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Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Mi 22. Nov 2023, 20:32
von Maik
Hallo liebe Leute,
mein Tachoantrieb ist jetzt innerhalb von zwei Jahren schon zum zweiten Mal defekt. Beim ersten Mal war die Verzahnung des Kunstoffrades komplett abgeraspelt, jetzt sind die beiden „Ohren“ abgebrochen und eigentlich das ganze Rad gerissen.
Ich hatte nach dem ersten Defekt auch eine neue Tachowelle eingebaut, die immer noch leichtgängig ist. Deshalb wundert mich dieser neue Defekt.
Ich habe das Gefühl, das der Kunststoff spröde geworden ist, vielleicht durch lange Lagerzeiten.
Jedenfalls hatte mir jetzt ein netter Arbeitskollege angeboten, auf seiner CNC Drehbank so ein Teil aus Messing zu fertigen.
Es läuft sehr gut im Antriebsgehäuse. Ich habe es aber noch nicht an der Domi eingebaut, werde es aber am Wochenende ausprobieren.
Ich denke, bei guter Schmierung sollte das Teil etwas länger halten, was meint ihr?





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Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 10:10
von Mehrheit
Würde Dein Kollege auch in Serie produzieren, wenn es sich bewährt ?

LG Sylvia

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 12:11
von Maik
Da kann ich ihn mal darauf ansprechen. Er hat das Programm für das Teil jedenfalls abgespeichert.
Ich wollte mir das aber erstmal im Betrieb anschauen. Mal schauen bei dem Wetter…🥶

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 13:47
von langer
Woher hat er die Masse und Geometrien der Schrägverzahnung ?
Von einem alten Ritzel abgetastet ?
Wenn alles einigermassen passt, auch die Geometrie zur Schnecke (sodass es die jetzt nicht lyncht) kann es nur besser als ein runtergerittenes ori sein.

Irgendwie bleibt unklar, warum die Dinger bei manchen sterben, bei manchen nicht.
Ob es ausschliesslich nur am Material dieses Ritzel liegt, oder welche andere Faktoren
z.B. Verschleiss des Gehäuse-Mass = Kippspiel (da die Lagerlänge recht kurz ist, wird der Kippfaktor hoch),
der Zustand des Eingriffpartner, also der Schnecke eine Rolle spielt,
oder die Schmierbedingungen, bzw. auch die Schmiermittel-Arten (wegen der Kunststoffart dieses Ritzel), oder... ?

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 15:53
von Andreas_NRW
2 Faktoren spielen neben der Leichtgängigkeit der Tachowelle noch eine Rolle.
.
Die Lagerung der kleinen Schnecke verschleißt, so bekommt diese Längsspiel,
was zu einem „Klemmen“ in der Verzahnung zum Antriebsrad führt und dieses quasi abfeilt.
.
Das Antriebsrad wird spröde weil normales Fett verwendet wird.
Für den Kunststoff wäre es besser weiße Vaseline zu verwenden, die ist Säurefrei.
Wer es perfekt möchte mischt noch etwas Gaphitpulver unter.
.

Das Messingteil ist wirklich nicht schlecht, aber…
Wenn das mehrmalige „Versagen“ an einer verschlissenen Lagerung der Schnecke liegt,
besteht bei dem Messingrad die Gefahr das komplette Schneckengehäuse zu „knacken“.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 16:00
von Gockel500
Eine Frage stellt sich mir: warum ist die Schnecke bis zuletzt aus Plastik gefertigt worden und nicht irgendwann aus Metall. Eine Häufung von eingehenden Schnecken dürfte ja im Laufe der Zeit aufgefallen sein. Auch ich hatte einem eine zebröselte Schnecke. Was ist dann passiert: Nichts weiter, außer dass halt der Tacho nicht mehr funktioniert hat. Kann man trotzdem weiterfahren. Was aber, wenn da ein Metallteil bricht? Späne, Blockade? Ich weiß es nicht...

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 16:02
von Gockel500
Das Messingteil ist wirklich nicht schlecht, aber…
Wenn das mehrmalige „Versagen“ an einer verschlissenen Lagerung der Schnecke liegt,
besteht bei dem Messingrad die Gefahr das komplette Schneckengehäuse zu „knacken“.
Andreas, ich glaube, da hatten wir fast zeitgleich eine ähnliche Idee.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 16:31
von Andreas_NRW
Die kleine Schnecke ist aus Metall, das Antriebsrad aus Kunststoff…
Ich vermute nicht ohne Grund : wenn was kollabiert dann ohne Blockade.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 16:32
von Maik
Die Maße und Geometrie hat er von der alten Schnecke. Er sagt, der Winkel der Verzahnung ist meistens 30 oder 60 Grad bei den Tachoantrieben.
Die Kunststoffschnecke hatte auch ziemlich viel radiales Spiel zu der Buchse. Das hat er etwas verringert.
Es muss natürlich noch Fett dazwischen passen.
Da mit dem Abrieb und Zerstören des gesamten Antriebes ist mir natürlich auch durch den Kopf gegangen.
Es gibt aber im Maschinenbau öfters solche Reibpaarungen. Ok, die laufen meistens in Getriebeöl.
Ich werde es halt ausprobieren und natürlich berichten, wenn gewünscht.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 17:07
von Maik
Das Wetter sieht halt die nächste Zeit sehr nach November aus.
Jedenfalls habe ich vor, nach der ersten Fahrt, den Antrieb wieder auszubauen und zu begutachten.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 20:14
von Nickless
Maik hat geschrieben: Do 23. Nov 2023, 16:32 Ich werde es halt ausprobieren und natürlich berichten, wenn gewünscht.
Und ob das gewünscht ist. Danke schon mal vorab!

Gruß, Rolf

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Do 23. Nov 2023, 23:46
von Barniebutsch
Bin auch mal gespannt, ob sich das Messingteil im Fahrbetrieb bewährt.

Habe mit dem Tachoantrieb bei meiner originalen Domi folgende Erfahrung gemacht: Gekauft 2014 im Mai mit weniger als 14 000 km auf dem Tacho. Im September dann auf der Fahrt zur DEKRA ist der Tacho ausgefallen, also umgedreht und eine neue Tachowelle bestellt. Was sollte denn auch sonst kaputt sein. Kaputte Tachowelle hatte ich schon bei meiner ersten Domi 1994 in Marokko bei nicht mal 10 000 km auf der Uhr. Als die da und eingebaut war, ging der Tacho immer noch nicht. Das Plastikrad im Tachoantrieb hatte keine Zähne mehr, was ich mir bis zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht vorstellen konnte.
Neues Zahnrad für ungefähr 30 € bestellt und eingebaut, ordentlich gefettet, hielt keine 10 000 km, also weniger als 1 Jahr. Nochmal ein neues Zahnrad bestellt und dazu die neue Tachowelle eingebaut, hielt auch wieder kein Jahr (also das Zahnrad).

Schnauze voll und von einem Spendermotorrad (gekauft für 150 € ohne Motor, 65 000 km auf der Uhr) Tachoantrieb und Tachowelle ausgebaut und bei mir eingebaut. Läuft seitdem ohne jedes Problem, bisher über 50 000 km bei mir. Bekommt bei jedem Reifen- bzw. Radwechsel frisches Fett spendiert.

Der Tachoantrieb der Sumo läuft ohne Probleme (50 000 km) und der der XR bis zum Unfall auch (56 000 km). Was genau am Tachoantrieb der originalen Domi nicht gestimmt hat, würde mich schon interessieren, werde ich aber wohl nie herausfinden. Ein Tachoantrieb ohne internen Fehler kommt bisher auf etwa 115 000 km, also ist die Materialpaarung von Honda grundsätzlich als funktional anzusehen.

Kann sein, daß das Messingteil gut und lange hält. Wenn ich drauf wetten müßte, würde ich sagen nein. Weil irgendwo im Tachoantrieb selbst ein Fehler zu stecken scheint, der das Plastikzahnrad verschleißt. Und der Fehler ist durch den Tausch des Zahnradmaterials nicht verschwunden.

Vielleicht noch schnell günstigen Ersatz besorgen, sollte der Messing-Versuch nicht erfolgreich sein. Hier gibt's den:

https://www.kleinanzeigen.de/s-anzeige/ ... 4-306-7166

Man muß je keine Unsumme ausgeben. Und daß ein Gebrauchtteil noch sehr lange halten kann, hat sich bei mir gezeigt.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 07:21
von Maik
Danke für den Link!
Ich gehe es aber optimistisch an und gehe davon aus, dass es funktioniert.
Manchmal muss man halt etwas riskieren.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 07:34
von Maik
Mein Kollege hat das auch schon einmal bei einem anderen Moped gemacht. Da habs bisher wohl keine Probleme.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 16:39
von Maik
IMG_5770.jpeg
So, also hier kommt mal ein Zwischenfazit.
Ich habe den Antrieb heute eingebaut, und bin damit mehr als 50 Kilometer gefahren.
Der Tacho funktioniert einwandfrei, Antrieb läuft ohne Geräusche oder Blockade.
Natürlich kam ich dann kurz vor dem heimischen Stall in einen Eisregen 🥶.
War mir aber egal, ich war gespannt, wie der Antrieb wohl aussehen würde.
Also Vorderrad ausgebaut, Antrieb begutachtet:

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 16:39
von Maik
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Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 16:40
von Maik
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Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 16:46
von alpe650
Hallo Maik,
Das Teil hält eine Ewigkeit.
Respekt dem CNC Spezialisten.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 16:47
von Maik
Es gibt keinerlei Abnutzung oder Späne, weder vom Messing oder von der Stahlschnecke.
Das ist, wie gesagt, nur ein Zwischenfazit. Ob das so bleibt, kann ich natürlich nicht sagen.
Ich bin aber sehr optimistisch, dass der Antrieb sehr lange hält. Entsprechendes Schmieren natürlich vorausgesetzt.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Fr 24. Nov 2023, 20:05
von langer
Supi !
Das jetzt noch mit einem klein wenig vergrösserten Innendurchmesser (oder/und ein verkleinerter im Gehäuse) und ein Nadellager... wäre kaum auszuhalten.

Re: Tachoantrieb aus Messing

Verfasst: Sa 25. Nov 2023, 08:48
von Maik
langer hat geschrieben: Fr 24. Nov 2023, 20:05 Supi !
Das jetzt noch mit einem klein wenig vergrösserten Innendurchmesser (oder/und ein verkleinerter im Gehäuse) und ein Nadellager... wäre kaum auszuhalten.
Ja, das wäre das Non plus Ultra und wahrscheinlich sogar machbar.
Es funktioniert aber doch auch so ganz gut.