefahrt gemacht. Wow! Geil! Sie sah aus wie aus dem Ei gepellt. Der Besitzer nutzte sie hauptsächlich für längere Strecken. Für das Gekurve in der Stadt stand ihm noch eine Yamaha SR 500 zur Verfügung. Er wollte beide verscherbeln, um sich 'ne Harley zu kaufen. Naja, ok. Sein Erscheinungsbild sagte mir, dass er der Typ für 'ne Harley ist und weniger für 'ne Enduro.
Jetzt hatte ich nur ein kleines "Problem": Es war die allererste Domi, die ich mir angeschaut hatte. Ich brauchte unbedingt noch einen Vergleich, um das Angebot und den Allgemeinzustand würdigen und einschätzen zu können. Also suchte ich noch ein zweites Angebot heraus. Im Nordschwarzwald bei Calw verkaufte einer eine rote. Ein Jahr jünger mit der Hälfte an Kilometer für ca. 500 DM mehr. Also auch dort: Hingefahren, angeschaut, Probefahrt gemacht und... liegen geblieben. Verdammte Axt! Wieso geht die Kiste einfach aus? Offensichtlich war irgendwo die Spritleitung verstopft, denn der Tank war randvoll. Ich also nach einigem Geschiebe über den örtlichen Berg wieder bei dem Typen angekommen (war'n Jungspund. Gerade mal ein Jahr älter als ich und brauchte offensichtlich das Geld. Aber nicht von mir!). Ich hatte dies als "Böses Omen" betrachtet und vom Kauf Abstand genommen, auch wenn der Defekt mit Sicherheit nur eine Kleinigkeit gewesen war. Aber der Allgemeinzustand dieser roten Domi war gegenüber der schwarzen trotz weniger Laufleistung nicht so gut. Und in schwarz sah die Kiste meiner Meinung nach, einfach nochmal um Welten besser aus.
Ich also dem Karlsruher zugesagt und die Woche darauf das Motorrad gekauft und abgeholt. Ein guter Freund war bei der Abholung noch dabei. Irgendwann während der Rückfahrt rief ich ihm beim Durchfahren eines Dorfes zu, er solle sich am Ortschild gut festhalten. Ich werde mal Vollgas geben. Bis dahin bin ich eher verhalten gefahren. Zum einen wegen meines Sozius und zum anderen wollte ich nicht unnötig auffallen, da die Domi zu dem Zeitpunkt ein paar PS zuviel für meinen (Stufen)Führerschein hatte. Naja, ich war jung, manchmal etwas leichtsinnig und hatte mein Geld gut angelegt. Auf jeden Fall sind uns beiden ziemlich lange Arme gewachsen, als ich mal am Gasgriff zupfte. Wow! Was für ein Anzug aus Tempo 50 im dritten! Ich war begeistert.
Am nächsten Tag dann (es müssen wohl bereits schon Weihnachtsferien gewesen sein) bin ich gleich zum freundlichen Honda-Händler zum Drosseln und daraufhin zur Zulassungsstelle gefahren, um sie auf mich zuzulassen. Ich war stolz wie Oskar, und mein Leben mit der Domi begann.
1995:
Der Winter 1994/1995 war recht mild soweit ich mich erinnern kann. Ich fuhr, wann immer es die Witterung zugelassen hatte, mit dem Motorrad die 15km zur Schule. Minusgrade waren kein Problem, es musste nur einigermaßen trocken bleiben.
Es wurde Frühjahr, und die erste Fotosession im heimischen Garten stand an.
April 1995:
Zeitgenössisches Posen bzw. stolz das eigene Motorrad zeigen gehörte natürlich dazu:
Einen Monat später, im Mai 1995, fuhr ich mit meinem Cousin, seiner Schwester und ihren Freunden auf den Nürburgring zum Motorrad WM-Lauf. Damals waren das noch die Klassen 125, 250 und 500cm³. Kevin Schwantz fuhr zwar nicht mehr, auf den Tribünen tummelten sich aber nach wie vor viele seiner Fans.
Was war das für ein geniales Wochenende, die vielen durchgeknallten Typen zu beobachten, die sich ihre Auspufftüten von den Mopeds runterschraubten und die Tachonadel volle Segel in den Begrenzer jagten. Der Sound war infernalisch. Nur vielen Zylinderkopfdichtungen war das ein bisschen zuviel Stress. Aber wer den Schaden hat...
Abends dann im Vorzelt des Wohnmobils gemeinsam gegessen und Quatsch gemacht bzw. vor'm Zelt mit dem Bier in der Hand am Lagerfeuer gesessen.
Zwei Übernachtungen später ging es wieder heimwärts:
By the way: Die schwarze Lederjacke mit dem Honda-Flügel drauf habe ich immer noch, und... sie passt noch.
An Pfingsten im gleichen Jahr ging es mit den gleichen Leuten an den Bodensee. Davon gibt es zwar auch Fotos, aber keins auf dem meine Domi abgebildet ist, und der Rest ist bedingt jugendfrei.
Ein Schnappschuss aus dem Sommer 1995 mit Teilen meiner jüngeren Verwandschaft.
(Man beachte die "ABI 95"-Aufkleber an der Domi).
1996:
Um Pfingsten herum fuhr ich für ein langes Wochenende nach Berlin. Zwei Kumpels von mir (einer davon war Berliner und auf Familienbesuch in seiner Heimat) waren zufällig zeitgleich in der Bundeswichtelhauptstadt. Also sattelte ich die Domi und fuhr ihnen nach. Ich kann mich daran erinnern, dass die A9 noch aus DDR-Plattenbauteilen bestand. Das war ein ewiges Gerumpel. Mehr als Tempo 100 fuhr niemand, außer ich. Mit dem Fahrwerk der Domi war es ein leichtes Spiel, die Fahrbahnschäden zu kompensieren.
Das Wochenende bestand ansonsten eher aus Party und die Nächte Durchfeiern. Übernachten durfte ich freundlicherweise bei der Oma meines Kumpels, die in Weißensee lebte. Ich hatte Weißensee als kleines Dorf mitten in der Großstadt empfunden. Kleine Einfamilienhäuser an schmalen Straßen mit viel Grün drumherum. Das hat mir echt gefallen.
Zurück fuhren mein Kumpel und ich gemeinsam wieder über die Autobahn. Ich mit der Domi volle Segel voraus, er mit seinem Golf hinterher. Immer nach 150km musste ich auf Reserve schalten. Die nächste Tankstelle wurde angesteuert, vollgetankt und danach wieder mit Vollgas auf die Bahn. Das ganze auf einer Strecke von 700km. Die Domi machte es mit. Im Laufe der Zeit lernte ich dazu und wiederholte eine solche Aktion kein zweites Mal.
Und dann, Ende August 1996, war es endlich soweit: Meine erste "große" Tour.
Ein Studienkollege und ich hatten zwischen Ende unserer Vorlesungen und dem Beginn der Ferienjobs ein paar Tage Zeit und wollten eine Mopedtour machen. Genau genommen hatten wir 4 Tage Zeit. Wir entschlossen uns, einfach mal nach Frankreich reinzufahren (war ja von uns nicht weit) und die grobe Richtung Süden einzuschlagen. Also fuhren wir drauflos, immer schön auf den flüssig zu fahrenden "Route National" Straßen. Von kleinen verwinkelten Seitenstraßen, die ja so viel mehr Spaß machten, wusste ich damals noch nichts. Aber immerhin, wir kamen gut voran und schafften 500km am Tag. Am zweiten Tag beschlossen wir, nachdem wir recht zügig in Grenoble angekommen waren, bis runter an die Mittelmeerküste zu fahren. Also bretterten wir die Route Napoléon runter nach Grasse. Ich hatte mir schon damals für den Küstenbereich inkl. Hinterland die 1:200.000er Michelin Karte besorgt. Nach wie vor eine meiner Lieblingslektüren.
Dritter Tag: Hurra! Meer!
Wir standen im dicksten Verkehrstau an der Strandpromenade, als meinem Mitfahrer an seiner etwas betagten Suzuki der Kupplungszug riss. Wir also die Mopeds auf den Gehweg geschoben. Breit genug ist er ja zum Glück, so dass wir niemanden bewusst behinderten. Er hatte sogar ein Bowdenzug-Reparaturset dabei, dummerweise allerdings keinen Seitenschneider, um den Bowdenzug entspr. kürzen zu können. Zu allem Unglück war es Sonntag. Auch in Frankreich haben die Werkstätten sonntags geschlossen. Also kurvte ich einigermaßen hoffnungslos durch Nizza auf der Suche nach jemandem, der mir den Bowdenzug abschneiden konnte. Ich fand einen Tankstellenpächter. Der jedoch hatte nicht wirklich viel Werkzeug zur Verfügung, und offensichtlich auch keine Ahnung wie er mir helfen konnte. Ihm fiel nichts besseres ein, als den gewickelten Zug mit einer Eisensäge(!) durchzusägen. Es kann sich mit Sicherheit jeder vorstellen, wie das Ende des Bowdenzugs danach ausgesehen hatte. Egal. Immerhin gekürzt. Musste ihn mein Mitfahrer halt wieder zusammen und in den Nippel fummeln. Ich genoss in der Zwischenzeit das warme Wetter (in meinen schwarzen Lederklamotten) und relaxte neben der Domi.
Als die Suzi wieder fit war fuhren wir weiter nach Monaco:
Wir schlürften einen viel zu teuren Kaffee, schauten uns noch ein bisschen in Monaco um und fuhren anschließend wieder zurück in die Berge. Wir mussten heute noch dringend wieder die Rückreise antreten und waren bis dato noch nicht wirklich weit gekommen. Von Menton aus, wo die Suzi dann auch noch ein Massekabel mit viel Rauch abfackelte aber zum Glück weiterhin fahrbereit blieb, fuhren wir direkt ins Gebirge. Die gelben Straßen auf der Michelin-Karte sahen schon recht wurstig aus, aber dass sich die Fahrerei über die Pässe dort im Parc National du Mercantour so dermaßen ziehen würde... Wir wussten ja nicht was uns erwartet, da wir noch nie in der Gegend gewesen sind. Somit fuhren wir völlig unbedarft über die Crème de la Crème der frz. Pässe, wie Col de Turini, Col de la Bonette und Col du Galibier.
Zwischendurch habe ich ein paar Schnappschüsse vom Col du Galibier gemacht.
Oben auf der Passhöhe hatten wir leichten Nieselregen. Ansonsten aber hatten wir, bis auf die letzten Kilometer zurück auf der deutschen Autobahn nur schönes Wetter.
Irgendwann hatte ich von der vielen Kurven- und Serpentinenfahrerei tatsächlich die Nase voll und sehnte mich nach einem Stückchen gerader Straße. Einen solchen Gedanken hatte ich seitdem kein zweites Mal mehr.
Wir schafften an diesem dritten Tag nur ca. 300km. Es war bereits dunkel, als wir bei Briancon einen Campingplatz fanden, der uns noch aufgenommen hatte und bei dem wir noch etwas warmes zum Abendessen bekommen haben. Im Scheinwerferlicht bauten wir unser Zelt auf und gingen anschließend in das dort ansässige Restaurant. Der Chef brachte uns ein einfaches, aber reichhaltiges typisch frz. Mehrgängemenü. Danach waren wir satt und platt und verschwanden in unserem Zelt.
Am nächsten Tag mussten wir dann die restlichen 730km abreißen. Das schafften wir tatsächlich, ohne in der Schweiz eine Vignette kaufen zu müssen. Aber dafür ließen wir es auf der Überlandstrecke hinter Lausanne auch ziemlich gut laufen. Es blieb zum Glück folgenlos, so dass ich irgendwann abends kurz nach Einbruch der Dunkelheit wieder zuhause angekommen bin.
Diese Tour war kurz, aber sehr intensiv. Und es was die erste überhaupt in die frz. Alpen. Wahrscheinlich deshalb blieb so vieles noch in meinem Kopf darüber hängen.
Ich nutzte in den 90er Jahren die Domi hauptsächlich als Alltagsfahrzeug. Meine Touren begrenzten sich auf Wochenendtrips zu Motorradtreffen anderer Motorradclubs. Mein Cousin und seine Schwester waren in einem solchen Club bei uns im Ort. Daher waren sie immer gut informiert wo welche Feten stiegen. Zu diesen Treffen existieren zwar keine Fotos, die ein oder andere Anekdote könnte ich trotzdem darüber berichten. Dies würde jedoch den Rahmen dieser Story komplett sprengen.
Für größere Urlaubstouren hatte ich damals zum einen noch nicht wirklich das Faible, und zum anderen fehlten mir die Leute dafür. Dies änderte sich erst im neuen Jahrtausend. Doch dazu später mehr.
1997:
In diesem Jahr passierte tourtechnisch nichts Außergewöhnliches. Jedoch hatte ich im Juni meinen ersten Sturz mit der Domi. Ich fuhr bei uns um die Ecke an eine Abzweigung ran. Ich wusste, dass ich keine Vorfahrt hatte und fuhr entsprechend langsam. Rechts an der Ecke war eine Mauer über die man nicht sehen konnte. Urplötzlich schoss ein Radfahrer von hinter der Mauer kommend auf dem Gehweg(!) an mir vorbei. Ich bremste instinktiv, jedoch war ich schon so langsam, so dass das ich überbremste, das Vorderrad blockierte und ich auf die rechte Seite stürzte. Einen Aufprall mit dem Radfahrer konnte ich vermeiden, aber genützt hatte zumindest mir dies in dem Moment nicht wirklich viel. Gleich nebenan war eine Autowerkstatt. Der Meister hatte wohl die Aktion mitbekommen und kam raus. Er half mir das Motorrad aufzuheben. Der Radfahrer, ein 18-jähriger Türke auf dem Weg zum Bahnhof, wollte schon weiterradeln, als ich ihn lautstark aufforderte, gefälligst hierzubleiben. Die Drohung mit Polizei half. Er wusste, dass er hier nicht mit dem Fahrrad auf dem Gehweg hätte fahren dürfen. Leider machten das an der Stelle aber viele Schüler, weil der Weg schnurstracks zum Bahnhof führte und der Gehweg baulich durch einen Grünstreifen mit Gebüsch und ein paar Bäumen von der Straße getrennt war. Trotzdem war es kein offizieller Radweg. Er blieb also hier. Wir begutachteten die Schäden am Motorrad. Blinker und die rechte Seitenverkleidung waren beschädigt. Diesen Schaden wollte ich von ihm auch wieder ersetzt bekommen. Von den kleineren Schrammen und Kratzern sah ich mal ab, da die Domi ja auch nicht mehr die allerneueste war und die Kratzerchen nun echt nicht ins Gewicht fielen. Dumm nur: Der Bursche war noch in der Ausbildung und hatte keine Kohle, leider aber auch keine Privathaftpflicht. Als ich ihm die Rechnung über fast 1000,-DM präsentierte (die Seitenverkleidung war damals bei Honda sacketeuer!), stellte er sich quer und wollte die Sache per Anwalt geregelt haben. Sein Vater hielt sich aus der Sache raus und war der Meinung, wenn der Sohnemann Mist baut, dann muss er auch dafür geradestehen. Also ging die Sache an die Anwälte. Rechtschutz sei Dank. Letzten Endes bekam ich meine Kohle wieder, wenn auch erst 12 Monate später.
Wir sind mittlerweile im Jahr 1998 angekommen.
Die Domi hatte mittlerweile 54.000km drauf. Im August fuhr ich mit ein paar Freunden auf ein Open Air Konzert. Wir standen vor dem Konzertgelände lange Zeit im Stau bzw. ging es nur per Stop & Go weiter. Da die Jungs jedoch mit ihrem VW T2 Camper unterwegs waren, konnte bzw. wollte ich mich nicht am Stau vorbeimogeln, zumal ich überhaupt nicht wusste, wohin wir auf dem Konzertgelände eingeteilt werden würden. Auf alle Fälle wurde es der Domi offensichtlich irgendwann zu heiß und sie fing wild an zu klappern. Am Tag darauf war das Klappern wieder weg. Auch in den darauffolgenden Monaten hatte ich Ruhe. Der Spuk war wieder vorbei.
Anfang September hatte ich völlig unverhofft das Vergnügen, mit einem anderen Studienkollegen einen Kurztrip über 4 Tage nach Südtirol zu machen. Wir trafen uns am Abend vor der Abreise zum Pizza essen. Hierbei erzählte er mir so nebenbei, dass sein Kumpel, der mitfahren wollte, kurzfristig seine Teilnahme an der Tour absagen musste. Er fragte mich, ob ich stattdessen mitfahren wollte. Dazu sagte ich nicht nein und packte noch spätabends meine Sachen, um am darauffolgenden Morgen wieder in Karlsruhe bei meinem Studienkollegen auf der Matte zu stehen. Als Student und damals ohne Freundin ging sowas halt.
Wir fuhren über den Schwarzwald in die Schweiz und übernachteten dort in der Nähe von Davos in einer einfachen Pension. Der Plan war, über den Flüelapass und Ofenpass Richtung Italien ins Vinschgau zu fahren. Leider machte uns das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung. In Davos an der Tanke trafen wir auf einen deutschen Touristen in seinem VW Bulli, der uns davon berichtete, dass auf der Passhöhe sooo hoch Schnee liegen würde. Seine Handbewegung deutete auf 20 - 30 cm Schnee hin. Wir, insbesondere mein Studienkollege mit seiner 600er GSX, bekamen sprichwörtlich kalte Füße und planten um. Wir mussten zurück über Liechtenstein nach Österreich und dann über den Brenner. Das war ein Gezuckel, zumal in diesem Jahr die Österreicher ihr Pickerl einführten und wir zu geizig waren, eins zu löhnen, da auch so manche Bundesstraße nur mit Pickerl befahrbar war. Also sind wir über die Dörfer gezuckelt. Und es hat geregnet, den ganzen Tag. Auf der alten Brennerstraße ging mir zu allem Unglück in einer Linkskurve das Vorderrad weg und ich rutschte vom Regen in die sprichwörtliche Traufe am Straßenrand. Mein Regenkombi hatte auf der linken Seite ein riesiges Loch von der Schulter runter bis zum Schuh. Den konnte ich, als wir dann letzten Endes doch noch am Ziel nahe Brixen angekommen waren, getrost entsorgen.
Die Domi trugs mit Fassung. Eine kleine Delle am Tank und ein kaputter Rückspiegel waren die einzigen Blessuren. Ach ja, und die Platte am Seitenständer hatte es abgeschmiergelt. Seitdem muss ich auf losem Untergrund besonders aufpassen, wo ich meine Domi abstelle.
Ich trug eine Schürfwunde am Knie davon, die jedoch vom Vater meines Studienkollegen, seiner Zeit Arzt, fachmännisch behandelt wurde.
Den Spaß ließen wir uns daher nicht nehmen, zumal das Wetter auch schon wieder besser wurde.
Somit durfte ich zum ersten Mal in meinem Leben die berühmte Sellarunde fahren.
Rückweg dann über den Jaufenpass und das Timmelsjoch, wo ich den ersten Timmelsjoch-Aufkleber für meine "Sammlung" mitnehmen durfte:
Der erste Teil meiner Domi-Story ist hiermit beendet. Ich werde die Tage weiterschreiben und hier fleißig posten. Parallel dazu werde ich Fotos in mein für diese Story erstelltes Flickr-Album einstellen.
Bleibt dran für den nächsten Teil!
Gruß,
Steffen
Im Leben ist es oft so: Erstes kommt es anders, und zweitens als man denkt. Wenn mir jemand im Dezember 1994 gesagt hätte, dass ich meine Honda, genau genommen meine schwarze NX 650 Dominator, die ich mir am 20.12.1994 gekauft habe, 20 Jahre später noch fahren würde, den hätte ich für vollkommen verrückt erklärt. Dabei sah es zwischenzeitlich auch tatsächlich nicht danach aus, als ob es so weit kommen würde. Daher habe ich mir erlaubt, dieses "Jubiläum" für einen ganz persönlichen Rückblick zum Anlass zu nehmen, den ich mit Euch teilen möchte.
Teil 1: Die Jahre 1994 bis 1998
1994:
Ich war 19 und gondelte bis dato mit einer 84er XL 250R herum, als mein Geldbeutel nach harter Ferienjobarbeit endlich die nötige Basis aufzeigte, um mir meinen Traum zu erfüllen: Eine Honda Dominator. Ich fand schon damals dieses Modell endgeil. Insbesondere fand ich die aktuelle Version mit dem größeren Tank und den in die Verkleidung integrierten Blinkern total schön. Aber für ein quasi Neumodell reichte, auch nach dem Verkauf der XL, das Kleingeld dann doch nicht. Also hielt ich Ausschau nach einem frühen Modell. Auch diese waren auf dem Gebrauchtmarkt eher dünn gesäht. Ich hatte aber Glück. In Karlsruhe verkaufte einer eine schwarze mit etwa 24.500 km drauf. Laut Zulassung war sie knapp fünf Jahre alt. Die passte gerade noch so in mein Budget. Hingefahren, angeschaut, Probefahrt gemacht. Wow! Geil! Sie sah aus wie aus dem Ei gepellt. Der Besitzer nutzte sie hauptsächlich für längere Strecken. Für das Gekurve in der Stadt stand ihm noch eine Yamaha SR 500 zur Verfügung. Er wollte beide verscherbeln, um sich 'ne Harley zu kaufen. Naja, ok. Sein Erscheinungsbild sagte mir, dass er der Typ für 'ne Harley ist und weniger für 'ne Enduro.
Jetzt hatte ich nur ein kleines "Problem": Es war die allererste Domi, die ich mir angeschaut hatte. Ich brauchte unbedingt noch einen Vergleich, um das Angebot und den Allgemeinzustand würdigen und einschätzen zu können. Also suchte ich noch ein zweites Angebot heraus. Im Nordschwarzwald bei Calw verkaufte einer eine rote. Ein Jahr jünger mit der Hälfte an Kilometer für ca. 500 DM mehr. Also auch dort: Hingefahren, angeschaut, Probefahrt gemacht und... liegen geblieben. Verdammte Axt! Wieso geht die Kiste einfach aus? Offensichtlich war irgendwo die Spritleitung verstopft, denn der Tank war randvoll. Ich also nach einigem Geschiebe über den örtlichen Berg wieder bei dem Typen angekommen (war'n Jungspund. Gerade mal ein Jahr älter als ich und brauchte offensichtlich das Geld. Aber nicht von mir!). Ich hatte dies als "Böses Omen" betrachtet und vom Kauf Abstand genommen, auch wenn der Defekt mit Sicherheit nur eine Kleinigkeit gewesen war. Aber der Allgemeinzustand dieser roten Domi war gegenüber der schwarzen trotz weniger Laufleistung nicht so gut. Und in schwarz sah die Kiste meiner Meinung nach, einfach nochmal um Welten besser aus.
Ich also dem Karlsruher zugesagt und die Woche darauf das Motorrad gekauft und abgeholt. Ein guter Freund war bei der Abholung noch dabei. Irgendwann während der Rückfahrt rief ich ihm beim Durchfahren eines Dorfes zu, er solle sich am Ortschild gut festhalten. Ich werde mal Vollgas geben. Bis dahin bin ich eher verhalten gefahren. Zum einen wegen meines Sozius und zum anderen wollte ich nicht unnötig auffallen, da die Domi zu dem Zeitpunkt ein paar PS zuviel für meinen (Stufen)Führerschein hatte. Naja, ich war jung, manchmal etwas leichtsinnig und hatte mein Geld gut angelegt. Auf jeden Fall sind uns beiden ziemlich lange Arme gewachsen, als ich mal am Gasgriff zupfte. Wow! Was für ein Anzug aus Tempo 50 im dritten! Ich war begeistert.
Am nächsten Tag dann (es müssen wohl bereits schon Weihnachtsferien gewesen sein) bin ich gleich zum freundlichen Honda-Händler zum Drosseln und daraufhin zur Zulassungsstelle gefahren, um sie auf mich zuzulassen. Ich war stolz wie Oskar, und mein Leben mit der Domi begann.
1995:
Der Winter 1994/1995 war recht mild soweit ich mich erinnern kann. Ich fuhr, wann immer es die Witterung zugelassen hatte, mit dem Motorrad die 15km zur Schule. Minusgrade waren kein Problem, es musste nur einigermaßen trocken bleiben.
Es wurde Frühjahr, und die erste Fotosession im heimischen Garten stand an.
April 1995:
Zeitgenössisches Posen bzw. stolz das eigene Motorrad zeigen gehörte natürlich dazu:
Einen Monat später, im Mai 1995, fuhr ich mit meinem Cousin, seiner Schwester und ihren Freunden auf den Nürburgring zum Motorrad WM-Lauf. Damals waren das noch die Klassen 125, 250 und 500cm³. Kevin Schwantz fuhr zwar nicht mehr, auf den Tribünen tummelten sich aber nach wie vor viele seiner Fans.
Was war das für ein geniales Wochenende, die vielen durchgeknallten Typen zu beobachten, die sich ihre Auspufftüten von den Mopeds runterschraubten und die Tachonadel volle Segel in den Begrenzer jagten. Der Sound war infernalisch. Nur vielen Zylinderkopfdichtungen war das ein bisschen zuviel Stress. Aber wer den Schaden hat...
Abends dann im Vorzelt des Wohnmobils gemeinsam gegessen und Quatsch gemacht bzw. vor'm Zelt mit dem Bier in der Hand am Lagerfeuer gesessen.
Zwei Übernachtungen später ging es wieder heimwärts:
By the way: Die schwarze Lederjacke mit dem Honda-Flügel drauf habe ich immer noch, und... sie passt noch.
An Pfingsten im gleichen Jahr ging es mit den gleichen Leuten an den Bodensee. Davon gibt es zwar auch Fotos, aber keins auf dem meine Domi abgebildet ist, und der Rest ist bedingt jugendfrei.
Ein Schnappschuss aus dem Sommer 1995 mit Teilen meiner jüngeren Verwandschaft.
(Man beachte die "ABI 95"-Aufkleber an der Domi).
1996:
Um Pfingsten herum fuhr ich für ein langes Wochenende nach Berlin. Zwei Kumpels von mir (einer davon war Berliner und auf Familienbesuch in seiner Heimat) waren zufällig zeitgleich in der Bundeswichtelhauptstadt. Also sattelte ich die Domi und fuhr ihnen nach. Ich kann mich daran erinnern, dass die A9 noch aus DDR-Plattenbauteilen bestand. Das war ein ewiges Gerumpel. Mehr als Tempo 100 fuhr niemand, außer ich. Mit dem Fahrwerk der Domi war es ein leichtes Spiel, die Fahrbahnschäden zu kompensieren.
Das Wochenende bestand ansonsten eher aus Party und die Nächte Durchfeiern. Übernachten durfte ich freundlicherweise bei der Oma meines Kumpels, die in Weißensee lebte. Ich hatte Weißensee als kleines Dorf mitten in der Großstadt empfunden. Kleine Einfamilienhäuser an schmalen Straßen mit viel Grün drumherum. Das hat mir echt gefallen.
Zurück fuhren mein Kumpel und ich gemeinsam wieder über die Autobahn. Ich mit der Domi volle Segel voraus, er mit seinem Golf hinterher. Immer nach 150km musste ich auf Reserve schalten. Die nächste Tankstelle wurde angesteuert, vollgetankt und danach wieder mit Vollgas auf die Bahn. Das ganze auf einer Strecke von 700km. Die Domi machte es mit. Im Laufe der Zeit lernte ich dazu und wiederholte eine solche Aktion kein zweites Mal.
Und dann, Ende August 1996, war es endlich soweit: Meine erste "große" Tour.
Ein Studienkollege und ich hatten zwischen Ende unserer Vorlesungen und dem Beginn der Ferienjobs ein paar Tage Zeit und wollten eine Mopedtour machen. Genau genommen hatten wir 4 Tage Zeit. Wir entschlossen uns, einfach mal nach Frankreich reinzufahren (war ja von uns nicht weit) und die grobe Richtung Süden einzuschlagen. Also fuhren wir drauflos, immer schön auf den flüssig zu fahrenden "Route National" Straßen. Von kleinen verwinkelten Seitenstraßen, die ja so viel mehr Spaß machten, wusste ich damals noch nichts. Aber immerhin, wir kamen gut voran und schafften 500km am Tag. Am zweiten Tag beschlossen wir, nachdem wir recht zügig in Grenoble angekommen waren, bis runter an die Mittelmeerküste zu fahren. Also bretterten wir die Route Napoléon runter nach Grasse. Ich hatte mir schon damals für den Küstenbereich inkl. Hinterland die 1:200.000er Michelin Karte besorgt. Nach wie vor eine meiner Lieblingslektüren.
Dritter Tag: Hurra! Meer!
Wir standen im dicksten Verkehrstau an der Strandpromenade, als meinem Mitfahrer an seiner etwas betagten Suzuki der Kupplungszug riss. Wir also die Mopeds auf den Gehweg geschoben. Breit genug ist er ja zum Glück, so dass wir niemanden bewusst behinderten. Er hatte sogar ein Bowdenzug-Reparaturset dabei, dummerweise allerdings keinen Seitenschneider, um den Bowdenzug entspr. kürzen zu können. Zu allem Unglück war es Sonntag. Auch in Frankreich haben die Werkstätten sonntags geschlossen. Also kurvte ich einigermaßen hoffnungslos durch Nizza auf der Suche nach jemandem, der mir den Bowdenzug abschneiden konnte. Ich fand einen Tankstellenpächter. Der jedoch hatte nicht wirklich viel Werkzeug zur Verfügung, und offensichtlich auch keine Ahnung wie er mir helfen konnte. Ihm fiel nichts besseres ein, als den gewickelten Zug mit einer Eisensäge(!) durchzusägen. Es kann sich mit Sicherheit jeder vorstellen, wie das Ende des Bowdenzugs danach ausgesehen hatte. Egal. Immerhin gekürzt. Musste ihn mein Mitfahrer halt wieder zusammen und in den Nippel fummeln. Ich genoss in der Zwischenzeit das warme Wetter (in meinen schwarzen Lederklamotten) und relaxte neben der Domi.
Als die Suzi wieder fit war fuhren wir weiter nach Monaco:
Wir schlürften einen viel zu teuren Kaffee, schauten uns noch ein bisschen in Monaco um und fuhren anschließend wieder zurück in die Berge. Wir mussten heute noch dringend wieder die Rückreise antreten und waren bis dato noch nicht wirklich weit gekommen. Von Menton aus, wo die Suzi dann auch noch ein Massekabel mit viel Rauch abfackelte aber zum Glück weiterhin fahrbereit blieb, fuhren wir direkt ins Gebirge. Die gelben Straßen auf der Michelin-Karte sahen schon recht wurstig aus, aber dass sich die Fahrerei über die Pässe dort im Parc National du Mercantour so dermaßen ziehen würde... Wir wussten ja nicht was uns erwartet, da wir noch nie in der Gegend gewesen sind. Somit fuhren wir völlig unbedarft über die Crème de la Crème der frz. Pässe, wie Col de Turini, Col de la Bonette und Col du Galibier.
Zwischendurch habe ich ein paar Schnappschüsse vom Col du Galibier gemacht.
Oben auf der Passhöhe hatten wir leichten Nieselregen. Ansonsten aber hatten wir, bis auf die letzten Kilometer zurück auf der deutschen Autobahn nur schönes Wetter.
Irgendwann hatte ich von der vielen Kurven- und Serpentinenfahrerei tatsächlich die Nase voll und sehnte mich nach einem Stückchen gerader Straße. Einen solchen Gedanken hatte ich seitdem kein zweites Mal mehr.
Wir schafften an diesem dritten Tag nur ca. 300km. Es war bereits dunkel, als wir bei Briancon einen Campingplatz fanden, der uns noch aufgenommen hatte und bei dem wir noch etwas warmes zum Abendessen bekommen haben. Im Scheinwerferlicht bauten wir unser Zelt auf und gingen anschließend in das dort ansässige Restaurant. Der Chef brachte uns ein einfaches, aber reichhaltiges typisch frz. Mehrgängemenü. Danach waren wir satt und platt und verschwanden in unserem Zelt.
Am nächsten Tag mussten wir dann die restlichen 730km abreißen. Das schafften wir tatsächlich, ohne in der Schweiz eine Vignette kaufen zu müssen. Aber dafür ließen wir es auf der Überlandstrecke hinter Lausanne auch ziemlich gut laufen. Es blieb zum Glück folgenlos, so dass ich irgendwann abends kurz nach Einbruch der Dunkelheit wieder zuhause angekommen bin.
Diese Tour war kurz, aber sehr intensiv. Und es was die erste überhaupt in die frz. Alpen. Wahrscheinlich deshalb blieb so vieles noch in meinem Kopf darüber hängen.
Ich nutzte in den 90er Jahren die Domi hauptsächlich als Alltagsfahrzeug. Meine Touren begrenzten sich auf Wochenendtrips zu Motorradtreffen anderer Motorradclubs. Mein Cousin und seine Schwester waren in einem solchen Club bei uns im Ort. Daher waren sie immer gut informiert wo welche Feten stiegen. Zu diesen Treffen existieren zwar keine Fotos, die ein oder andere Anekdote könnte ich trotzdem darüber berichten. Dies würde jedoch den Rahmen dieser Story komplett sprengen.
Für größere Urlaubstouren hatte ich damals zum einen noch nicht wirklich das Faible, und zum anderen fehlten mir die Leute dafür. Dies änderte sich erst im neuen Jahrtausend. Doch dazu später mehr.
1997:
In diesem Jahr passierte tourtechnisch nichts Außergewöhnliches. Jedoch hatte ich im Juni meinen ersten Sturz mit der Domi. Ich fuhr bei uns um die Ecke an eine Abzweigung ran. Ich wusste, dass ich keine Vorfahrt hatte und fuhr entsprechend langsam. Rechts an der Ecke war eine Mauer über die man nicht sehen konnte. Urplötzlich schoss ein Radfahrer von hinter der Mauer kommend auf dem Gehweg(!) an mir vorbei. Ich bremste instinktiv, jedoch war ich schon so langsam, so dass das ich überbremste, das Vorderrad blockierte und ich auf die rechte Seite stürzte. Einen Aufprall mit dem Radfahrer konnte ich vermeiden, aber genützt hatte zumindest mir dies in dem Moment nicht wirklich viel. Gleich nebenan war eine Autowerkstatt. Der Meister hatte wohl die Aktion mitbekommen und kam raus. Er half mir das Motorrad aufzuheben. Der Radfahrer, ein 18-jähriger Türke auf dem Weg zum Bahnhof, wollte schon weiterradeln, als ich ihn lautstark aufforderte, gefälligst hierzubleiben. Die Drohung mit Polizei half. Er wusste, dass er hier nicht mit dem Fahrrad auf dem Gehweg hätte fahren dürfen. Leider machten das an der Stelle aber viele Schüler, weil der Weg schnurstracks zum Bahnhof führte und der Gehweg baulich durch einen Grünstreifen mit Gebüsch und ein paar Bäumen von der Straße getrennt war. Trotzdem war es kein offizieller Radweg. Er blieb also hier. Wir begutachteten die Schäden am Motorrad. Blinker und die rechte Seitenverkleidung waren beschädigt. Diesen Schaden wollte ich von ihm auch wieder ersetzt bekommen. Von den kleineren Schrammen und Kratzern sah ich mal ab, da die Domi ja auch nicht mehr die allerneueste war und die Kratzerchen nun echt nicht ins Gewicht fielen. Dumm nur: Der Bursche war noch in der Ausbildung und hatte keine Kohle, leider aber auch keine Privathaftpflicht. Als ich ihm die Rechnung über fast 1000,-DM präsentierte (die Seitenverkleidung war damals bei Honda sacketeuer!), stellte er sich quer und wollte die Sache per Anwalt geregelt haben. Sein Vater hielt sich aus der Sache raus und war der Meinung, wenn der Sohnemann Mist baut, dann muss er auch dafür geradestehen. Also ging die Sache an die Anwälte. Rechtschutz sei Dank. Letzten Endes bekam ich meine Kohle wieder, wenn auch erst 12 Monate später.
Wir sind mittlerweile im Jahr 1998 angekommen.
Die Domi hatte mittlerweile 54.000km drauf. Im August fuhr ich mit ein paar Freunden auf ein Open Air Konzert. Wir standen vor dem Konzertgelände lange Zeit im Stau bzw. ging es nur per Stop & Go weiter. Da die Jungs jedoch mit ihrem VW T2 Camper unterwegs waren, konnte bzw. wollte ich mich nicht am Stau vorbeimogeln, zumal ich überhaupt nicht wusste, wohin wir auf dem Konzertgelände eingeteilt werden würden. Auf alle Fälle wurde es der Domi offensichtlich irgendwann zu heiß und sie fing wild an zu klappern. Am Tag darauf war das Klappern wieder weg. Auch in den darauffolgenden Monaten hatte ich Ruhe. Der Spuk war wieder vorbei.
Anfang September hatte ich völlig unverhofft das Vergnügen, mit einem anderen Studienkollegen einen Kurztrip über 4 Tage nach Südtirol zu machen. Wir trafen uns am Abend vor der Abreise zum Pizza essen. Hierbei erzählte er mir so nebenbei, dass sein Kumpel, der mitfahren wollte, kurzfristig seine Teilnahme an der Tour absagen musste. Er fragte mich, ob ich stattdessen mitfahren wollte. Dazu sagte ich nicht nein und packte noch spätabends meine Sachen, um am darauffolgenden Morgen wieder in Karlsruhe bei meinem Studienkollegen auf der Matte zu stehen. Als Student und damals ohne Freundin ging sowas halt.
Wir fuhren über den Schwarzwald in die Schweiz und übernachteten dort in der Nähe von Davos in einer einfachen Pension. Der Plan war, über den Flüelapass und Ofenpass Richtung Italien ins Vinschgau zu fahren. Leider machte uns das Wetter einen gehörigen Strich durch die Rechnung. In Davos an der Tanke trafen wir auf einen deutschen Touristen in seinem VW Bulli, der uns davon berichtete, dass auf der Passhöhe sooo hoch Schnee liegen würde. Seine Handbewegung deutete auf 20 - 30 cm Schnee hin. Wir, insbesondere mein Studienkollege mit seiner 600er GSX, bekamen sprichwörtlich kalte Füße und planten um. Wir mussten zurück über Liechtenstein nach Österreich und dann über den Brenner. Das war ein Gezuckel, zumal in diesem Jahr die Österreicher ihr Pickerl einführten und wir zu geizig waren, eins zu löhnen, da auch so manche Bundesstraße nur mit Pickerl befahrbar war. Also sind wir über die Dörfer gezuckelt. Und es hat geregnet, den ganzen Tag. Auf der alten Brennerstraße ging mir zu allem Unglück in einer Linkskurve das Vorderrad weg und ich rutschte vom Regen in die sprichwörtliche Traufe am Straßenrand. Mein Regenkombi hatte auf der linken Seite ein riesiges Loch von der Schulter runter bis zum Schuh. Den konnte ich, als wir dann letzten Endes doch noch am Ziel nahe Brixen angekommen waren, getrost entsorgen.
Die Domi trugs mit Fassung. Eine kleine Delle am Tank und ein kaputter Rückspiegel waren die einzigen Blessuren. Ach ja, und die Platte am Seitenständer hatte es abgeschmiergelt. Seitdem muss ich auf losem Untergrund besonders aufpassen, wo ich meine Domi abstelle.
Ich trug eine Schürfwunde am Knie davon, die jedoch vom Vater meines Studienkollegen, seiner Zeit Arzt, fachmännisch behandelt wurde.
Den Spaß ließen wir uns daher nicht nehmen, zumal das Wetter auch schon wieder besser wurde.
Somit durfte ich zum ersten Mal in meinem Leben die berühmte Sellarunde fahren.
Rückweg dann über den Jaufenpass und das Timmelsjoch, wo ich den ersten Timmelsjoch-Aufkleber für meine "Sammlung" mitnehmen durfte:
Der erste Teil meiner Domi-Story ist hiermit beendet. Ich werde die Tage weiterschreiben und hier fleißig posten. Parallel dazu werde ich Fotos in mein für diese Story erstelltes Flickr-Album einstellen.
Bleibt dran für den nächsten Teil!
Gruß,
Steffen