Immer diese Fahrradfahrer.....
Verfasst: Fr 12. Feb 2021, 21:44
November 1979. Schmuddelwetter vom feinsten, aber im Schwäbischen Wald veranstalten die Mitglieder eines befreundeten Motorradclub ein kleines Treffen. Die Yamaha XS 650, meine japanische Lady, die ich die letzten beiden Jahre und über knapp 40.000 Kilometer gefahren habe, hatte ich bei einem Motorradhändler für eine Yamaha SR 500 in Zahlung gegeben, da die Ableistung meines Grundwehrdienstes anstand und ich mir die Versicherungsprämien von ca. 800,- DM mit dem knappen Wehrsold nicht mehr leisten konnte. Der Eintopf sollte erst im Frühjahr angemeldet werden und zum Fahren hatte ich ja noch meine Hercules K 101, Baujahr 1961 und reichlichen 6,6 PS. Ausgerechnet jetzt zickte die aber rum und wollte einfach nicht richtig laufen. Zuhause bleiben war auch keine Alternative, so wenig wie bei den Ex-Erziehungsberechtigten um die Überlassung des firmeneigenen Opel Rekord Caravan zu betteln. War schließlich überzeugter Motorradfahrer und keiner der Typen, die am Wochenende in der Disco auf John Travolta und Saturday-Night-Fever machten. Also als Sozius auf die Honda XL 250 S meines besten Kumpels Waldemar geschwungen und eingeklemmt zwischen Fahrer und unserem Gepäck geht es los. Mann, was muss ich damals noch schlank gewesen sein. Schnell noch bei Kumpel Günter vorbei, aber bis der mal wieder mit Fein-Einstellungsarbeiten und Beladung seines BMW R 50 Gespannes fertig war, rinnt die Zeit davon. Endlich geht es los, das Gespann besetzt mit drei Personen vorneweg, wir auf der Enduro hinterher. Die Fahrt selbst ist für mich eigentlich recht langweilig, sehe ja nach vorne nur das Rückenteil der Belstaff-Wachsjacke meines Fahrers. Vielleicht bei unserem damaligen Fahrstil auch besser so. Beim Überholen eines LKWs, der uns schon eine längere Strecke eingesaut hatte, drehte ich dann den Kopf nach links um nicht zuviel Gischt abzubekommen. Aber was ist denn das? Da sitzt doch tatsächlich so ein Typ auf einem Fahrrad im Straßengraben und winkt uns zu, allerdings mit geballter Faust. Da ich meinen freundlichen Tag hatte und sowieso nichts zu tun, freundlich zurück gewunken und mich über den netten Herren und seine Begeisterung für uns Motorradfahrer gefreut. Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichten wir dann den Grillplatz. Doch nicht wie erwartet stürmten die anderen gleich zum Begrüßungsbier los, sondern schüttelten sich erst mal vor Lachen aus und ich wurde auch endlich aufgeklärt. Unseren Gespannfahrer war von dem LKW stark genervt, kam er doch mit dem Wischen über die Gläser der Motorradbrille kaum nach. Dann kam ein kurzes gerades Stück, im Gegenverkehr war auch kein Licht eines Autos zu sehen - also kurz einen Gang runtergeschaltet und rausgezogen. Den entgegenkommenden Fahrradfahrer aber hatte er voll übersehen. Der Sportfreund erschrak, als das Gespann auf einmal auftauchte heftig und steuerte schnurrstracks in den Graben. Sein Winken war wohl dann doch wohl nicht so freundlich gemeint. Selbst schuld, was muß der Kerl bei so einem miesen Wetter auch mit dem Fahrrad und dazu noch ohne Licht unterwegs sein......