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Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

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Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Liebe Freunde,

mein Leser hat mich jüngst gebeten, wieder mal einen Reisebericht einzustellen. Klaro, dass ich dem Folge leiste. Lest selbst!
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 18:29, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

1. Tag: Morgens um sechs wackelt unser Bett wie verrückt. Auch das Haus wankt bedenklich. Was ist das denn? Ach ja, der nahe Zollerngraben lässt grüßen, diesmal allerdings besonders heftig: https://bnn.de/nachrichten/baden-wuertt ... erttemberg Egal, jetzt sind wir wenigstens glockenwach. Draußen warten eine hoch aufgepackte Gummikuh und das große Abenteuer auf uns. Meine fast noch jungfräuliche R 75/7 ist frisch gewartet; sie hat gerade mal 7.000 km auf der Uhr. Ich bin wahrscheinlich der einzige Tübinger Student, der sich damals einen fabrikneuen Boxer zulegte. Ich habe keine reichen Eltern: Eisernes Sparen und gutbezahlte Ferienjobs beim „Daimler“ machten es möglich, unseren gemeinsamen Motorradtraum zu erfüllen. Wir: Das sind meine Frau Sigrid und ich. Mit ihrer Arbeit hat sie unsere Gummikuh wesentlich mitfinanziert. Jetzt, im Spätsommer 1978, ist unsere studentische Reisekasse durch eine gemeinsame, sechs Wochen andauernde Maloche im Sindelfinger Mercedeswerk wieder prall gefüllt.
Die Gummikuh wartet vor unserem Bauernhäuschen.
Die Gummikuh wartet vor unserem Bauernhäuschen.
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 19:57, insgesamt 6-mal geändert.
Beste Grüße

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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Bei gutem Wetter geht es über den Schwarzwald nach Mulhouse in Frankreich. Die neue Autobahn A 36 erweitert unseren Aktionsradius sehr erfreulich. Das nervige Durchqueren verstopfter Innenstädte entfällt, und wir können das triste „Hotel de la Paix“ in Clerval links liegen lassen. Statt am späten Abend in diesem heruntergekommenen Schuppen demütig um Nachtasyl zu bitten, passieren wir den Ort schon am frühen Nachmittag. Ganz in der Nähe meldet sich unser leerer Magen: Wir steuern die „Aire du Galiot“ an, einen kahlen, unwirtlichen Autobahnrastplatz. Viecher hat’s hier aber doch: Eine Wespe setzt sich auf meinen Unterarm und fährt grundlos ihren Stachel aus. Gegen das dicke Leder aus Rohrdorf hat sie keine Chance; gegen den entschlossenen Schlag meiner handschuhbewehrten Hand erst recht nicht.
Rast an der A 36.
Rast an der A 36.
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 19:59, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Hinter Besançon verlassen wir die Autobahn und brettern über die Route Nationale 83 in Richtung Bourg-en-Bresse. Der Tacho zeigt stets zwischen 100 und 110 Knoten an. Damals konnte und musste man das auch: Wer langsamer fuhr, wurde ständig mit knappem Abstand rücksichtslos überholt.
on the road
on the road
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

In Mantry, einem Örtchen, das rund 5 km nördlich der Stadt Lons-le-Saunier liegt, finden wir ein kleines Hotel, das unsere Erwartungen bestens erfüllt: Das „Hotel des Platanes“ liegt direkt an der RN 83 und hat eine Garage für meine heilige Gummikuh. Außerdem ist es unschlagbar billig: Das Zimmer kostet 25,50 Francs; das sind umgerechnet 8 Mark Fuffzig. Das Menü ist ähnlich preiswert und sehr schmackhaft – genauso wie der Rotwein. Ach was ist das Leben herrlich!
Rechnung mit traumhaften Preisen
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Unter den vorgenannten Umständen nehmen wir die hochnäsige Art der Gastwirtin ergeben hin. Als motorradfahrender Ausländer gehört man eben nicht zu den allseits anerkannten Respektspersonen. Dem Hotel – es ändert später seinen Namen in „Col de Tilles“ – bleiben wir rund zwei Jahrzehnte treu, obwohl es immer mehr vergammelt und die anfangs günstigen Preise bald deutlich steigen. Das Ende des alten Fernfahrerhotels und -gasthauses kommt um die Jahrtausendwende. Im Jahre 2000 machten wir – mittlerweile mit PKW und Motorradanhänger unterwegs – eine letzte Aufnahme des aufgegebenen Etablissements. Heute ist es ein verlassener, fast gespenstisch anmutender Ort: https://www.google.de/maps/@46.7934716, ... 384!8i8192
Im Jahre 2000 ein letzter wehmütiger Blick auf unser langjährig genutztes Hotel.
Im Jahre 2000 ein letzter wehmütiger Blick auf unser langjährig genutztes Hotel.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

2. Tag: Das Wetter ist umgeschlagen; es regnet. Macht nix. Wir haben ja unsere schönen, die Figur umschmeichelnden Regenzüge. Sigrid liebt es, dem Michelin-Männchen optische Konkurrenz machen zu müssen.
Michelin-Weibchen im figurbetonten Regenanzug
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Entlang der Rhone tuckern wir ins schöne Arles, wohin wir 1973 unsere Hochzeitsreise unternahmen – aus Geldmangel damals per Anhalter. In Arles muss ich feststellen, dass hier Hotels mit Garage eher selten zu finden sind. Wir treiben kein einziges auf. Am Straßenrand will ich meine neue, teure, heilige Kuh nicht abstellen. Enttäuscht drehen wir ab und bauen unser Billigzelt im Küstenort Le Grau du Roi https://de.wikipedia.org/wiki/Le_Grau-du-Roi auf. Da unsere Nobelunterkunft keine Apsis besitzt, stopfen wir unsere Bagage in den (halbwegs) dichten Bundeswehr-Packsack. Er ist von Räer und hat 1 Mark Fuffzig gekostet. Das Abendessen nehmen wir am Hafen ein, im Restaurant „La Dorade“. Das Haus gibt es noch heute; sicher zahlt man jetzt aber mehr als jene 10 Euro, die uns die zwei Menüs damals kosteten – inclusive einer Pulle Rotwein versteht sich. Angeschickert klönen wir über unsere beiden Fahrtage; mittlerweile liegen über 1.000 km Strecke hinter uns.
Übernachtung in Le Grau-du-Roi
Übernachtung in Le Grau-du-Roi
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 19:33, insgesamt 8-mal geändert.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

3. Tag: Morgens regnet es. Wir haben keine Lust zum Aufpacken und bleiben erst mal liegen. Als es gegen Mittag aufklart, hält uns nichts mehr. Über Agde, Narbonne und Quillan dringen wir in die Pyrenäen vor. Unterwegs macht der Vergaser Sperenzien, die ich an einer Tankstelle beheben kann. Ein Fremdkörper hatte sich in der Rückholfeder des Gasschiebers verfangen.
Vergaser-Reparatur an der Tanke.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Am frühen Abend wird es kalt. Wir sind hoch droben im Gebirge und finden kein Hotel. Frustriert und frierend ziehen wir aus Ax-les-Bains ab. Im 15 km entfernten Thermalbad Ussat-les Bains https://de.wikipedia.org/wiki/Ornolac-Ussat-les-Bains werden wir fündig. Und wie! Das „Grand Hotel du Parc“ hatte seine besten Zeiten schon lange hinter sich. Ein deutscher Busfahrer, der hier öfter seine nichtsahnenden Pauschaltouristen ablädt, meint spöttisch, das Haus sei mit dem Namen „Hotel du Grand Parc“ deutlich besser beschrieben. Es besitzt einen riesigen, ungenutzten Speisesaal, der im 19. Jahrhundert wohl voll gewesen sein mochte. Jetzt strahlt der düstere, verlassene Raum einen morbiden Charme aus. Es hätte uns nicht verwundert, hier auf den irre kichernden Killer Jack Torrance https://de.wikipedia.org/wiki/Shining_(Roman)#Inhalt zu stoßen. Egal, das Haus hat eine Garage und eine warme Küche. Wir schleppen unser Gepäck in den zweiten Stock. Unser Zimmer hat eine unverschlossene Tür zum Nachbarraum. Sigrid öffnet sie neugierig - und steht prompt einem anderen Hotelgast gegenüber, der mindestens genauso erschrocken ist wie wir. Wir verbarrikadieren die Tür so gut es geht und geben uns der schönen Hoffnung hin, dass unser unbekannter Nachbar von der friedlichen Sorte sein möge. Das Hotel heißt heute „Résidence Thermale du Parc“ und hat seinen schaurigen Charakter abgelegt: https://www.hotel.de/de/hotel-thermal-d ... el-486905/ https://www.google.de/maps/place/R%C3%A ... ?entry=ttu

4. Tag: Der Morgen ist kalt und wolkenverhangen. Zehn Minuten nach unserem Start fängt es wüst an zu schütten. Man glaubt am Nordkap zu sein und nicht im Süden. Die Regenkombis haben wir schon an; ich erspare mir das umständliche Anziehen der Regenhandschuhe, was ich bald bitter bereue. Über den Port d’ Envalira dringen wir in Andorra ein. Das kleine Land erweist sich zu unserer Enttäuschung als elendes Touristennest. Es bleibt kalt, aber wenigstens hört der Regen auf. Ein tolles Mittagessen in der „Cantina dels Recons“ in Delgado https://www.tripadvisor.com/Restaurant_ ... arish.html hellt unsere Stimmung merklich auf.

Über La Seu d‘ Urgell, Col de Nargo und Lleida dringen wir in die staubige Ebene des Ebro ein. Wir fahren auf der Landstraße N II nach Westen; die Autobahn gibt es noch nicht. Der Osborne-Stier https://de.wikipedia.org/wiki/Osborne-Stier grüßt uns allenthalben. Es ist wie in einem kitschigen Abenteuerfilm: Meine Holde und ich sitzen aufm Motorrad und fahren der Sonne entgegen, die immer tiefer steht und mein verstaubtes Visier so anstrahlt, dass meine Sicht stark behindert wird. Angesichts der vielen Laster auf der Straße ist das eine unangenehme und gefährliche Sache.

Spät abends entdecken wir bei Candasnos das „Hotel la Cruzanzana“. Stolz reckt es seine Zinnen in den Himmel. Wir sind beeindruckt und fürchten um unseren Geldbeutel. Weit gefehlt: Das sehr saubere Haus knöpft uns ganze 20 Mark für die Übernachtung ab – einschließlich zweier Abendessen. Das Sahnehäubchen gab’s vor dem Schlafengehen: Sigrid ist entzückt, als sie im silbernen Mondenschein zahlreiche Hasen sieht, die frei im Innenhof des Hotels herumhoppeln. Eine bezaubernde Szene! Das Hotel gibt es noch heute, doch hat ihm der Autobahnbau den Umsatz geraubt. Als ich vor einigen Jahren vorbeifuhr, machte das Haus einen tristen Eindruck auf mich. Seine Bewertungen sind entsprechend.
Das Hotel La Cuzanzana in Candasnos 1978
Das Hotel La Cuzanzana in Candasnos 1978
Spanien_09.jpg (114.47 KiB) 624 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 22:52, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

5. Tag: Der Morgen begrüßt uns mit Wärme und Sonnenschein. Das tut gut! Wir können es gar nicht abwarten, unsere Gummikuh zu satteln. Es geht weiter nach Westen, Richtung Madrid. Bei Calatayud https://de.wikipedia.org/wiki/Calatayud wollen wir die örtliche Festung besichtigen. Die Piste ist gut ausgeschildert, überfordert aber meinen Mut auf der ungewohnt schweren Maschine. In einer Steigung kriege ich Schiss, bremse abrupt ab und kann die zurückrutschende Fuhre mit der Vorderbremse nicht halten. Im Zeitlupentempo kippen wir um. Es sollte der einzige Sturz in fünf Jahrzehnten bleiben, den ich meiner armen Sozia zumutete. Geländefahren hab ich dann später gelernt und mit meiner Honda Dominator (meist) sturzfrei praktiziert.
Gefallenes Mädchen in Calatayud 1978
Gefallenes Mädchen in Calatayud 1978
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 17:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Den Rest des Tages bringen wir auf heißem Asphalt zu. Madrid durchquere ich in einer Gluthölle, in der ich mich auch noch ständig verfahre. Zu allem Überfluss ist auch noch „rushhour“. Vollkommen entnervt und mit glühendem Motor finden wir nach längerer Irrfahrt aus diesem Verkehrsmoloch endlich heraus. Bei Navalcarnero leitet uns ein Hinweisschild zu einem Campingplatz bei Aldea del Fresno https://de.wikipedia.org/wiki/Aldea_del_Fresno. Es ist ein einfacher Platz, auf dem die Großstädter ihre Wochenenden verbringen. Touristen sucht man hier vergeblich. Die Sanitäranlagen sind, nun ja… Der Platz gefällt uns trotzdem: Er liegt mitten in der Natur, an einem kleinen Flüsschen namens Fresno, das man vom Platz aus bequem zu Fuß erreichen kann. Schatten spendet ein kleiner Hain, in dem sich die Zelte drängen. Hier bauen wir unser Zelt mit dem schönen Namen „Pudding“ auf. Ein paar Tage wollen wir hier schon bleiben. Die Spanier sind sehr freundlich zu uns und geben uns den einen oder anderen Hinweis zum beschwerdefreien Camping.
Madame von der Dusche zurück; auf der Wäscheleine die Regenkombis
Madame von der Dusche zurück; auf der Wäscheleine die Regenkombis
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 17:51, insgesamt 1-mal geändert.
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6.-10. Tag: Auf Spanien als Reiseziel bin ich durch den Nachlass meines Großvaters gekommen. Als Paul Kaiser 1969 starb, erbte ich einen Bildband, in denen Avila [https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%81vila], Toledo https://de.wikipedia.org/wiki/Toledo und andere spanische Städte mit ihren beeindruckenden mittelalterlichen Kulissen abgebildet waren. Paul Kaiser war es verwehrt geblieben, so weit zu fahren; also beschloss ich, dies für ihn nachzuholen. Die Ritte über das menschenleere spanische Hochland, der strenge Geruch eines Eselskadavers auf der Landstraße nach Toledo, die grandiose Stadtmauer von Avila samt ihren zinnenbewehrten Türmen und die vielen Pretiosen in Toledo werde ich nie vergessen. Einen gruseligen Höhepunkt bietet die Besichtigung des Alcazars von Toledo: Das Franquistenzimmer, das während des Bürgerkriegs im Juli 1936 unter den Beschuss der Republikaner geraten war, wird als musealer Schrein so belassen, wie es seinerzeit war: mit allen Einschusslöchern, Waffen und dem ganzen zerschossenem Mobiliar. https://de.wikipedia.org/wiki/Belagerun ... von_Toledo Selbst das Eintrittsbillet rühmt die Taten von Francos Truppen. Auf uns wirkt das so, als hätte man den Berliner Führerbunker im Zustand des 28. April 1945 konserviert und auf der Eintrittskarte die historische „Leistung“ des SA-Führers Ernst Röhm https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_R%C3%B6hm zugunsten der „Bewegung“ herausgestellt.
Spanien_12A.jpg
Spanien_12B.jpg
Spanien_12B.jpg (231.22 KiB) 622 mal betrachtet
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 19:37, insgesamt 4-mal geändert.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

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Zwischen den Besichtigungen strunzen wir ausgiebig entlang und im Flüsschen El Fresno.
Strunzen im El Fresno
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Beitrag von Nergal »

11. Tag: Wir brechen nach Portugal auf. Einerseits bedauern wir, den gastlichen Ort zu verlassen, andererseits sind wir froh, unser Frühstück künftig ohne zudringliche Wespen einnehmen zu können. 1979 sind wir mit unserer BMW noch einmal nach Aldea zurückgekehrt; jetzt gibt es den Platz nicht mehr. Unter „Lost Places“ ist er noch als gruseliger "Lost Place" zu bewundern: https://zonasabandonadas.blogspot.com/2 ... resno.html Eine Flut im Jahre 1989 scheint dem dortigen Treiben ein jähes Ende bereitet zu haben.

Zurück zu unserer Abfahrt aus Aldea: Auf gut ausgebauten, ziemlich leeren Straßen geht es über Trujillo und Merida zur portugiesischen Grenze bei Badajoz. Ich habe reichlich Fahrspaß und lasse es ordentlich krachen. Die Schönheit der kargen und einsamen Landschaft entgeht mir dennoch nicht. Der Grenzübertritt gestaltet sich unvermutet zeitaufwendig, doch mit der nötigen Gelassenheit schaffen wir auch das.
Einsame Landschaft westlich Aldea del Fresno.
Einsame Landschaft westlich Aldea del Fresno.
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Beitrag von Nergal »

Unser Ziel ist die alte Römerstadt Evora https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%89vora, Hauptstadt des Alentejo und Sitz des Erzbischofs. Unser Interesse gilt allerdings mehr dem Heidnischen: Den eindrucksvollen Diana-Tempel wollen wir uns nicht entgehen lassen. Unterwegs fasse ich einen Liter Castrol GTX für meine Gummikuh, die jetzt ab und an seltsame Geräusche produziert und nicht mehr ganz so startwillig ist. Heute weiß ich, dass die vorsintflutlichen Unterbrecherkontakte gern etwas Zuwendung von mir gehabt hätten, aber damals waren das Böhmische Dörfer für mich.

Das Hotel „Santa Clara“ beherbergt uns für eine Nacht. Heute gehört es zur Best Western Gruppe. Es liegt mitten in der Innenstadt. Ich löhne umgerechnet 30 Mark für die Nacht und bekomme den kostenlosen Rat, mit meinem Töff bloß nicht vor dem Hotel zu parken. Die Polizei mache gnadenlos Jagd auf Parksünder, besonders dann, wenn sie Ausländer seien. Ich schlage den Rat in den Wind: Der Laternenpfahl direkt unter unserem Zimmer ist wie gemacht zum diebstahlsicheren Anschließen unserer Gummikuh. Sie irgendwo in die Dunkelheit schieben, wo ich sie nicht sehen kann? Im Leben nicht!

12.-13. Tag: Morgens packen wir auf und erkunden zu Fuß die Innenstadt von Evora samt Diana-Tempel.
Der Diana-Tempel in Evora
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Beitrag von Nergal »

In den Straßen sind noch die Nachwirkungen der Nelkenrevolution zu sehen: https://de.wikipedia.org/wiki/Nelkenrevolution Grandola, villa morena…
Das Graffiti in Evora fordert eine Landreform zugunsten der Besitzlosen.
Das Graffiti in Evora fordert eine Landreform zugunsten der Besitzlosen.
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Beitrag von Nergal »

Als wir nach drei Stunden von unserem Stadtrundgang zurückkommen, entwickelt sich eine slapstickartige Szene: Da schleicht doch tatsächlich ein Uniformierter um unsere BWM herum. Er wartet offensichtlich darauf, dass wir kommen und wir warten ebenso geduldig darauf, dass er endlich verschwindet. Das tut er auch, aber immer nur für kurze Zeit. Es wird ein gegenseitiges Belauern daraus. Erst nach mehreren Anläufen gelingt uns die Flucht. Schwein gehabt!

Über Sines https://de.wikipedia.org/wiki/Sines, das uns mit seinem hässlichen Industrierevier gründlich abschreckt, steuern wir den südwestlichsten Punkt Europas an: das Cabo de Sao Vicente in der Algarve. Es ist jetzt so heiß, dass die Gummikuh im aufgeweichten Asphalt zu schwimmen beginnt. Erschrocken nehme ich das Tempo zurück. Unsere naive Vorstellung, eine einsame Bucht zu finden, um hier unseren „Pudding“ aufzuschlagen, erweist sich als Illusion. Der Strand liegt rund 50 Meter unterhalb einer Steilküste; mit der BMW kommen wir da nie und nimmer runter. Ergeben tuckern wir die Algarve-Küste entlang nach Osten. In der Kleinstadt Ferragudo https://de.wikipedia.org/wiki/Ferragudo finden wir schließlich einen Campingplatz, der uns einigermaßen zusagt. Leider kriegen wir einen Platz ohne jeglichen Schatten zugewiesen. Da ist juvenile Bettflucht angesagt, sobald die Sonne aufgeht.
Ab 10 Uhr morgens wird es hier unerträglich.
Ab 10 Uhr morgens wird es hier unerträglich.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

14.-16. Tag: Die folgenden drei Tage erkunden wir Ferragudo, Portimao https://de.wikipedia.org/wiki/Portim%C3%A3o und Lagos https://de.wikipedia.org/wiki/Lagos_(Portugal). Wir sind entzückt von den farbigen Häusern und der Ursprünglichkeit, die diese Gegend ausstrahlt.
Der Hafen von Ferragudo bei Ebbe
Der Hafen von Ferragudo bei Ebbe
Straße in Ferragudo
Straße in Ferragudo
Haus in Portimao
Haus in Portimao
in Lagos
in Lagos
Quinta irgendwo am Straßenrand
Quinta irgendwo am Straßenrand
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 18:01, insgesamt 1-mal geändert.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

Αἰθίοπές τε <θεοὺς σφετέρους> σιμοὺς μέλανάς τε
Θρῆικές τε γλαυκοὺς καὶ πυρρούς <φασι πέλεσθαι>.
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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

In Lagos entdecken wir eine Petroleumlampe und archaisches Tongeschirr. Der „Will-haben-Modus“ springt an. Aber wie schafft man den ganzen Kerschel aufm Mopped nach Hause? Gar nicht! Eine Bekanntschaft auf dem Campingplatz bringt die Lösung: Hier haben wir eine Gruppe junger Leute aus Stuttgart kennengelernt, die mit einem Kleinbus auf Reisen ist. Mit ihrer „Dieselspedition“ bringt sie unsere Beute zuverlässig nach Tübingen. Dafür werden die Wohltäter später von Sigrid mit einem Abendessen bei uns zu Hause belohnt. Unser ewiger Dank ist ihnen gewiss. Die Petroleumlampe und das Tongeschirr benutzen wir noch heute, letzteres aber eher selten, weil wir mittlerweile gelernt haben, dass die Glasur giftig ist. Jetzt wird nur noch unserem lieben Erbonkel damit aufgetischt.
Die portugiesische Petroleumlampe ziert noch heute unseren Hausflur.
Die portugiesische Petroleumlampe ziert noch heute unseren Hausflur.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Meist nehmen wir unser Abendessen im Platzrestaurant ein. Hier versammelt sich allabendlich eine bunte, lustige Gesellschaft, die fröhlich singt und musiziert. Den Vogel schießt ein junger Mann ab, der zu den Rhythmen tanzt, sich dreht und windet. Wir nennen ihn „das Hähnchen“.
Fröhliche Runde mit „Hähnchen“ (im weißen T-Shirt links)
Fröhliche Runde mit „Hähnchen“ (im weißen T-Shirt links)
Beste Grüße

Wolf-Ingo

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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Wir sitzen etwas abseits, genießen das Spektakel und zitieren im Geiste den „Musensohn“: „Denn wie ich bei der Linde das junge Völkchen finde, sogleich erreg' ich sie. Der stumpfe Bursche bläht sich, das steife Mädchen dreht sich nach meiner Melodie.“ Franz Schubert hat Goethes wunderbares Gedicht auf kongeniale Weise vertont https://www.schubertlied.de/die-lieder/der-musensohn; die Töne hier erinnern allerdings eher an Carlos Montoya denn an Franz Schubert!
Goethe zitierender Motorradfahrer…
Goethe zitierender Motorradfahrer…
...und sein Weib.
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Beste Grüße

Wolf-Ingo

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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Am Abend vor unserer Abfahrt erhalten wir einen kulinarischen Geheimtipp: Im Hafen von Portimao gebe es einen Fischer, der bereite seinen Sardinenfang frisch für die Gäste zu. Was Besseres könne man weit und breit nicht kriegen. Wir lassen uns den Weg beschreiben und finden tatsächlich hin. Nun ja, am äußeren Erscheinungsbild könnte der „Gastronom“ noch feilen. Wenn der Fisch hier so schmeckt, wie die Hütte aussieht, dann gute Nacht! Weit gefehlt! Wir erleben einen kulinarischen Höhepunkt allererster Güte und schwören noch heute, auf der gesamten Reise nirgendwo besser bewirtet worden zu sein als im Hafen von Portimao. Da nimmt man gewisse Abstriche am äußeren Erscheinungsbild billigend in Kauf.
Spitzengastronomie mit optischem Understatement.
Spitzengastronomie mit optischem Understatement.
Beste Grüße

Wolf-Ingo

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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

17. Tag: Um der gnadenlos brennenden Sonne zu entkommen, packen wir unsere Kuh früh auf und tuckern entlang der Algarve-Küste nach Osten. Bei Vila Real de San Antonio kaufen wir eine farbige Roséweinflasche und passieren anschließend den Rio Guardiana, der die Grenze zwischen Spanien und Portugal bildet. Wir tun dies nicht auf einer Brücke – die gibt es noch nicht – sondern auf einem altersschwachen Kahn, der bis zum letzten Platz mit PKWs belegt ist. Ich darf erst als letzter auf das Deck und muss zusehen, dass ich die überall umherschwirrenden Fahrgäste nicht niedermache.
Auf der Fähre über den Rio Guardiana
Auf der Fähre über den Rio Guardiana
Beste Grüße

Wolf-Ingo

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Re: Mit der Gummikuh 1978 nach Portugal - Fünf Jahrzehnte auf zwei Rädern (6)

Beitrag von Nergal »

Unser Weg führt uns nördlich an Huelva vorbei nach Sevilla https://de.wikipedia.org/wiki/Sevilla. Die andalusische Hauptstadt besitzt eine berühmte Kathedrale und eine bis in die Zeit der Phönizier zurückreichende Geschichte. Entsprechend ist ihr kulturelles Angebot. Unterwegs kaufen wir eine Melone und bewundern die übermannshohen Kakteenhecken am Straßenrand.
Melonenverkauf am Straßenrand
Melonenverkauf am Straßenrand
Boah eh!!!
Boah eh!!!
Zuletzt geändert von Nergal am Mo 15. Jan 2024, 18:02, insgesamt 1-mal geändert.
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